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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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es die gleiche Verzweiflung war, die ihn einst bei Zoe zerfressen hatte, konnte er ihn verstehen.
    „Wie soll das funktionieren?“, fragte er. „Heilt dieser Engel durch Handauflegen? Oder muss sie sein Blut trinken?“
    „Thomasz behauptet, er weiß es nicht. Ich glaube aber, er weiß es doch. Er hat die Gefallenen noch lebendig gesehen, in all ihrer verdammten Glorie. Er ist ein Erstgeborener! Wenn er es nicht weiß, wer dann?“
    „Was?“, fragte Gabriel in mildem Schock. Gebell drang in die Dunkelheit, gedämpft wie aus weiter Entfernung. Ein kakofonisches Heulen und Kläffen, das ihn an die Katakomben unter der VORTEC Klinik erinnerte und unwillkürlich seine Nackenhärchen aufrichtete.
    „Hat er es dir nie gesagt?“
    „Wir stehen füreinander ein, aber wir können nicht mehr als ein paar Stunden unter dem gleichen Dach zubringen, ohne aufeinander loszugehen. Ich fürchte, ich habe ihm nie lange genug zugehört.“
    „Er liebt dich mehr als sein Leben.“ Stephan gab ein gequältes Lachen von sich. „Kein Grund, eifersüchtig zu sein. Ich habe es auch nur durch Zufall herausgefunden.“
    Gabriel tastete nach Thomasz’ Aura. Er spürte ihn so deutlich, als säße er neben ihm. Sein Vater war bei Bewusstsein und ganz in der Nähe. Das erleichterte ihn, doch in seinem gegenwärtigen Zustand konnte er Thomasz nicht helfen. Zuerst musste er hier raus, musste diese Fesseln loswerden.
    „Wo sind wir hier?“
    „Bei Emilys neuen Freunden. Etherlight.“
    Sein Magen wurde kalt. Schock rollte über ihn hinweg, Unglauben, maßlose Wut. Er kämpfte gegen den schwarzen Strudel an, der seinen Geist umkreiste und ihn hindern wollte, einen logischen Gedanken zu fassen. Ganz tief unten blieb das Wissen, dass er nicht überrascht sein musste. Nicht sehr jedenfalls. Er hatte sich so sehr auf VORTEC fixiert, dass Etherlight fortgeglitten war. Ganz unmerklich, wie ein nächtlicher Geist, der gegen die Morgendämmerung verblasst.
    „Was will Etherlight mit dem verdammten Engel? Woher wissen sie überhaupt davon?“
    „Ich habe Emilys Schwäche für Esoterik unterschätzt.“ Stephans Stimme war nur mehr ein Hauch. „Carl Miller, der Begründer von Etherlight, ist ein charismatischer Mann. Wir kennen uns von früher. Ich fürchte, es ist alles meine Schuld. Ich habe sie einander vorgestellt, auf einer von Carls Partys. Mir war zuerst nicht bewusst, dass sie sich danach weiter getroffen haben.“ Ein Motor brüllte auf und verschluckte einen Teil von Stephans Worten. „... Sekte beigetreten. Aus irgendeinem Grund vertraut sie ihm mehr, als sie mir jemals vertraut hat. Sie hat ihm alles erzählt. Sangrin, das Geheimnis des Bluts, ihre Mutation und alles über den Engel. Sie glaubt, dass Carl ihr helfen kann. Besser als ich. Deshalb“, er hustete, „bin ich entbehrlich. Das Blut bringt die hässlichsten Facetten ihres Charakters an die Oberfläche.“
    Gabriel fragte sich, warum kein Groll in Stephans Worten lag. Nur Resignation und Traurigkeit. Emily hatte ihn verraten und verkauft. Sie lieferte ihn dem Tod aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Wie konnte Stephan ihr das verzeihen?
    Das Knirschen von Metall auf Metall unterbrach den Gedanken. Eine Tür wurde aufgestoßen, matter Lichtschein fiel in den Raum. Dann flackerte ein Halogenstrahler auf, ein grelles Licht, das ihn für einen Moment blendete und ihm jede Orientierung raubte.
    Als er wieder sehen konnte, formten sich vier Gestalten in der Helligkeit. Drei waren mit Maschinenpistolen bewaffnet und sahen aus wie gewöhnlicher Ghettoabschaum. Der vierte Mann trug eine beigefarbene Stoffhose und einen weißen Pullover. Die Brille mit dem Goldrand war neu.
    „Carl.“ Gabriel bleckte die Zähne. Die Wut half ihm, das Grauen zu bekämpfen. „Ich habe dich schon vermisst.“

    Der Kofferraum von Keith’ Landcruiser sah aus, als wollten sie in den Krieg ziehen. Violet hoffte nur, dass sie in keine Polizeikontrolle gerieten. Es ging auf Mitternacht zu, die Freeways waren leer. Sie kamen rasch voran. Keith saß am Steuer, neben ihm Pascal, Cyric und sie auf der vorderen Rückbank.
    „Diese Etherlighttypen sind nicht zu unterschätzen.“ Keith warf einen Blick in den Rückspiegel. „Das letzte Mal haben sie uns beinahe geröstet. Und da waren wir zu zwölft und hatten einen Hubschrauber.“
    Violet hob eine Braue. „Deshalb marschieren wir auch nicht mit Pauken und Trompeten durchs Vordertor. Als ich das letzte Mal eingestiegen bin, hat es eine halbe Stunde

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