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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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als die Kette in Stücke zu schießen. Als sie aus der Kammer hinaustrat, ließ ein Geräusch sie erstarren. Eine Toilettenspülung, dann fließendes Wasser. Max? Hektisch sah sie sich um. Sie wusste nicht, hinter welcher der Türen dasBad lag. Der Korridor war hell erleuchtet. Nicht der beste Ort, um mit einem Kerl zusammenzustoßen, der mit einer Maschinenpistole bewaffnet war. Sie hastete zurück zum Heizungsraum und tauchte in die Dunkelheit vor dem Kessel, um Max auf die gleiche Weise außer Gefecht zu setzen, wie sie es mit seinem Freund getan hatte.
    Was nicht funktionieren würde, schoss es ihr durch den Kopf. Der Rotblonde lag noch immer auf dem blutverschmierten Beton. Von der Tür aus konnte man ihn nicht sehen, aber sobald Max den Heizkessel umrundete, war es vorbei mit dem Überraschungsmoment.
    Eine Tür schlug zu, Schritte näherten sich. Zwei Sekunden später tauchte Max auf. Er blieb im Durchgang stehen und blinzelte, wohl um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Die Maschinenpistole trug er jetzt in einer Hand, den Gurt um den Unterarm geschlungen. Violet presste sich gegen die Heizungsrohre und umklammerte mit schweißnassen Fingern ihre Pistole. Sie konnte ihn mit zwei Schüssen in die Knie außer Gefecht setzen, auf die kurze Distanz würde sie ihn kaum verfehlen. Doch damit würde sie das ganze Haus aufwecken.
    Max setzte sich wieder in Bewegung, kam direkt auf sie zu. Sie versuchte, mit dem Heizungskessel zu verschmelzen.
    Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Er fluchte, begann zu rennen. Instinktiv stieß sie sich ab und stürzte ihm nach, ihre Schritte kaum hörbar unter seinen schweren Fußtritten. Er hielt auf den Lichtkreis zu, an dessen Peripherie der Körper des Rotblonden lag, und brachte die Maschinenpistole hoch. Sie war kaum zwei Schritte hinter ihm, als er den Abzug durchriss. Der Leib des Gefangenen bäumte sich unter den Einschlägen auf. In einem Winkel ihres Bewusstseins realisierte sie, dass die Schüsse kaum mehr Lärm verursachten als ein platzender Reifen. Die Waffe war schallgedämpft.
    Entsetzen spülte wie Eiswasser über sie hinweg, Fassungslosigkeit. Sie holte mit der Pistole aus und hieb nach Max’ Schädel, doch im gleichen Augenblick beugte er sich nach vorn und nahm dem Schlag die Wucht. Sie erwischte ihn nur im Nacken. Er taumelte, stürzte aber nicht. Violet setzte sofort nach, der zweite Hieb riss ihm die Wange auf, dann packte er ihren Arm mit der Pistole und verdrehte ihn. Sie keuchte auf unter dem plötzlichen Schmerz. Angst verwirbelte im Adrenalin. Sein Gesicht verzerrte sich, als sie ihm ein Knie in den Unterleib bohrte, Mordlust blitzte in seinen Augen auf. Gegen ihren Willen lösten sich ihre Finger unter seinem Zangengriff, die Browning polterte zu Boden. Max zog die Maschinenpistole hoch, Violet fing den Lauf mit der freien Hand und drückte ihn zur Seite. Sekundenlang rangen sie miteinander. Der Mann war stark und sie konnte spüren, wie das Gleichgewicht kippte.
    Er ließ ihren Arm los, um mit beiden Händen die Pistole herumzuziehen. Sie landete einen Tritt gegen sein Knie, er strauchelte, sie bekam den Gurt der Waffe zu fassen und riss daran. Ein Schuss löste sich. Violet schnappte nach Luft, wartete auf den Schmerz. Doch erst als Max in die Knie ging, wurde ihr bewusst, dass die Kugel ihn erwischt hatte, nicht sie. Ohne einen weiteren Laut sackte er zusammen.
    Sie stolperte zwei Schritte zurück. Die Maschinenpistole schlug gegen ihren Oberschenkel. Ihr wurde übel, als sie ihren Arm streckte. Der Schmerz schoss von ihrem Ellbogen hoch in die Schulter und ließ sie für einen Moment Sterne sehen.
    „Bastard“, stieß sie hervor. „Verdammter Bastard.“
    Sie blinzelte ein paar Tränen fort. Ob aus Schmerz oder Schock, sie wusste es nicht. Sie musste sich zusammenreißen und das hier durchziehen, gebrochener Arm oder nicht. Das Klirren der Ketten riss sie zurück in die Realität. Der Gefangene regte sich. Eine zweite Welle Übelkeit spülte über sie hinweg. Unmöglich. Sie hatte gesehen, wie eine Salve von Schüssen seinen Körper zerfetzt hatte. Es war unmöglich, dass er noch am Leben war.
    „Holen Sie mich hier runter.“
    Seine Worte klangen hohl und verzerrt und so leise, dass sie zuerst glaubte, ein Gespenst zu hören. Sie verlor den Verstand, das war die einzige Erklärung.
    „Machen Sie schon.“ Der Mann hob quälend langsam den Kopf. „Er hat einen Schlüssel. Der, den Sie erschossen haben.“
    Den ich erschossen

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