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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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nicht zu sehr zitterte. „Dann erzähl ich dir was.“
    Sie gehorchte ohne Widerwort.
    „Setz dich da hin.“ Der Kapuzenmann wies auf einen Stapel Betonschwellen. Er ließ sich ein Stück entfernt von ihr nieder.
    „Wozu brauchst du die Waffe“, fragte sie, „wenn wir nur reden wollen?“
    „Reine Vorsichtsmaßnahme. Okay, also die Cops wollen VORTEC an den Kragen?“
    „Wir suchen Beweise.“ Sie hatte mit der Story angefangen, also musste sie auch dabei bleiben. „Ein paar Leute sind verschwunden.“
    „Gut“, murmelte er. „Gut, gut. Die sind gefährlich. Ist euch das klar?“
    „Was meinst du damit?“
    „Du hast keine Ahnung, was? Überhaupt keine Ahnung, auf was ihr euch einlasst.“
    Die Früchte des Teufels
. Der Gedankenfetzen kam aus dem Nichts. Warum diese Assoziation? Warum gerade jetzt? Ihr wurde kalt, obwohl die Nachtluft mild war.
    „Jetzt fragst du dich, wer ich bin, Schätzchen. Was? Fragst du dich das die ganze Zeit? Wer versteckt sich unter der Kapuze?“ Ein schriller Unterton schwang in seiner Stimme.
    „Ja“, stieß sie mit erzwungener Ruhe hervor. Obwohl ihr schlecht war vor Angst. „Ja, das frage ich mich.“
    „Ich bin Marv.“
    „Hallo, Marv“, sagte sie sacht.
    „Ich war in diesem scheiß Test.“ Der Kapuzenmann ließ den Revolver in den Schoß sinken. „Als ich das erste Mal in dieser schicken Klinik war, haben sie mir Kaffee und Snacks gegeben. War sehr nett. Und wollten alles Mögliche wissen, ob ich allein lebe oder Verwandte habe oder was mein Job ist. Dann haben sie Tests mit mir gemacht. Mein Blut untersucht und so was. Danach konnte ich wieder gehen und nach zwei Wochen haben sie angerufen und gesagt, ich sei drin. Ich hab mich gefreut, weil ich dieses Ding in der Lunge habe, aber keine scheiß Krankenversicherung. Hab ich nie gebraucht, vierhundert Dollar im Monat, wie soll das ein normaler Mensch bezahlen?“ Er verstummte.
    Violet lauschte in das Schweigen. Sein Atem rasselte.
    „Ich hab diese Kapseln genommen“, fuhr Marv fort. „So wie es draufsteht, eine morgens und abends. Zwei Wochen. Dann hab ich Hautausschlag bekommen.“ Er ließ den Revolver los und knetete seine Hände, die in weichen Handschuhen steckten. „Zuerst nur kleine Flecken. Einer am Arm, einer am Bauch und einer unter der Achsel. Wie Schorf, verstehst du? Ich hab mir keine Sorgen gemacht. Ich hab’s nicht mal richtig gemerkt. Aber sie wurden größer. Immer größer. Und dann hab ich mir doch Sorgen gemacht und bin zu der Klinik gegangen. Die haben sich das angeguckt und gesagt, das geht wieder weg. Das ist nur vorübergehend.“
    Er hob den Kopf und starrte sie an, aber sie konnte nichts erkennen in der Dunkelheit unter der Kapuze.
    „Ich fahre also nach Hause und ein paar Straßen weiter fährt mir so ein scheiß Pick-up in die Karre. Das war ein ziemlicher Schlag, mir ist schwindelig, ich merke, wie mir Blut aus der Nase läuft. Zwei Minuten später ist auch schon die Ambulanz da, ich denke mir noch, das ging aber schnell. Sie sagen, ich soll in die Notaufnahme mitkommen und ich will sie noch fragen, wie viel das kostet, weil ich doch keine scheiß Krankenversicherung habe. Aber da ist diese Lady, sie spritzt mir was. Beruhigungsmittel, sagt sie. Ich zieh noch meinen Arm weg und krieg nicht die volle Ladung ab. Sie drücken mich auf die Pritsche und da sehe ich den anderen Doktor und denke mir, verdammt, das Gesicht kenn ich doch, den hab ich vorhin in der Klinik gesehen. Mir wird klar, das sind Leute von VORTEC. Und ich frag mich, wieso die einen Notdienst haben. Das ist doch nur ein Institut und kein richtiges Hospital. Ich hab da nie Krankenzimmer gesehen. Also mach ich mir Sorgen, weil mir das alles merkwürdig vorkommt. Der Krankenwagen fährt los, nach einer Weile halten sie wieder an und schieben die Pritsche mit mir raus und ich denk, was zur Hölle soll das werden? Sie verladen mich in einen kleinen Transporter. Ich tu so, als würde ich schlafen und fummle an den scheiß Gurten rum.
    Die machen die Türen zu, wir fahren wieder los und irgendwann hab ich die Gurte auf, aber ich denk mir, was mach ich, wenn die Knarren haben? Dann bremsen wir und ich hör Sirenen. Die Bullen, und diesmal bin ich froh, sie zu hören. Wir stehen da also zehn Minuten rum und die fangen an, sich Sorgen zu machen. Wissen nicht, was da draußen los ist. Jetzt oder nie, denk ich, spring auf und reiß die Tür auf.“
    Er zupfte am Saum seiner Kapuze, als wolle er sicherstellen, dass sie sein

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