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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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genau, was das bedeutete, aber etwas tief in ihm wich zurück vor dem namenlosen Entsetzen, das dieser Anblick versprach. Er konnte es nicht greifen, nicht genau benennen, doch es jagte ihm Furcht ein.
    Sie kamen wieder am Aufzug vorbei und folgten dem Kanal in die andere Richtung. Der Boden stieg ein wenig an, das Wasser in der Rinne versiegte allmählich. Nur eine dünne Schicht Schlamm bedeckte noch den Grund. Im Morast prangten frische Fußabdrücke.
    „Hier war jemand“, sagte Gabriel.
    Violets Lichtstrahl flackerte über den Boden und verharrte auf den Trittspuren. Er hörte ein Rascheln und das Geräusch, mit dem sie ihre Pistole entsicherte.
    „Licht aus.“ Er griff nach seinem Schwert und dämpfte die Stimme. „Violet, bleib dicht hinter mir.“
    Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen auf die vollkommene Schwärze einstellten, nachdem die Taschenlampe erloschen war. Wie die meisten seiner Art war er in der Lage, selbst in tiefster Dunkelheit noch Bewegungen und Konturen zu erkennen. Er wollte ihre Ankunft nicht schon von Weitem ankündigen, falls hinter der nächsten Biegung die Männer lauerten, die für den Leichenhaufen verantwortlich waren. Sorgsam setzte er seine Schritte. Violet war so nah hinter ihm, dass er ihren Atem in seinem Nacken spürte. Es bereitete ihm Unbehagen, dass sie sich einer Gefahr aussetzte und er nichts tun konnte, um sie abzuschirmen. Nichts, außer sie niederzuschlagen, zu fesseln und am Eingang abzulegen, bis sie hier unten fertig waren. Aber dann würde sie kein Wort mehr mit ihm sprechen.
    Der Kanal machte einen scharfen Linksknick. Er hörte Stimmen und der Gedanke verflog. Zwei Männer, ein Stück vor ihnen. „Wartet“, flüsterte er. „Nicht bewegen.“
    Lautlos schlich er weiter, das Schwert in der Rechten, die linke Hand die Pistole im Anschlag. Die Stimmen wurden lauter. Der Glutpunkt einer Zigarette leuchtete im Dunkeln auf. Gabriel erfasste die Silhouetten zweier Männer. Einer lehnte an der Wand, der andere stand mitten im Korridor. Er tastete nach einer Aura und fand nicht den Hauch eines anderen Geistes. Die beiden Kerle waren gewöhnliche Menschen. Dicht an die Wand gepresst näherte er sich, bis Zigarettenrauch seine Nase kitzelte. Die Männer gehörten zur grobschlächtigen Sorte. Schlägertypen, die mit kurzläufigen Uzi Maschinenpistolen bewaffnet waren. Er wog das Schwert in der Hand. Zwei rasche Hiebe, er konnte sie enthaupten, bevor sie einen Laut von sich gaben. Skrupel verspürte er keine, denn von der Kanalreinigung waren die bestimmt nicht. Lautlos schob er die Pistole in seinen Gürtel und packte das Schwert mit beiden Händen.
    Einen Augenblick später krachte ein einzelner Schuss, brach sich dröhnend an den Wänden und schreckte die Wachen aus ihrer Lethargie. Der Kerl direkt vor ihm fuhr herum und riss die Waffe hoch, während grelles Weiß den Kanal flutete. Die Scheinwerfer blendeten Gabriel, eine Feuergarbe peitschte den Korridor herunter. Geistesgegenwärtig warf er sich nach vorn, rollte über den Boden, kam wieder auf die Füße und schwang das Schwert. Die Klinge riss eine Blutfontäne aus der Kehle des Wächters, die Maschinenpistole polterte hinab auf die Steine. Der zweite Kerl stieß ihm die Mündung der Uzi ins Gesicht. Gabriel federte in den Knien ein, sodass der Feuerstoß über ihn hinwegging, vollendete seine Drehung und krachte mit der Schulter in den Unterleib des Mannes. Zugleich riss er seine Pistole aus dem Gürtel und feuerte, bis der andere zusammensackte.
    Plötzliche Stille legte sich über die Katakomben wie ein Vorhang aus Asche. Gabriel blickte sich um, doch der Korridor blieb leer. Die Gefahr schien vorerst gebannt. In einer Nische hing eine doppelflügelige Stahltür, die die beiden Schläger bewacht hatten.
    „Violet!“, rief er, noch während er sich in Bewegung setzte. Sein Herz hämmerte ihm bis in den Hals. „Alles in Ordnung?“
    Dann hörte er ihre Stimme, ein lautes, wütendes Fluchen. Es klang nicht schmerzerfüllt. Erleichterung durchflutete ihn. Sie kniete am Boden und richtete sich auf, als er sich näherte.
    „Tut mir leid“, murmelte sie.
    Keith neben ihr zuckte mit den Schultern, eine Geste, die alles Mögliche bedeuten konnte. Sehr besorgt wirkte er nicht.
    „Alles okay?“, wiederholte Gabriel die Frage. „Seid ihr verletzt?“
    „Nur mein Stolz.“ Das Licht des Scheinwerfers verwandelte ihr Antlitz in eine scharf gemeißelte Schwarz-Weiß-Skulptur. „Oh mein Gott, Gabriel, es

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