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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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klang ruhig und beherrscht. „Pascal hat sie nicht einmal kommen gehört. Glaubst du nicht, dass sie dich auf die gleiche Weise ausgeschaltet hätten?“
    Seine wütende Entschlossenheit geriet ins Wanken. Was sie sagte, klang logisch.
    „Ich will dir helfen, okay? Aber das kann ich nur, wenn du mich lässt.“
    Er wollte sie anbrüllen, dass es verdammt noch mal seine Angelegenheit war. Hier ging es um seinen Vater. Dann wurde ihm bewusst, dass es so einfach nicht war. Er war nicht länger allein. Ohne sie hätte er Thomasz nicht einmal gefunden. Sie war es, die ihn erst auf die richtige Spur gesetzt hatte.
    „Violet ... ich ...“ Was wollte er überhaupt sagen? Dass es ihm leidtat, dass seine verdammten Wutanfälle sich ausgerechnet immer in ihre Richtung entluden? Dass er sich ohnehin schon viel besser in Griff hatte, seit sie diese verrückte Mission gemeinsam verfolgten? Ja, es tat ihm leid. Er wollte sie nicht schon wieder vertreiben. Zur Hölle, er brauchte sie. „Ich bin froh, dass du da bist“, stieß er schließlich hervor. „Auch wenn Emily deine Schwester ist.“
    „Tut mir leid.“ Sie setzte ein schiefes Lächeln auf, das mehr als alle Worte verriet, dass sie ihn verstand. „Ich hab sie mir nicht ausgesucht. Wenn ich könnte, würde ich sie sofort umtauschen.“
    In einer Aufwallung von Zuneigung streckte er seine Hand nach ihr aus und berührte ihre Wange. Dann trat er an ihr vorbei und stieg wieder nach unten. Nichts fiel ihm ins Auge. Kein Hinweis, keine Spur. Nur die halb getrocknete Blutlache auf den Steinen und die Scherben der Kaffeekanne. Sein Blick glitt über die geschwungene Kupferschale, die Pascal vor Jahren für seinen Vater angefertigt hatte. Die Äpfel hatten eine stumpfe, leicht klebrige Schale. Dann sah er den Ring. Er lag am Rand der Schale, halb von einem Apfel verborgen.
    Ein Drachenring.
    Seine Finger zitterten, als er danach griff. Stephans Ring. Der Aquamarin schimmerte im Licht. Ein kleiner Zettel steckte darin, zu einem Zylinder gerollt.
    „Soll ich die Cops rufen?“ Violet war auf halber Treppe stehen geblieben. „Die könnten Fingerabdrücke nehmen.“
    „Warte noch.“ Er entfaltete den Zettel.
    Gabriel, wir müssen reden. Heute Abend, acht Uhr, in meinem Apartment im Ebony Horse Tower. Nur du und ich. Wenn du dich an die Regeln hältst, geschieht deinem Vater kein Leid
.
    Stephan
.
    Das war bizarr. Er dachte an ihre kurze Begegnung in der Nacht zuvor.
    Es ist nicht so, wie du denkst, Gabriel
.
    Was hatte das zu bedeuten? Der Ring war echt, daran bestand kein Zweifel. Er war das exakte Gegenstück zu dem, den Gabriel trug. Hatte das gleiche Gewicht, fühlte sich richtig an.
    „Hast du etwas gefunden?“ Violet war die restlichen Stufen herabgestiegen.
    Er blickte sie an. „Eine Nachricht von Stephan.“ Er rollte den Zettel zwischen seinen Fingern.
    „Was?“ Unglauben färbte ihre Stimme. „Stephan ist für das hier verantwortlich?“
    „Er will mit mir reden.“
    „Du wirst doch nicht darauf eingehen? Das ist eine Falle!“
    „Ich weiß nicht.“ Wieder musterte er den Ring. Dass Stephan ihn an diese Botschaft geheftet hatte, bewies, wie wichtig es ihm war. Niemals hätte er sich leichtfertig von dem Schmuckstück getrennt.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Rufen wir ihn an und finden es heraus.“ Mit einer raschen Bewegung zog sie das Handy aus der Tasche und suchte nach der Nummer, dann hielt sie es ans Ohr. Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Sein Telefon ist ausgeschaltet.“
    „Wenn ich an seiner Stelle wäre, hätte ich es längst weggeworfen. Er weiß, dass du seine Nummer hast, oder nicht? Er muss damit rechnen, dass wir versuchen, ihn zu orten.“
    „Verteidigst du ihn etwa?“
    Gabriel schob den Ring und die Nachricht in die Tasche seiner Jeans. Ihre Frage war berechtigt, doch sein Inneres war in neuerlichem Aufruhr. Nach Stephans Flucht letzte Nacht hatte er nicht erwartet, dass sein alter Freund und Ziehbruder sofort wieder auf dem Spielfeld auftauchen würde.
    Gott, niemand hatte mit einem neuerlichen Überfall auf die Brewery gerechnet, sonst hätten sie Vorkehrungen getroffen. Nachdem sie das Labor überrannt und die restlichen Schattenläufer befreit hatten, waren sie alle der Meinung gewesen, der Feind sei geschlagen. Warum hatte Stephan die Mutanten aus ihren Käfigen gelassen? Weil ihm nach dem Kampf in der Klinik die Ressourcen ausgingen. Marco und seine kleine Privatarmee aus Totschlägern und Banditen waren aus dem Spiel. Die

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