Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
ihrem Apartment, die Treppenstufen hinauf. Wohlweislich unterdrückte sie die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag.
    „Was ist mit deinem Auto?“
    „Es ist verschwunden.“ Er zeigte auf eine Stelle direkt vor dem Eingang der Kirche. „Ich habe es hier abgestellt.“
    „Hast du es auch abgeschlossen?“
    Er sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. Beschwichtigend hob sie die Hände. „Schon gut. Wahrscheinlich hat jemand es abschleppen lassen.“ Hilflos deutete sie auf die rote Markierung am Bordstein entlang des Kirchenzauns. „Absolutes Parkverbot.“
    Der Garten auf der anderen Seite sah aus, als sei ein Panzerregiment hindurchgefahren. Und die Keksspur führte direkt zu ihrer Tür. Denk nicht darüber nach, Violet. Denk einfach nicht darüber nach.
    „Wir können meinen Wagen nehmen. Lass mich nur schnell die Schlüssel holen.“ Sie drehte sich zurück zum Haus. Ihr Blick streifte die geparkten Autos entlang des Zauns, der den Freeway begrenzte und blieb an der Lücke zwischen den Betonschwellen und einem weißen Toyota Camry hängen. Der Lücke, in der ihr Saab hätte stehen müssen. Kälte und Hitze überliefen sie gleichzeitig.
    „Shit!“ Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie zurückeilte in ihr Apartment, um nach dem Schlüsselbund zu suchen. Ihre Taschestand neben der Eingangstür, wo sie sie hatte fallen lassen. Doch der Schlüssel war nirgends zu finden. Als sie ihre Brieftasche aufklappte, sah sie auch, dass Bargeld und Kreditkarten verschwunden waren. Und die Pistole.
    Ein taubes Gefühl breitete sich von ihrem Gesicht her aus. Ihre Hände zitterten so sehr, dass ihr das Lederetui aus den Fingern glitt. Fassungslos starrte sie in die Tasche.
    Doch nichts geschah. Der Schlüssel materialisierte sich nicht, ebenso wenig wie die Browning BDM, die sich jetzt in den Händen ihrer durchgeknallten Schwester befand, die wer weiß, was damit anstellen mochte. Sie hatte sich Sorgen um die Zuckerprinzessin gemacht, hatte sich tatsächlich mit Schuldgefühlen gequält, weil sie sich nicht mehr um Emily gekümmert hatte. Und diese kleine Schlampe hatte nichts Besseres zu tun, als ihr das Auto, die Kreditkarten und die Knarre zu klauen und sich einfach aus dem Staub zu machen? Was für ein gottverdammtes Desaster.
    Sie hörte Gabriels Schritte hinter sich und drehte den Kopf. „Tut mir leid wegen letzter Nacht. Ehrlich. Du hattest recht. Meine liebste Schwester hat wohl wirklich versucht, deine Schlüssel zu klauen.“
    Überraschung flackerte über seine Züge. „Wie kommst du darauf?“
    „Weil jetzt meine Schlüssel weg sind. Und mein Auto auch. Hast du zufällig Bargeld dabei? Dann rufe ich uns ein Taxi.“

    Thomasz’ Apartment glich einem Schlachtfeld. Gabriel betrachtete die kostbaren alten Bücher und Pergamentrollen, die aus den Regalen gefegt worden waren und zwischen Scherben und zertrümmerten Möbeln am Boden lagen. Eine eisige Faust krampfte sich um seine Eingeweide.
    Auf dem Steinboden vor der Küchenzeile glänzte eine Pfütze dunkler Flüssigkeit, die an den Rändern getrocknet war. Durch die großen Fenster fiel Nachmittagssonne, Staub tanzte im schräg einfallenden Licht.
    Die Spur war kalt.
    Niemand hatte etwas gesehen oder gehört, nicht einmal die Bewohner der anderen Lofts im Gebäude. Da die angrenzenden Apartments ebenfalls Thomasz gehörten und mindestens vier Wände zwischen ihm und dem nächsten Nachbarn lagen, glaubte Gabriel ihnen. Pascal hatte in einem Sessel gesessen und gelesen, als die Einbrecher ihn überrascht hatten. Sie hatten ihn mit zwei Betäubungspfeilen ausgeschaltet, deren Dosis ausgereicht hätte, um einen Elefanten einzuschläfern. Als der Schmied mit dröhnendem Schädel erwachte, waren die Eindringlinge längst über alle Berge.
    Gabriel stieg die Treppenstufen hoch, seine Glieder schwer wie Blei. Das Rolltischchen mit den Büchern neben dem Bett war umgestürzt, die Laken lagen zerdrückt am Boden. Die Wolldecke war verschwunden. Vielleicht hatten die Entführer sie Thomasz über den Kopf gehängt, um ihn am Schreien zu hindern.
    „Es ist nicht deine Schuld“, sagte Violet hinter ihm.
    Er fuhr herum. Sein Geist war ein Mahlstrom, der jeden klaren Gedanken in die Tiefe zu reißen drohte. Schuldgefühle, Groll und dieser verlockende Drang, ihr seine Wut entgegenzuschleudern. Weil sie Emily geschützt hatte, ihre Augen davor verschlossen hatte, dass ihre Schwester ein Monstrum geworden war.
    „Sie hatten Betäubungspfeile.“ Ihre Stimme

Weitere Kostenlose Bücher