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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Kurve, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen, doch bremste so abrupt, dass es sie nach vorn schleuderte. Der Gurt spannte sich und schnürte ihr die Luft ab. Scheinwerfer schoben sich über die Anhöhe, gleißend hell.
    Zuerst konnte sie nichts erkennen, dann sah sie, dass es ein Truck war, der beinahe die gesamte Breite der schmalen Straße einnahm. Keith rollte an den äußersten Rand, Büsche und Sand knirschten unter seinen Reifen. Nicht ein Truck, sondern drei. Drei riesige Lastzüge, die sich an ihnen vorbeischoben und auf den Freeway in Richtung Los Angeles auffuhren.
    „Scheiße, wo kamen die denn her?“, stieß Keith hervor.
    „Vielleicht gibt’s einen Militärflughafen da draußen.“ Violet zog an ihrem Gurt. „Was weiß ich. Fahr einfach vorsichtig, okay?“
    Er brummte etwas Unverständliches und gab Gas. Kies spritzte gegen den Unterboden, die Räder drehten durch, fanden Haftung und schoben den Landcruiser zurück auf den Asphalt. Ihre Scheinwerfer schnitten in die Nacht wie zwei weiße Messer. Nach kurzer Zeit lag die Wüste so still und leer vor ihnen, dass es leicht war, anzunehmen, sie seien die einzigen Menschen auf der Welt. Unwillkürlich kam ihr die erste Nacht mit Gabriel in den Sinn, in seinem Ranchhaus mitten in den sonnenverbrannten Hügeln und keine andere Seele im Umkreis von fünfzig Meilen. Da hatte sie das Gleiche gefühlt.
    Sie verfehlten die Abzweigung nur deshalb nicht, weil sie danach Ausschau hielt, dann folgten sie einem Pfad, der kaum mehr war als platt gewalzter Sand. Das Gelände wurde steinig, stieg unmerklich an. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie endlich das Plateau, an dessen Ende sich Matavilya Crest befand.
    Das Anwesen war verlassen. Kein Licht brannte, nicht einmal eine winzige Notbeleuchtung. So, als sei kein einziger Mensch nach dem Überfall der Garde auf Matavilya Crest zurückgeblieben. Violets mühsam aufrechterhaltene Energie sank in sich zusammen bei der Vorstellung, sie könnten umsonst hinausgefahren sein. Sie hatte plötzlich Mühe, die Tränen zu unterdrücken.
    „Soll ich näher ranfahren?“, fragte Keith. Die Scheinwerfer hatten sie schon vor einer halben Meile ausgeschaltet.
    „Ja“, gab Cyric zurück. „Sieht nicht so aus, als wären Wachen auf den Mauern.“
    Sie presste die Fingerspitzen auf ihre brennenden Lider. Ihr war latent übel. Der Kaffee brannte in ihrem Magen. Was, wenn sie sich geirrt hatte? Sie dachte an das Kellerloch, in dem sie Gabriel gefunden hatte, die Blutlachen am Boden, den Gestank und die Dunkelheit und seine Hände in Ketten. Unwillkürlich krallte sie ihre Finger in die Sitzpolster, so fest, dass die Knöchel zu schmerzen begannen.
    „Halt an“, sagte Cyric.
    Sie waren jetzt so nah, dass Violet das Tor im Dunkeln erkennen konnte. Die Fensterlöcher in der nahegelegenen Kapelle starrten auf sie herab wie Augenhöhlen in einem längst verwitterten Schädel.
    „Ich spüre etwas“, stieß Pascal hervor.
    „Was?“
    „Ich weiß nicht.“ Pascal drehte sich zu Cyric um. „Sehr schwach. Konzentrier dich, dann spürst du es auch.“
    „Eine Aura“, murmelte Keith. „Einer von uns.“
    „Gabriel?“, fragte Violet.
    „Keine Ahnung.“ Keith tauschte einen Blick mit Pascal, der mit den Schultern zuckte. Er schob den Ganghebel in Parkposition und stellte den Motor aus. „Sehen wir mal nach.“
    Sie stiegen aus und nahmen ihre Waffen aus dem Kofferraum, Pistolen und die langen Schwerter, die Violet mit einem diffusen Unbehagen erfüllten, seit sie gesehen hatte, welches Blutbad diese Klingen anrichten konnten. Sie zog die Ersatzpistole, die Keith ihr besorgt hatte, eine Beretta M9, die etwas schwerer und unhandlicher war, als ihre eigene Waffe und lud sie durch. Wind zerrte an ihrer Jacke und wirbelte den feinen Staub auf, der den Felsgrund bedeckte.
    Cyric und Keith übernahmen die Führung, Violet folgte ihnen mit Pascal.
    Das Bronzeschild, Church of Etherlight, schimmerte im Mondlicht. Keith drückte gegen einen Torflügel, doch der bewegte sich keinen Millimeter. Er drehte sich um und grinste. „Wäre auch zu einfach gewesen.“
    Mit einem Sprung erklomm er das Tor, zog sich hoch, trat mit einem Stiefel den Stacheldraht nach unten und sprang auf der anderen Seite hinunter. Violet blieb beinahe der Atem im Hals stecken. Dieser Mann kletterte so kraftvoll und sicher wie ein Berglöwe. Diese unmenschlichen körperlichen Fähigkeiten, über die Gabriel und die anderen Schattenläufer verfügten, waren etwas, an

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