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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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die Küchenanrichte, drehte kaltes Wasser auf und trank aus den hohlen Händen. Sein Blick fiel auf den riesigen Haufen schlecht geschnittener Rosen- und Fliederzweige im anderen Becken und dann zurück zu den zerdrückten Blüten, die überall im Wohnzimmerteppich steckten. Er unterdrückte ein Stöhnen. Der schieren Menge nach zu urteilen, waren vermutlich nur Stümpfe im Kirchgarten übrig geblieben.
    „Soll ich uns Kaffee kochen?“, rief er.
    „Wer war am Telefon?“, klang Violets Stimme durch die offene Schlafzimmertür.
    „Keine Ahnung.“ Er füllte Wasser in die Glaskanne der Kaffeemaschine. „Warum wolltest du eigentlich wissen, ob ich Blaubeermuffins mag?“
    „Was?“
    „Blaubeermuffins.“
    Ein schwer bestimmbares Geräusch drang aus dem Schlafzimmer.
    „Violet?“
    Er hörte Stoff rascheln, dann tauchte sie in der Tür auf, das Laken über ihren Brüsten zusammengeknotet.
    „Du siehst aus wie die schaumgeborene Venus.“
    Sie lächelte verschlafen. Das war das Schönste, was er jemals gesehen hatte. Violet in einem Laken, die Abdrücke seiner Küsse in ihrem Gesicht. Ein warmes Gefühl von Zärtlichkeit spülte über ihn hinweg. Er hatte sich vielleicht wie ein Idiot benommen, war aber unendlich froh, dass er in seinem whiskygetränkten Geist auf die Idee gekommen war, ihr nachzufahren.
    Das Klingeln zerriss den Moment. Er stellte die Kanne ab und griff nach dem Telefon.
    „Ja?“
    „Ich bin es, Pascal.“ Der Schmied sprach hastig und abgehackt. „Gott sei Dank, dass ich dich erreiche. Wo bist du?“
    Pascals Stimme riss ein Prickeln in Gabriels Nacken auf, das jede Behaglichkeit auslöschte. „Warum?“
    „Du musst sofort herkommen.“
    „Was ...“
    „Etwas Schreckliches ist passiert.“ Pascal atmete rasselnd aus. „Sie haben mich niedergeschlagen und den Loft verwüstet. Und Thomasz ist verschwunden.“

    Violet sah es in seinem Gesicht, bevor er das Telefon vom Ohr nahm. In der Art, wie seine Kiefer sich verhärteten und seine Schultern sich verkrampften. In einem Lidschlag löste sich die Aura entspannter Heiterkeit in Nichts auf. Der Killer war zurück. Der Gabriel, der bis an die Zähne bewaffnete Guerillas mit einem Schwert enthauptete, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Oh Gott“, stieß sie hervor. „Was ist geschehen?“
    Er war fahl unter seiner gebräunten Haut. „Mein Vater.“
    „Ist er ... ich meine, ist ihm etwas zugestoßen?“
    „Er ist verschwunden.“
    Ihre Finger fühlten sich plötzlich kalt an. „Was heißt das?“
    „Sein Loft wurde verwüstet.“
    „Jemand hat ihn überfallen?“
    „Während ich nicht dort war.“ Sein Blick flackerte. „Ich habe nicht einmal ein Wort mit ihm gesprochen. Pascal wollte auf ihn aufpassen, aber sie haben ihn überrascht und bewusstlos geschlagen. Ich hätte bei ihm sein müssen ...“
    Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Sie wusste, wohin das führte. Sie wusste es, bevor er es wusste. „Lass uns in die Brewery fahren.“
    Gabriel stieg in seine Jeans. „Du musst mich nicht begleiten.“
    Sie starrte ihn an. Warum fühlte es sich jetzt verdammt noch mal an, als sei es ihre Schuld? Sie hatte ihn nicht gezwungen, eine halbe Flasche Whisky zu trinken und dann zu ihr zu fahren. Wut stieg auf. Eine giftige Erwiderung lag ihr auf der Zunge, doch dann setzte ihr Verstand wieder ein, wie ein Guss Eiswasser. Es brachte niemandem etwas, wenn sie den Kopf verlor. Wenn sie ihrem Zorn jetzt nachgab, würden sie sich wieder gegenseitig verletzen. In der Hitze des Gefechts würden sie sich Wunden zufügen, die nicht mehr heilen mochten. Weil sie vielleicht kein zweites Mal in der Lage sein würden, ihren idiotischen Stolz zu überwinden.
    Mit zusammengebissenen Zähnen ließ sie das Laken fallen, zerrte ein frisches T-Shirt aus dem Schrank, Höschen und eine Jeans und zog sich so rasch an, als hinge ihr Leben davon ab. Als sie in ihre Boots schlüpfte, riss Gabriel bereits die Tür auf.
    „Warte!“, rief sie ihm nach.
    Seine Schritte hallten auf dem Holzboden der Veranda, entfernten sich und rissen abrupt ab.
    „Scheiße!“, brüllte er.
    Der Rest seines Fluchs ging im Gepolter seiner Tritte unter, während er die Treppen hinabrannte. Sie lief hinter ihm her, nahm immer zwei Stufen auf einmal und schloss auf der Mitte des Sandplatzes zu ihm auf.
    „Was ist los?“
    „Mein Auto!“
    Seine Blicke sprachen Mord. Sie sah, dass überall auf dem Asphalt welke Rosenzweige lagen. Eine Spur aus Blüten führte zu

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