Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
haben uns gestritten. Sie hat mich mit einer Pistole bedroht.“
    In Keith’ Augen flackerte neues Interesse auf.
    „Nachdem ich ihre Schwester niedergeschlagen habe.“
    „Du hast was?“
    „Emily, die kleine Schlampe. Sie wollte meine Autoschlüssel klauen.“
    Das Interesse in Keith’ Augen verwandelte sich in Verwirrung. „Sie wollte deine Autoschlüssel klauen? Aber musstest du sie deshalb gleich niederschlagen?“ Er hatte offensichtlich Mühe, den Faden zu behalten. „Also ich verstehe ja, dass du dein Auto liebst, aber sie ist immerhin eine Frau, und wenn sie auch noch Violets Schwester ist ...“
    „Du verstehst nicht“, stieß Gabriel hervor. Er setzte die Flasche an und trank, bis seine Kehle in Flammen stand.
    „Nein.“
    Sein Geist sank allmählich in warme Schwere. „Ich liebe sie.“ Ein Teil von ihm zuckte zusammen, konnte nicht glauben, dass er das wirklich gesagt hatte. „Ich liebe sie“, wiederholte er, um die zweifelnde Stimme zum Schweigen zu bringen.
    „Ähm, herzlichen Glückwunsch.“ Keith grinste wie ein Idiot. „Das ist ja großartig. Liebt sie dich auch?“
    „Keine Ahnung.“ Gabriel zog die Tüte heran, um eine weitere Flasche aufzuschrauben.
    „Und was zur Hölle ist nun mit ihrer Schwester?“
    „Ich kann nicht zulassen, dass sie sich von dieser Karnivore einwickeln lässt.“ Genau, schoss es ihm durch den Sinn. Deshalb hast du sie auch einfach so ziehen lassen. Wer weiß, was passiert, wenn die beiden erst allein in einem Auto sind? Oder in Violets Apartment? Was, wenn Emily der Blutdurst übermannt, während Violet in tiefem Schlaf liegt? Die Kreaturen, die sie in der Fabrik angegriffen hatten, waren wahnsinnig vor Gier gewesen.
    „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“ Keith rutschte ein wenig tiefer in seinen Sessel und tastete nach der Flasche. „Aber ist auchegal, du bist trotzdem mein Freund.“
    „Ihre Schwester hat diesen verdammten Defekt.“ Gabriel hatte Mühe, die Silben richtig aneinanderzureihen. „Diese Porphy...“ Er schnaubte. „Du weißt schon, diese scheiß Krankheit, bei der die Nebenwirkungen an den Sangrin Testprobanden aufgetreten sind. Ich habe ihr Gesicht gesehen. Und ihre Hände. Sie ist kein Mensch mehr. Verstehst du? Sie verwandelt sich in eine von diesen Kreaturen. Sie hat diese verdammte Mutation. VORTEC wusste nicht, wie sie es stoppen können, deshalb haben sie die Probanden gejagt, bei denen die Symptome auftraten. Die Hälfte von ihnen erschossen, die andere Hälfte eingesperrt, bis Stephan sie auf uns losgelassen hat.“
    „Scheiße“, sagte Keith. Er klang beinahe nüchtern. „Was sagt Violet dazu?“
    „Sie wollte mich erschießen, wenn ich ihre Schwester nicht loslasse.“
    Ratlos sah Keith ihn an. „Und was hast du getan?“
    „Ich habe sie losgelassen.“
    „Und dann?“
    „Ist sie aus dem Haus gestürmt, mit der Schwester im Schlepptau. Sie hat keine Ahnung, worauf sie sich einlässt.“
    „Naja“, Keith zuckte mit den Schultern, „es ist ihre Schwester. Willst du ihr nicht nachfahren oder so was?“
    „Damit sie auf mich schießt, wenn ich mich auf dreißig Fuß nähere?“
    „Schenk ihr Blumen. Frauen lieben Blumen.“
    Gabriel stöhnte. „Sie hasst mich. Sie glaubt, ich will ihre Schwester erschlagen.“
    „Willst du das?“
    „Ich habe mit dem Gedanken gespielt.“
    „Auf die Frauen“, erklärte Keith. Er prostete Gabriel zu und stürzte zwei Fingerbreit hinunter.
    „Hast du Eis?“
    „Eis?“
    Schwankend richtete Keith sich auf. Er hielt sich an der Kante des Sessels fest, schwang sich auf die andere Seite und steuerte auf den Kühlschrank zu. Eine Serie unverständlicher Flüche ging ihm über die Lippen, als er an einer Ecke des Küchentresens hängen blieb. Hoch konzentriert streckte er eine Hand nach dem Eisfach aus, murmelte etwas Unverständliches, sackte seitlich gegen die Wand und glitt daran hinunter.
    „Keith?“ Er antwortete nicht. Gabriel quälte sich auf die Beine. Er war betrunken, doch nicht so betrunken, dass er das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte. „Keith?“ Der Schattenläufer hatte sich zusammengerollt wie eine Katze und war in tiefen Schlaf gefallen. „Keith“, murmelte er verdrossen. „Jetzt lässt du mich auch noch im Stich.“

    Die Brücken gefielen ihm. Wie sie kunstvoll zu Knoten verschlungen die riesigen Straßen überspannten, Adern aus Rauschen und Licht. Sie übten eine hypnotische Faszination auf ihn aus. Die Säulen unter den Brücken waren mit

Weitere Kostenlose Bücher