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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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tut mir leid. Ich bin so blöd.“
    „Was ist passiert?“
    „Sie ist ...“ Keith verzog das Gesicht und versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. Sein Körper bebte vor Anstrengung. Es war die Art von Explosion, die entsteht, wenn sich heftige Anspannung in Heiterkeit entlädt. „Monsterratten“, japste er. „Lieber auf Nummer sicher gehen, was? Zum Glück hatte sie keinen Flammenwerfer dabei.“
    „Das Scheißvieh hat mich überrascht.“ Zorn flackerte in ihrem Blick. „Ich wollte sie abschütteln. Der Schuss hat sich aus Versehen gelöst.“
    „Eine Ratte?“
    „Hier.“ Violet stieß mit dem Fuß gegen einen Kadaver von der Größe einer Katze. „Seit wann greifen die eigentlich Menschen an?“
    „Vielleicht bist du ihr auf den Schwanz getreten“, gluckste Keith.
    Sie blickte Gabriel in die Augen. „Mit dir alles okay?“ Die Sorge, die in ihrer Stimme schwang, strich wie eine warme Brise über ihn hinweg. „Die Typen da vorn ...“
    „Sind tot.“ Er beugte sich hinunter zu dem Rattenleichnam. Die Kugel hatte den Schädel des Tieres in eine formlose Masse aus Fleisch und Knochensplittern verwandelt, vom Leib war jedoch genug übrig, um die gleichen krankhaften Veränderungen zu erkennen, die Gabriel an ihren Artgenossen bemerkt hatte. Die Ratte litt unter schwerem Haarausfall. Bläuliche Haut spannte sich über Geschwülste, die denganzen Körper bedeckten. Entlang der Rippen wucherte rotbrauner Schorf. Der Anblick verursachte Gänsehaut.
    „Kommt.“ Er richtete sich auf. „Da vom ist eine Tür.“

15
    „B
ist du sicher, dass wir allein da reingehen wollen?“, fragte Keith.
    Gabriel zog die Plastikkarte durch den Leser, die er einem der Gorillas abgenommen hatte. Ein grünes Lämpchen leuchtete auf, die Verriegelung löste sich mit einem Surren.
    „Wir haben keine Zeit, auf Verstärkung zu warten.“ Nach der Schießerei grenzte es ohnehin an ein Wunder, dass nicht längst die Kavallerie aufgetaucht war. „Bleibt hinter mir.“
    Die Stahltür öffnete sich in einen Seitenarm der alten Kanäle. Eine niedrige Decke wölbte sich über ihren Köpfen. Im Abstand von etwa dreißig Fuß verströmten Notlämpchen orangefarbenes Licht.
    „Vielleicht hat uns ja doch niemand gehört“, murmelte Keith.
    Der Boden sah aus, als sei er erst kürzlich betoniert worden. Von weither drang ein Konzert aus Fiepen und Bellen und anderen tierischen Lauten, die er zuvor schon in der Nähe des Aufzugs gehört hatte. Die Geräusche wurden lauter, je tiefer sie in den Gang eindrangen. Nach etwa zweihundert Yards versperrte ihnen ein zweites Stahltor den Weg, das sich mit der gleichen Plastikkarte öffnen ließ. Violet und Keith pressten sich gegen die Wand, während Gabriel den Flügel einen Spalt aufzog.
    Er zuckte zurück vor einer Kakofonie aus Jaulen und Heulen und wütendem Gebell, die ihm entgegenschlug. Kein Wunder, dass niemand die Schüsse gehört hatte. Was immer auf der anderen Seite lag, es klang wie eine außer Kontrolle geratene Horde von Bluthunden auf frischer Fährte. Licht fiel durch den Spalt, ein Boden aus gelblichen Fliesen wurde sichtbar.
    Als nichts geschah, zog er die Tür ganz auf und betrat den Raum auf der anderen Seite durch einen schmucklosen Korridor mit hellgrau gestrichenen Wänden und nackten Leuchtstoffröhren. Ein durchdringender Geruch nach Desinfektionsmittel hing in der Luft. Das Tohuwabohu war so überwältigend, dass er seine Stimme kaum hören konnte, als er Keith und Violet zurief, ihm zu folgen.
    „Was zur Hölle ist hier los?“ Violet hielt ihre Pistole mit beiden Händen umklammert.
    „Das werden wir gleich herausfinden.“
    Zu seiner Rechten befand sich ein dämmriger Lagerraum. Unmengen von Holzkisten stapelten sich an den Wänden, dazwischen leere Käfige. Er tauschte einen Blick mit Keith. „Halt da draußen ein Auge offen.“
    Rost sammelte sich an den Gitterstäben der kleinen Verliese. Eine unangenehm süßliche Note drang ihm in die Nase, als er weiter in den Raum eindrang. An der Stirnseite thronte ein großer Eisenofen, eine altertümliche Konstruktion.
    „Unheimlich, findest du nicht?“ Violet trat an Gabriel vorbei und zog die Ofentür auf. Ascheflocken lösten sich vom Rahmen und tanzten zu Boden.
    Sein Blick glitt über die Käfige. Nicht alle zeigten Spuren von Alter. In zweien lagen Futterreste, Körnchen, eingeweicht in Wasser und Stückchen verrottenden Fleisches.
    „Ein Krematorium“, sagte er.
    „Was?“
    „VORTEC hat ein Labor, nicht

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