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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Entschlossenheit zog Gabriel die Schubladen auf, eine nach der anderen. Sie waren leer. Bis auf eine.
    Beim Anblick der Leiche taumelte Keith zurück. Es war ein junger Mann, dessen Gesicht selbst in der Totenstarre noch schön anzusehen war. Obwohl der Körper keine offensichtlichen Verletzungen aufwies, wirkte er nicht ganz richtig. Die Glieder waren unnatürlich dünn und sehnig. Wie Äste eines Baumes, die jemand mit weißer Farbe überzogen hat.
    „Alessandro“, stammelte Keith. „Das ist Alessandro!“
    „Er ist tot“, sagte Gabriel.
    „Ich dachte ...“ Ein rascher Wechsel von Emotionen flackerte über Keith’ Gesicht. Zorn, Leere und ein so heftiger Schmerz, dass sich Violets Innerstes zusammenzog. „Ich meine, ich hatte gehofft, dass ...“ Er brach ab.
    „Es tut mir leid.“ Gabriel streifte seine Jacke ab und breitete sie über den blutleeren Leib. Dann wandte er sich zu Keith und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid, dass wir zu spät kommen. Aber vielleicht gibt es andere, die wir retten können.“
    „Er war ein guter Freund“, wisperte Keith.
    „Ich weiß.“
    „Was machen wir mit ihm? Wir können ihn nicht hier liegen lassen.“
    „Wir können ihn auch nicht mitnehmen. Aber wir rufen Verstärkung. Jetzt haben wir einen Beweis. Sie können uns die Hilfe nicht verweigern.“

    Sie benutzten ein Telefon im benachbarten Labor. Gabriel wartete, während Keith mit Cyric telefonierte. Es dauerte nicht lange.
    „Sie kommen.“ Keith legte den Hörer auf. „Sie fahren sofort los.“
    „Was ist mit Katherina?“
    Er bleckte die Zähne. „Cyric wird hinterher mit ihr reden.“
    Gemeinsam wanderten sie hinaus auf den Korridor, wo Violet sich auf den Boden hatte sinken lassen. Die Pistole hatte sie neben sich gelegt, ohne sie loszulassen. Mit gerunzelter Stirn blickte sie zu ihnen auf. „Seid ihr sicher, dass ich nicht die Cops rufen soll?“
    „Wenn die Cops hier auftauchen, wird VORTEC alle Spuren vernichten“, erwiderte Gabriel. „Sie sind nicht schnell genug. Das können sie gar nicht. Bei dem, was VORTEC hier tut, werden sie ihre Kontakte haben. Die wissen schon, dass eine Durchsuchung ansteht, bevor der Richter den Beschluss unterschrieben hat.“
    Der Lärm der tobenden Hunde hallte so laut von den Wänden zurück, dass sie ihre Stimmen erheben mussten, um einander zu verstehen.
    „Was ist zwischen dir und Katherina?“, fragte Keith. „Sie hat doch nicht wirklich gedacht, dass du hinter den Entführungen steckst. Das war doch nur ein Vorwand. Sonst hätte sie dich nicht ausgerechnet in Riverside Rancho von der Brücke werfen lassen, dann hätte sie ja riskiert, dass deine Freunde dich finden.“
    „Wenn ich das wüsste.“ Gabriel warf einen Blick hinüber zu dem Wachmann, der immer noch bewusstlos in der Tür lag. „Ich dachte zuerst, es liegt an mir. Ich beuge nicht gern das Knie vor ihr. Aber darum geht es nicht. Sie hasst mich. Und meinen Vater hasst sie noch mehr. Wenn es nur Thomasz wäre und nicht noch zwei Dutzend anderer Schattenläufer, die verschwunden sind, würde sie keinen Finger rühren.“
    „Vielleicht hat sie eine gemeinsame Vergangenheit mit Thomasz, von der du nicht weißt? Frag ihn doch mal.“
    „Ja, wenn wir ihn finden.“ Gabriel drehte sich einmal um seine eigene Achse und musterte den oberen Bereich der Wände, so wie er es zuvor schon getan hatte. „Ich frage mich, warum es hier keine Kameras gibt. Sie haben Bioscanner an ihren Türen, also warum keine Kameras?“
    „Vielleicht ist das hier unten so geheim, dass die Mitarbeiter nichts davon wissen dürfen“, warf Violet ein.
    „Gut für uns.“ Keith hatte zu seinem flapsigen Tonfall zurückgefunden, doch er wirkte aufgesetzt. Seine Art, den Schmerz zu bekämpfen. Gabriel respektierte das.
    Das surrende Geräusch des Türschlosses war so leise, dass es im Hundegebell versank, doch er nahm es dennoch wahr. Er zog die Pistole hoch, seine andere Hand ruckte automatisch an den Griff seines Schwertes.
    „Besuch“, knurrte er.
    Im nächsten Moment flog die Tür auf und gab den Blick frei auf zwei Männer, einer im dunklen Anzug, der andere in Jeans und T-Shirt, beide bewaffnet mit den kurzläufigen Maschinenpistolen, die hier zur Standardausrüstung der Wachen zu gehören schienen. Der Anzugträger hatte gute Reflexe. In einer fließenden Bewegung riss er die Uzi hoch und feuerte.
    „Eindringlinge!“, brüllte der andere in sein Funkgerät. „Eindring...“
    Eine Kugel aus

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