Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
auftreiben? Wir suchen nach einem Einstieg am L.A. River direkt unter der Freeway-Brücke am Kreuz zwischen 5 und 134. Marv behauptet, da gäbe es einen Hintereingang in die Klinik.“
    „Wie Madam wünschen. Darf man fragen, was wir damit vorhaben?“
    „Wir schauen uns das mal an.“
    „Ah.“
    „Was soll das heißen, ah?“
    „Nichts.“
    „Du denkst immer noch, ich fantasiere im Wodkadelirium, stimmt’s?“
    „Das hast du gesagt, nicht ich.“
    Sie schnaubte. „Ich mache noch einen Abstecher zu Millie ins Labor. Sie soll sich diese Sangrin-Kapseln mal ansehen.“

    Gabriel presste die Zähne aufeinander. Egal, was er sagte, es würde alles nur schlimmer machen. Katherina war auf dem Kriegspfad. Sie wollte Blut sehen. Jeder Versuch, sie zu besänftigen, war zwecklos, wenn sie in dieser Stimmung war. Also riss er sich zusammen und setzte eine ausdruckslose Miene auf. Auch wenn er ihr am liebsten an die Kehle gegangen wäre. Aber damit würde er sich den Rückhalt der Garde verscherzen, und den brauchte er, um Thomasz zu finden. Katherina schwelgte in diesem Moment. Sie machte eine Show daraus, ihn bloßzustellen.
    „Hast du die leiseste Ahnung“, zischte sie, „was passiert, wenn die Bullen eine Verbindung zu uns ziehen?“
    Die Sonne, die durch die hohen Fenster der Galerie fiel, hüllte sie in einen unwirklichen Schleier, wie die Aura einer antiken Göttin. Gabriel hätte seinen Ring darauf verwettet, dass auch das ein wohlkalkulierter Effekt war. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Cyric unruhig sein Gewicht verlagerte.
    „Ich habe dir vertraut.“ Ihr Tonfall hob sich. „Ich bin deinem Rat gefolgt. Und wohin bringt uns das?“
    „Sie wussten, dass wir kommen“, warf Cyric ein. „Es war eine Falle. Es waren ja nicht wir, die das verdammte Anwesen in Stücke geschossen haben. Die hatten einen Granatwerfer.“
    „Mit dem sie den Hubschrauber in die Luft gejagt haben. Lucis ist tot. Und wofür?“ Katherinas Blicke nagelten ihn fest, wie smaragdene Speere. „Habt ihr auch nur den Hauch einer Spur gefunden?“
    „Jemand hat uns verraten!“ Jetzt wurde auch Cyric laut. „Hast du mir zugehört? Sie wussten, dass wir kommen. Falls es dort Gefangene gab, haben sie die vorher weggebracht.“
    Katherina blinzelte, dann drehte sie sich zurück zu Gabriel. „Woher wissen wir, dass das nicht alles geplant war?“
    Er erwiderte ihren Blick. Ihre Lippen verzogen sich, entblößten leuchtend weiße Zähne. Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Dann sickerte endlich Verstehen durch die Stille. Fassungslosigkeit. Und eine brennende Wut. Wie Lava stieg sie in ihm empor. Tiefrot, unaufhaltsam, füllte sie seine Kehle aus, wollte ihn blenden. Er konnte kaum atmen. Er starrte sie an und unterdrückte das Zittern. Brüllen wollte er, aber ein Rest von Verstand hielt ihn fest.
    „Was willst du damit sagen?“
    Katherina hob eine Braue. „Wer von uns hat Matavilya Crest auf den Tisch gebracht? Ein einsames Anwesen mitten in der Wüste, die perfekte Falle?“ Ja, sie genoss es. Sie präsentierte ihre Karten mit der überlegenen Routine eines Berufsspielers. „Bevor du hier aufgetaucht bist, hatte niemand etwas von dieser Sekte gehört.“
    „Nennst du mich einen Verräter?“
    Der Anflug eines Lächelns glitt über ihr schönes Gesicht, ohne die Augen zu erreichen. „Ich stelle nur ein paar Fragen.“
    „Katherina, hör auf“, sagte Cyric.
    Ihr Kopf flog herum. „Stellst du meine Autorität infrage?“
    Der Hüne hob die Hände.
    „Meine Aufgabe ist es, unsere Art zu schützen.“ Sie begann, mit langsamen Schritten den Raum zu durchmessen. „Es ist meine Pflicht, Fragen zu stellen. Und deshalb“, abrupt blieb sie vor Gabriel stehen, „stelle ich dir die Frage, warum du meine Leute in dieses Wüstenloch geführt hast.“ Sie machte eine winzige Pause. „Nachdem du rechtzeitig zur Entführung deines Vaters aufgetaucht bist, um eine glaubwürdige Motivation vorweisen zu können. Ich frage mich“, sie nahm ihre Wanderung wieder auf, „ob Thomasz vielleicht eingeweiht war. Ob der Überfall auf die Brewery ...“
    Gabriel hörte den Rest nicht mehr, weil sein Herzschlag in seinen Ohren tobte wie Faustschläge gegen einen Harnisch. Seine Muskeln bewegten sich in altvertrautem Rhythmus. Sein Körper barst, in stahlglatten Reflexen und weißglühender Wut. Er riss Katherina zu Boden. Ihre makellose Haut sprang unter seinen Fäusten auf, der Drachenring zerriss ihre Wange. Blut bespritzte seine Finger,

Weitere Kostenlose Bücher