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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Sicherheitsvorkehrungen am Labor verrieten mehr als alles andere, was von der VORTEC Security übrig geblieben war.
    „Es war mein Fehler“, sagte er. „Ich dachte, Stephan ist aus dem Spiel. Ich habe nicht erkannt, dass Thomasz etwas Besonderes für ihn ist. Die anderen waren Schlachtvieh, aber Thomasz nicht. Thomasz hat er aus einem anderen Grund entführt. Bei meinem Vater ging es nicht um sein Blut.“ Er umklammerte den Rand der Küchentheke, weil er plötzlich das Gefühl hatte, der Boden schwankte unter seinen Füßen. „Mein Gott, ich dachte ...“
    „Du dachtest, er war nur zufällig unter den Entführten, und als Stephan ihn erkannte, übermannte ihn die Sentimentalität ob der guten alten Zeiten. Aber er konnte deinen Vater schlecht laufen lassen, sonst wäre alles aufgeflogen. Also machte er Thomasz zu seinem Gast wider Willen und setzte ihn unter Drogen, um ihn ruhigzustellen. Bis ihm eine Lösung einfallen würde. War es das, was du dachtest?“ Ihre Züge wurden weich. „Auf jeden Fall war es das, was ich mir zusammengereimt habe.“
    Gabriel starrte ihr ins Gesicht, in die wasserblauen Augen, die schmal waren vor Müdigkeit, ihre Lippen eine Linie aus Konzentration. Wie hatte er sie ernsthaft für Thomasz’ neuerliche Entführung verantwortlich machen können? Sie war seine Verbündete, nicht sein Feind. Die beste Verbündete von allen.
    Da war die bösartige kleine Stimme in seinem Kopf, die flüsterte, dass es wegen Emily war. Dass das alles nicht passiert wäre, wenn Violet nicht Emily seinem Zugriff entzogen hätte. Doch Stephan wusste auch ohne Emily, wo er Thomasz finden konnte. Er hatte Gabriels Sorglosigkeit ausgenutzt, um sich seine Beute zurückzuholen. Das hier hatte mit Emily nichts zu tun.
    „Die Nachricht ist echt“, sagte er. „Wenn es Stephan nur darum geht, mich tot zu sehen, kann er das leichter haben. Dieser Ring ist der beste Beweis. Stephan war nie ein ehrloser Mann. Im Ernst, ich kenne kaum jemanden, der einen so hohen Ehrbegriff pflegt wie Stephan. Ich weiß nicht einmal, wie er in diese VORTEC Geschichte hineinrutschen konnte. Vielleicht hat er sich verändert. Aber ich glaube einfach nicht, dass er mich so plump in eine Falle locken würde. Das ist nicht Stephans Stil.“
    Violet starrte ihn mit zusammengepressten Lippen an. Endlich nickte sie, eine abrupte Bewegung. „Also gut. Du sagst, es ist echt. Wo will er dich treffen?“
    „In seinem Apartment im Ebony Horse Tower.“
    „In Downtown?“ Sie fuhr sich durchs Haar. „Das ist verrückt. Gabriel, wir haben gerade sein verdammtes Labor ausgeräuchert und er ist nur um Haaresbreite entkommen. Und da kehrt er ausgerechnet in sein Apartment zurück, statt sich irgendwo am anderen Ende der Stadt zu verkriechen?“
    „Die Einzige, die das Apartment kennt, bist du.“
    „Und was hindert mich daran, ihm die Polizei auf den Hals zu hetzen? Oder die Garde?“
    Erschöpfung sickerte in seine Schultern. Tief innen hatte er seine Entscheidung bereits getroffen. Er wusste, dass ihr das nicht gefiel. Ihre Einwände waren berechtigt. Er hätte die gleichen Fragen gestellt, wenn es nicht Stephan gewesen wäre. Doch seine Entscheidung basierte auf Instinkt, nicht auf kühler Kalkulation und sein Instinkt hatte ihn nie im Stich gelassen. Er glaubte nicht, dass er falsch lag, was Stephan betraf. Sie hatten zu viele Schlachten gemeinsam geschlagen, zu viel geteilt. „Ich fahre hin.“
    „Dann komme ich mit.“
    „Nein.“ Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Ich muss allein zu ihm gehen.“

23
    G
abriel ließ seinen Pick-up vor dem Hauptportal des Ebony Horse Clubs stehen und überließ das Parken den uniformierten Angestellten. Wenn Stephan falsch spielte, würde es kaum einen Unterschied machen, ob der Wagen fluchtbereit in der Nachbarstraße stand. Er betrat die marmorne Eingangshalle und steuerte auf den Concierge zu, der ebenso handverlesen aussah wie das Mobiliar und die Blumenarrangements. Gabriels Schwert war in der Brewery zurückgeblieben, doch er verbarg seinen Dolch und die SIG Sauer unter der Lederjacke.
    „Was kann ich für Sie tun, Sir?“, fragte der Concierge mit einem gepflegten Ostküstenakzent.
    „Ich habe eine Verabredung mit Stephan Amaryllis.“
    Ein Lächeln trat auf das Gesicht des Mannes. „Perfekt. Dann sind Sie Mr. Eysmont?“
    „Der bin ich.“
    „Augenblick, bitte. Ich glaube, Sie werden bereits erwartet.“
    Der Concierge tippte eine dreistellige Nummer ins Telefon und lauschte einen

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