Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
ihr in die Knie. Er suchte, tastete, umklammerte etwas. Dann zog er. Metall quietschte, der Rahmen hob sich, bewegte sich ein paar Zentimeter und verkeilte sich eine Handbreit über dem Wasserspiegel. Jetzt wurden zwei Griffe sichtbar, die auf der Platte festgeschweißt waren. Gabriel zog heftiger daran. „Das sitzt fest“, keuchte er. „Keith, hilf mir mal.“
    Mit vereinter Anstrengung gelang es ihnen, die Klappe zu öffnen.
    „Ein Mensch kriegt das nicht auf“, bemerkte Keith.
    Sie registrierte den Blick, den er mit Gabriel wechselte. Eine Leiter führte nach unten, nur wenige Sprossen. Der Lichtkegel der Taschenlampe tastete über einen Boden aus geriffelten Eisenplatten.
    Gabriel stieg voran. Eine seltsame Spannung hing in der Luft. Sie hatte das Gefühl, dass die beiden geheimes Wissen über diesen Ort teilten, sie aber nicht einweihten. Allerdings war jetzt nicht die Zeit für Diskussionen. Sie wusste nicht, was in diesen Kanälen lauerte und entschied, lieber die Augen aufzuhalten und die Streiterei auf später zu verschieben.
    Die Leiter endete über einer Plattform, die so dicht unter der Geschossdecke hing, dass sie sich bücken musste, um sich den Kopf nicht anzuschlagen. Hüfthohe Barrieren sperrten das Plateau nach drei Seiten ab. An einer Ecke befand sich eine Konsole.
    „Ein Fahrstuhl“, stellte Keith fest. Der Blick, mit dem er sie musterte, verriet neu gewonnenen Respekt. „Nicht schlecht.“
    Gabriel entsicherte die Pistole, eine abgeschrammte SIG Sauer und zog das Schwert aus der Scheide. Das feine Singen der Klinge sandte ihr einen Schauder über den Rücken.
    „Macht euch bereit“, sagte er. „Wir wissen nicht, was uns dort unten erwartet.“
    Keith lud mit einem Klacken seine Halbautomatik durch. Eine Browning BDM, die gleiche, die sie auch benutzte. Der Mann wusste, was gut war, das musste sie ihm lassen. Ebenso wie Gabriel trug er ein Schwert auf dem Rücken, doch seines war kürzer, mit abgeschrägter Tantoklinge. Achselzuckend befreite sie ihre Pistole aus dem Holster.
    „Halte dich hinter uns.“ Gabriels Stimme klang beschwörend. „Wenn Keith oder ich uns eine Kugel einfangen, ist es nur unangenehm. Dich kann es das Leben kosten.“
    „Hör auf ihn“, fügte Keith hinzu. Er bleckte seine leuchtend weißen Zähne. „Du hast deinen Teil beigetragen, indem du den Einstieg entdeckt hast.“
    „Fertig?“, fragte Gabriel.
    Sie nickte. Adrenalin machte ihre Muskeln geschmeidig, ein leises Fieber, das ihre Aufmerksamkeit schärfte und ihren Körper in Kampfbereitschaft versetzte. Gabriel betätigte eine Taste an der Konsole. Zuerst geschah nichts, dann ging ein Ruck durch die Plattform. Die Konstruktion sackte ein paar Zentimeter durch, fing sich wieder und senkte sich gleichmäßig nach unten.
    Er hielt sein Schwert mit der Leichtigkeit und Grazie eines erfahrenen Fechters und sie bezweifelte nicht, dass er auch damit umzugehen wusste. Sie fragte sich plötzlich, wie alt Gabriel war. Klebte Blut an seiner Klinge? War er das, was man früher als Krieger bezeichnet hatte? Beide Männer verströmten eine raubtierhafte Aura. Sie zeigten nicht das geringste Zeichen von Furcht oder Unsicherheit, nur Wachsamkeit und Konzentration. Keith war offensichtlich jünger als Gabriel. In seinen Worten und seiner Körpersprache lag eine unmissverständliche Bewunderung für den älteren Schattenläufer.
    Der Lichtstrahl der Taschenlampe glitt über Betonflächen, vergitterte Rohröffnungen, Säulen, hinter denen mehr Schwärze gähnte. Rumpelnd kam der Aufzug zum Stehen. Mit angehaltenem Atem lauschte sie ins Dunkel. Irgendwo gluckerte Wasser. Andere Geräusche mischten sich in die Schwärze, quietschende, zwitschernde und grunzende Laute, doch schienen sie aus weiter Ferne zu kommen. Der Griffithpark mit dem Zoo lag auf der anderen Seite des Freeways. Aber nein, das war zu weit entfernt, sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie den Freeway unterirdisch gekreuzt hatten. Der Gedanke driftete fort, als Gabriel von der Plattform auf den Boden sprang und Wasser unter seinen Sohlen aufspritzte.
    Violet leuchtete die Säulen hinauf zu einem gemauerten Tonnengewölbe. Ihre Schritte warfen Echos von den Wänden zurück. Die alten Katakomben waren gut doppelt mannshoch, ein beeindruckender Korridor, der von der Säulenreihe in der Mitte in zwei Hälften geteilt wurde. Rechts und links senkte sich der Boden zu flachen Rinnen, entlang der Wand waren Trittgitter montiert, die zwei Handbreit über dem

Weitere Kostenlose Bücher