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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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bog der Laster ab. Sie presste sich die Fingerspitzen gegen die Schläfen. Vielleicht sah sie wirklich Gespenster. Moment, es gab eine Verbindung zwischen Emily und Gabriel. Da war ja noch die Sache mit Etherlight und die unrühmliche Rolle, die ihre Schwester bei Gabriels Gefangennahme gespielt hatte. Ein Haufen Scherben und nichts passte zusammen.
    Der Taxifahrer bog in die Figueroa Street. Sie waren kaum noch zwei Blocks entfernt. Eine Sekunde später machte er eine Vollbremsung und stieß einen Schwall von Flüchen in einer fremden Sprache aus.
    „Was ist los?“ Sie reckte den Kopf durch das kleine Fenster.
    „Ambulanz.“
    Im gleichen Moment heulte die Sirene auf. Der Krankenwagen rollte aus der Garageneinfahrt des Ebony Horse Club und schob sich im Schritttempo auf die Figueroa. Blau und Rot kreisten die Signallichter auf dem Dach. Ihr Herzschlag geriet aus dem Rhythmus. Was machte ausgerechnet jetzt die Ambulanz hier? Reichtum schützt vor Herzinfarkt nicht, belehrte die gehässige kleine Stimme in ihrem Hinterkopf.Die transportieren einen Notfall ins nächste Hospital, was sonst? Sie glaubte nicht an Omen und Vorzeichen. Aber das hier ...
    „Hey“, sie beugte sich noch weiter vor, „können Sie dichter an den Krankenwagen heranfahren?“
    „Was?“
    Gereizt wühlte sie nach ihrer Brieftasche und hielt ihm den kompletten Stoß Zwanzigdollarnoten hin, den sie sich vorhin von Gabriel geliehen hatte. „Tun Sie’s einfach, bitte. Schnell!“
    Der Mann brummte etwas Unverständliches, blinkte aber und drängte sich in einem rücksichtslosen Manöver auf die Nachbarspur. Ein Hupkonzert brandete auf. Nicht so, dass uns die Bullen anhalten, wollte sie hinzufügen, tat es aber nicht. Denn sie waren nun so nahe, dass sie im Licht der Scheinwerfer den Schriftzug auf den Hecktüren der Ambulanz erkennen konnte. Ein halbkreisförmiger gelber Strahlenkranz und eine Taube.
Etherlight – Tritt ein ins Licht
.
    Oh mein Gott.
    Das war zu viel des Zufalls.
    „Folgen Sie der Ambulanz!“, wies sie den Fahrer an, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    „Aber der Ebony-Horse-Club ...“
    „Ich habe es mir anders überlegt“, schnitt sie ihn ab. „Zweihundert Dollar, wenn Sie an der Ambulanz dranbleiben, ohne dass die uns bemerken.“
    „Ma’am“, sie sah sein Stirnrunzeln im Rückspiegel, „das wird kein Kinderspiel.“
    „Zweihundert Dollar. Das ist alles, was ich habe. Wollen Sie die jetzt, oder nicht?“
    Er gab ordentlich Gas, als die Spuren sich wieder in Bewegung setzten, blinkte, hupte kurz und setzte sich direkt hinter die Ambulanz. Erleichtert griff sie nach dem Sicherheitsgurt. Sie provozierten jede Menge kollektiven Zorn, der sich in weiteren Hupkonzerten entlud, als er hinter dem Notarztwagen über zwei rote Kreuzungen rauschte. Violet sandte ein Stoßgebet gen Himmel, dass die Insassen der Ambulanz genug Lärm verursachten, um nicht mitzubekommen, was sich hinter ihnen abspielte. Das zweite Stoßgebet galt ihrem Bauchgefühl. Sie hoffte, dass sie nicht gerade einen kapitalen Fehler begangen hatte und einen ältlichen Millionär mit Lungenembolie in die Notaufnahme verfolgte.
    Der Verkehr dünnte zunehmend aus, je weiter sie nach Norden gerieten. Der Taxifahrer wechselte die Spur und fiel zwei Wagen zurück. Wer hätte das gedacht, der Mann kannte sich aus mit Verfolgungsjagden. Die Ambulanz schaltete Sirenen und Blaulicht ab. Ihr war schlecht vor Sorge. Inzwischen hätte sie Moms Blaubeermuffins verwettet, dass das kein echter Krankentransport war.
    Sie durchquerten die Randbezirke von Little Tokyo und bogen in ein Industriegebiet. Ihr Fahrer ließ den Wagen noch weiter zurückfallen.
    „Ma’am“, in seiner Stimme schwang Unsicherheit, „das is keine gute Gegend hier.“
    „Wir wollen ja auch nicht anhalten und spazieren gehen.“ Die Fröhlichkeit war aufgesetzt und blieb ihr fast im Halse stecken. Der Taxifahrer wirkte auch nicht, als würde er sich entspannen. „Bleiben Sie dran.“
    Die Bremslichter der Ambulanz flammten auf, dann bog der Wagen in eine Einfahrt und war verschwunden.
    „Licht aus“, sagte Violet.
    „Was?“
    „Licht aus!“
    Er zuckte zusammen, gehorchte aber. Sie fühlte einen Stich Schuldbewusstsein. Langsam rollte das Taxi in eine Seitenstraße, vorbei an einer fensterlosen Halle. Dahinter wurde ein großer Hof sichtbar.
    Shit. Mit einem Helikopter in der Mitte.
    Die Rotoren liefen noch, als sei er soeben gelandet. Maschinenlärm erfüllte die Luft. Der Ambulanzwagen

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