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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Selbstmitleid linderte. Kaffeeduft umschmeichelte ihre Nase, als sie in die Küche zurückkehrte. Mit der Tasse in der Hand ließ sie sich in den Sessel fallen. Sie öffnete Emilys Arzneischachtel und betrachtete die schwarzen Kapseln. Kaum zu fassen, dass solche Macht in den Dingern steckte. Ein paar der Probanden, die sie angerufen hatten, überschlugen sich vor Dankbarkeit. Eine Frau mit Tumoren im ganzen Körper behauptete, vollkommen geheilt zu sein und fabulierte von einem göttlichen Wunder.
    Auf der anderen Seite war da Marv Snyder und seine verrückte Story. Beim Gedanken an den Anblick seiner Hand strich ein Schauder über sie hinweg. Da war nichts Menschliches mehr gewesen. Sie hätte das Ding fotografieren sollen, doch in diesem Moment war sie so schockiert, dass sie nicht gewagt hatte, ihn um Erlaubnis zu fragen.
    Die Folie knisterte unter ihren Fingern, als sie eine Kapsel herausdrückte. Ganz leicht nur ritzte sie die Kapselhaut mit dem Daumennagel ein. Ein Tropfen gelartiger Flüssigkeit quoll heraus. Ohne nachzudenken, hob sie die Hand und leckte ihn ab. Der Schock war so heftig, dass ihr Kopf rücklings in die Polster flog.
    Ein Kaleidoskop unbeschreiblicher Empfindungen explodierte auf ihrer Zungenspitze. Wie Lava aus einem Vulkan überschwemmten Bilder und Emotionen ihren Geist, fremdartig und in einer solchen Geschwindigkeit, dass sie glaubte, ihr Bewusstsein müsse in Rauch aufgehen. Erschreckt kniff sie die Augen zusammen, hielt den Atem an und presste die Fäuste gegen ihre Schläfen.
    So rasch, wie die Erfahrung sie überrollte, verblasste sie wieder. Was blieb, war Herzrasen und das Gefühl, von einem Güterzug überfahren worden zu sein. Sie presste die kalten Handflächen in den Nacken. Holte tief Luft. Stieß sie wieder aus. Und wartete, bis das Zittern ihrer Hände nachließ, sodass sie nach der Kaffeetasse greifen konnte. Mit einem Zug stürzte sie das heiße Gebräu hinunter.
    Oh. Mein. Gott.
    Was war das für ein Zeug? Trotz der Jahre bei der DEA hielten sich ihre Erfahrungen mit bewusstseinserweiternden Drogen im Eigenversuch in Grenzen, aber Koks war Kindergarten gegen das hier. Benommen tastete sie nach der Kapsel, die ihr aus der Hand gefallen war. Sie klaubte sie vom Teppich auf und betrachtete den klebrigen Faden, der sich am Riss gebildet hatte. Ehrfürchtig ließ sie das Ding auf die Tischplatte fallen. Krebsmedikament? Von wegen! Das war die heißeste Designerdroge, die ihr jemals untergekommen war. Ein Mal lecken, Instant-Rausch. Himmel, wenn das Zeug seinen Weg auf die Straße fand, würden die Junkies über Leichen gehen, um da ranzukommen.
    Ihr war schwindelig. Sie fühlte sich ausgelaugt, aber auf angenehme Weise, wie nach einem Orgasmus. Mit unsteten Fingern tastete sie nach dem Handy und rief im Büro an. Marshall nahm sofort ab.
    „Hi Marshall“, stöhnte sie. „Ich bin’s.“
    „Du klingst, als hättest du einen Kater.“
    „Mir geht’s auch nicht gut.“
    „Hattest du einen rauschenden Abend?“ Er klang so frisch und vergnügt. Wie machte er das?
    „Wie man’s nimmt.“ Sie starrte wieder auf die Kapsel, die sich allmählich rotbraun färbte, weil der Inhalt auf die Glasplatte sickerte und Licht in die Hülle drang. „Ich habe Marv Snyder gefunden.“
    Etwas in ihrer Stimme schien seinen Enthusiasmus zu bremsen. „Ist das gut oder schlecht?“, fragte er vorsichtig.
    „Sagen wir so“, sie biss sich auf die Unterlippe, „es gibt der Sache eine paranormale Komponente.“ Sie dachte an die Vorführung mit der Autotür. Der Unglaubliche Hulk. Tja, das traf es genau. Passte auch zu der krallenbewehrten Dämonenpranke, die Marv ihr gezeigt hatte.
    „Paranormal?“, hakte Marshall nach. „Du bist sicher, dass du nicht gestern Abend in einer Bar abgestürzt bist?“
    „Absolut sicher. Willst du die Kurzfassung hören?“
    „Ich kann’s kaum erwarten.“
    „Sangrin scheint eine hässliche Nebenwirkung zu verursachen. Extreme Hautveränderungen, eine Art Mutation. Und VORTEC lässt die Probanden verschwinden, bei denen diese Nebenwirkung auftritt.“
    „Wow.“ Kurz hing Schweigen in der Leitung. „Wann hast du das rausgefunden?“
    „Ich habe mit Marv Snyder gesprochen.“
    „Scheint eine interessante Begegnung gewesen zu sein.“
    „War großartig. Ich habe mir fast in die Hosen gemacht vor Angst.“
    „Willst du ins Büro kommen? Oder soll ich dich aufsammeln?“
    „Geht schon. Noch was. Kannst du Pläne von der Kanalisation in Riverside Rancho

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