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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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gerettet?“
    „Kein Problem.“ Keith wühlte in seinem Rucksack und brachte zwei Pistolen zum Vorschein. Eine reichte er Gabriel. „Die ist für dich.“
    Violet musterte die elegante Klinge in Gabriels Hand. Rot schimmernde Linien durchzogen das Blatt und fingen bei jeder Bewegung das Licht. Sie verbiss sich die sarkastische Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Die beiden würden schon wissen, warum sie anderthalb Armlängen Stahl mit sich herumschleppten, wenn eine Halbautomatik es auch tat. Gabriel stieß das Schwert zurück in die Scheide und schlang sich das Waffengehenk über die Schulter.
    „Los“, sagte er.
    Zu dritt betraten sie das Kanalrohr. Gabriel ging voraus, Violet hinter ihm, Keith bildete die Nachhut.
    „Unsere Leute haben sämtliche Tunnel in der Gegend abgesucht.“ Keith’ Stimme hallte verzerrt von der Wölbung zurück. „Sie haben nichts gefunden.“
    „Wissen sie von den alten Katakomben?“, fragte Violet.
    „Welche alten Katakomben?“
    Nacheinander stiegen sie die Leiter hinab auf die tiefer liegende Ebene.
    „Dieser Kanal hier wurde in den Sechzigern gebaut, als sie den Freeway ...“
    Gabriel stoppte so abrupt, dass Violet gegen ihn stieß.
    „Licht aus“, flüsterte er.
    Sie gehorchte wortlos. Die Schwärze sank auf sie nieder wie ein klebriges Gewicht. Unmittelbar vor ihnen befand sich die Biegung, an der sie in der vergangenen Nacht auf den Kerl mit der Waffe gestoßen war. Grauen kroch ihr das Rückgrat herauf. Sie musste an Marvs missgestaltete Hand denken und an den Eindruck von Monstrosität, als ihr Taschenlampenstrahl für eine Sekunde das Gesicht des Mannes im Tunnel enthüllt hatte. Ihre Fantasie ging mit ihr durch, doch es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
    „Weiter“, befahl Gabriel.
    Blind setzte sie einen Fuß vor den anderen. Mit einer Hand umklammerte sie die Taschenlampe, die andere lag an ihrer Pistole. Wasser platschte bei jedem Schritt unter ihren Sohlen, die Feuchtigkeit sickerte durchs Leder und verwandelte ihre Füße in Eisklumpen.
    Gabriel hielt erneut inne. „Ich stehe direkt vor einer Mauer. Der Tunnel ist hier zu Ende.“
    „Kann ich das Licht wieder anschalten?“, fragte Violet.
    „Hier ist niemand“, sagte Keith hinter ihr.
    „Okay.“ Gabriel stieß den Atem aus. „Schalte es an.“
    Die Taschenlampe flammte auf. Violet suchte die Tunnelwand ab, während Gabriel und Keith schweigend warteten. Im unteren Bereich der Rinne ragte ein gemauerter Sockel auf, zwei rostige Eisenringe steckten in der Wand, verwitterte Graffiti bedeckten das Mauerwerk. Die Taschenlampe unter den Arm geklemmt, zog sie Marshalls Zeichnung aus der Tasche und studierte die sich überkreuzenden Linien.
    „Der Durchbruch muss ein Stück weiter vorn sein.“
    Sie lief ein paar Meter zurück und ließ den Lichtkegel über die Wand gleiten.
    „Wonach suchen wir?“, fragte Keith.
    „Ein zugemauerter Durchschlupf.“ Schwärzliche Flechten wucherten auf dem Beton, dazwischen Risse und Krater wie Wasseradern auf einer Landkarte. Violet trat rückwärts in die Mitte der Rinne. Sie rutschte und verlor den Halt. Gabriel fing ihren Arm, doch verhinderte nicht, dass ihre Kniescheibe auf einen Spalt in den Bodenplatten krachte. Der Schmerz ließ sie Sterne sehen. Sie fluchte unbeherrscht und riss sich erst zusammen, als sie Keith’ Blick begegnete.
    „Tut mir leid.“ Sein Grinsen verriet allerdings das Gegenteil. Tatsächlich amüsierte er sich prächtig.
Idiot
.
    Mit den Fingerspitzen stützte sie sich ab, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Sie ertastete die verdammte Kante, an der sie sich das Knie aufgeschlagen hatte, und hielt überrascht inne. Was war das, ein Metallrahmen? Das Wasser lag wie ein Spiegel über dem Grund und versteckte jeden Vorsprung, jede Ungleichmäßigkeit. Kein Wunder, dass sie beinahe gestürzt war.
    „Alles okay?“, fragte Gabriel.
    Was hatte ein Rahmen im Boden zu suchen? Gute Frage. Ein Funke Erregung keimte auf, wie immer, wenn ihr Bauchgefühl anschlug. Vielleicht war es ja keine Mauer, nach der sie Ausschau halten mussten.
    „Moment.“ Sie überwand ihren Ekel und erforschte den Vorsprung mit zwei Fingern. Tatsächlich, das war ein rechtwinkliger Metallrahmen, so groß wie ein Gullydeckel. Mit einer Hand hielt sie die Taschenlampe, mit der anderen schwemmte sie das Wasser beiseite. Für einen Moment wurde eine Stahlplatte mit Nieten sichtbar, dann schwappte die Brühe zurück. „Das ist ja interessant.“
    Gabriel ging neben

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