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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Ahnung, wovon du sprichst.“
    Er leugnete es. Er log sie an. Und das, obwohl sie es beweisen konnte. Sie hatte die Libelle und mehr noch, sie war sogar in der Lage gewesen, Violets Geruch zu wittern, der immer noch in den Räumen hing. Eine schwache Spur, doch unverkennbar.
    „Sie war bei dir!“
    Er seufzte. „Ja, sie war bei mir. Deine Schwester hat sich Sorgen um deinen Verbleib gemacht. Sie ist eingebrochen, wenn du es genau wissen willst. Wir haben geredet. Mehr nicht.“
    Ihre Wut drohte, in Tränen umzuschlagen. Sie zitterte vor Anstrengung, nicht weinen zu müssen. Sie hatte ihn geliebt und jetzt hasste sie ihn. Er hatte sie verraten. „Es ist, weil du mich abstoßend findest. Und weil sie mir ähnlich sieht.“ Ein tiefer, gewaltiger Schluchzer rang sich ihre Kehle hinauf und erstickte ihr die Worte im Mund. „Warum geschieht das mit mir?“
    „Mach mich los“, flüsterte er. „Ich liebe dich. Ich suche noch immer nach einem Weg, dir zu helfen.“
    Seine Worte waren Gift, das sie einlullen sollte. Er benutzte sie. Er war geschickt. Sie hatte immer bewundert, wie schön er reden konnte. Ihre Hand glitt zu dem kleinen Dolch. Mit der anderen löste sie seine Gürtelschnalle.
    „Emily“, keuchte er, „was hast du vor?“
    Sie öffnete die Knöpfe seiner Hose und tastete nach seinem Geschlecht, doch fand keine Erektion. Ihre Finger stimulierten ihn nicht. Ihre Berührung ließ ihn kalt. Die Wut nahm ihr fast den Atem.
    „Findest du mich nicht mehr schön? Widere ich dich an? Würdest du lieber mit meiner Schwester schlafen?“
    Sie rammte ihm den Dolch in das weiche Fleisch, dort wo sein Oberschenkel am Rumpf ansetzte und zog die Klinge mit einem Ruck nach unten. Blut schoss ihr entgegen, als sie die Arterie fand. Er wand sich, doch die Ketten hielten ihn fest. Wie eine Ertrinkende schlürfte sie die warme Flut. Sie merkte kaum, wie sie ihre Hände und ihr Gesicht besudelte. Es sickerte ihr ins Haar und tränkte ihre Kleider, doch es schmeckte so süß. Vor allem stillte es den Durst, dieses trockene Reißen, das jeden Tag ein wenig lauter in ihren Ohren klang.
    „Sie kann dich nicht haben“, wisperte sie, den Mund voller Blut. „Denn vorher töte ich dich.“

    Das Gefühl von Ohnmacht lähmte ihr Bewusstsein wie ein grauer Schleier. Violet konnte sich kaum erinnern, wann sie sich zuletzt so hilflos gefühlt hatte, ausgeliefert und ohne die geringste Idee, was sie tun sollte. Sie wies den Taxifahrer an, sie zurück zur Brewery zu fahren und rief Keith von unterwegs an.
    „Du musst mir helfen“, stieß sie hervor.
    „Einer Maid in Nöten helfe ich doch immer.“ Seine Stimme klang rau und ein wenig heiser. „Was kann ich für dich tun, was Gabriel nicht hinkriegt?“
    Violet holte tief Atem. Ihr entglitt die Kontrolle über sich. Sie konnte kaum noch klar denken. „Sie haben Gabriel. Und ich weiß nicht, wo sie ihn hinbringen. Sie haben einen Hubschrauber und ...“
    Keith wurde schlagartig ernst. „Wer hat Gabriel?“
    „Etherlight.“
    „Die Sekte? Die aus Matavilya Crest?“
    „Hat Gabriel dir von ihnen erzählt?“
    „Wir haben ihr Mutterhaus in Schutt und Asche gelegt, weil Gabriel dachte, dass sie hinter den Entführungen stecken.“
    „Was?“ Die Garde steckte hinter dem Überfall auf Matavilya Crest? Wieso hatte ihr Gabriel das nicht gesagt?
    „Es war eine Falle. Jemand hat uns verraten. Wir wären beinahe alle draufgegangen, wenn Gabriel nicht rechtzeitig gemerkt hätte, dass was nicht stimmte.“ Keith räusperte sich. „Deshalb hat er sich mit Katherina in die Haare gekriegt. Sie hat ihm unterstellt, er sei der Verräter und hätte die Gardekämpfer absichtlich in die Schusslinie gelockt.“
    „Keith, hast du mich verstanden? Etherlight hat Gabriel in ihrer Gewalt. Sie haben ihn irgendwie außer Gefecht gesetzt.“ Jetzt schrie sie beinahe. „Sie haben ihn in einem Hubschrauber weggebracht. Was soll ich jetzt tun?“
    „Hey, beruhige dich.“ Dabei zitterte seine Stimme genauso wie ihre. „Wo bist du?“
    „Auf dem Weg in die Brewery.“
    „Dann treffen wir uns bei Pascal. Ich rufe ein paar Leute an.“
    „Die Garde?“
    „Nein.“ Geräuschvoll strich sein Atem durch die Leitung. „Wenn wir einen Verräter haben, ist er noch unter uns. Ich frage Cyric und Alan.“
    „Danke“, murmelte sie.
    „Kein Problem. Bis gleich.“ Er legte auf.
    „Kann ich das Radio ein bisschen lauter drehen, Ma’am?“ Der Taxifahrer bremste vor einer roten Ampel. „Die Lakers haben

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