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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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parkte ein Stück vom Hubschrauber entfernt, die Hecktüren standen weit offen. Zwei Träger hoben eine Pritsche heraus. Ein paar andere standen daneben, bewaffnet mit kurzläufigen Maschinenpistolen. Decken verhüllten den Mann auf der Liege. Violet fluchte lautlos. Sie war zu weit entfernt, um sein Gesicht zu erkennen und näher heranfahren konnten sie nicht, ohne in den Lichtkreis der Scheinwerfer zu geraten. Doch als die Träger für einen Moment stehen blieben, machte sie die blau und weiß gemusterte Bandana auf dem Kopf des Mannes aus. Es fühlte sich an wie ein elektrischer Schlag. Sie wollte sich einreden, dass es nicht Gabriel war, und zerrte das Handy heraus. Mit fliegenden Fingern suchte sie seine Nummer. Es gab keinen Klingelton. Nur den Anrufbeantworter. Ihr Körper fühlte sich taub an, eine schreckliche Hilflosigkeit.
    Die Trage verschwand im Inneren des Helikopters, zusammen mit drei Männern. Ein vierter schlug die Türen der Ambulanz zu, stieg ein und setzte den Wagen zurück. Die Motoren brüllten auf. Schwankend hob der Helikopter ab.

    Er roch so gut. Sein Duft hatte ihr von Anfang an gefallen. Jetzt mischte sich ein anderes Aroma in den Geruch seiner Haut. Es neckte ihre Sinne und ließ sie schnurren wie eine Katze.
    „Emily“, sagte er müde. „Was willst du?“
    Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Sie gewöhnte sich nicht daran, dass Stephan im Dunkeln sehen konnte. Sie hatte geglaubt, er würde sie nicht bemerken. Aber sie waren sich nun ebenbürtig. Sie konnte ebenfalls im Dunkeln sehen. Das fand sie erheiternd.
    Der Geruch erregte sie. Emily warf einen Blick zurück zur Tür und vergewisserte sich, dass sie den Riegel vorgelegt hatte. Die beiden Wachen auf der anderen Seite würden nichts unternehmen, um sie zu stoppen. Doch sie wollte nicht, dass einer von ihnen hereinplatzte. Das war, als würde ein Fremder in ihr Schlafzimmer eindringen, während sie Sex mit einem Mann hatte.
    Die Wunden, die Carls Männer ihm bei seiner Gefangennahme zugefügt hatten, waren inzwischen verheilt. Nun blutete er nur noch aus den frischen Abschürfungen an den Handgelenken, die er sich zugefügt hatte, als er gegen die Ketten kämpfte. Das war dumm. Sie hatte ihm gesagt, dass er aufhören konnte, weil seine Mühe vergebens war. Carl wusste, was er tat, dafür sorgte sie. Carls Männer wussten, womit sie es zu tun hatten.
    Sie trat näher an ihn heran. Metallringe rieben leise aneinander. Sie spürte seine Wut, seine angespannten Muskeln, die Brutalität, mit der er sich gegen die Fesseln stemmte. Fast wollte sie zurückweichen, plötzlich verunsichert, was geschehen mochte, wenn es ihm gelang, die Eisen zu brechen. Doch das war unmöglich. Carl hatte Vorkehrungen getroffen. Sie lächelte über ihre Bedenken. Stephan war schwach und sie war stark. Der Duft seines Bluts stieg ihr in die Nase wie betörender Wein. Sie streckte eine Hand aus und berührte sein Handgelenk. Erzuckte zurück, doch das nützte ihm nichts. Mit der Fingerspitze sammelte sie einen Tropfen auf und leckte daran. Es schmeckte köstlich. Belebend. Als würde sich jedes einzelne Äderchen unter ihrer Haut weiten und mit Quecksilber füllen. Schon einen Augenblick später verflog die Wirkung. Die Häute sanken zusammen wie leere Ballons.
    „Ich brauche dich“, wisperte sie. „Ich liebe dich.“
    „Du liebst nur dich selbst.“
    Wut flammte in ihr auf, wie Kohlefunken. Warum sagte er das? Er wollte sie verletzen, sie konnte das spüren. Erbittert holte sie aus und grub ihre Nägel in seine Wange. Er keuchte auf, dann war sie bei ihm, schlang einen Arm um seinen Nacken und presste ihre Lippen auf seinen Mund. Sie küsste ihn spielerisch, dann glitt sie weiter zur frischen Wunde. Der Duft spülte über ihre Sinne hinweg und verwandelte Erregung in pure Ekstase. Sie schlürfte und leckte sein Blut, küsste ihn, schmiegte sich an seinen Körper. Kalt blieb er und steif, regte sich nicht. Das schürte den Ärger in ihr.
    Wie konnte er behaupten, sie zu lieben, wenn er ihr nicht geben wollte, was sie so sehr brauchte? Er war ein Heuchler. Ein Verräter. Nur mühsam gelang es ihr, die Gier zu zähmen und von ihm abzulassen.
    „Was hattest du mit meiner Schwester zu schaffen?“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    „Was meinst du?“
    Sie ließ ihn los und fuhr zurück. Glaubte er wirklich, damit durchzukommen? „Ihren bescheuerten Libellenanhänger“, zischte sie, „den ich in unserem Schlafzimmer gefunden habe.“
    „Emily, ich habe keine

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