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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mitbekam?
    Er glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod. Er glaubte an das Leben hier auf dieser Erde, das der Mensch so gestalten sollte, dass er am Ende guten Gewissens gehen konnte. Was danach kam, war jedermanns Fantasie überlassen. Beantworten konnte das niemand. Bis auf diese Tatsache war er ein überzeugter Christ, der die Gebote achtete, und manchmal, wenn ihm danach war, betete er auch, aber in die Kirche ging er selten.
    Morgen, am Sonntag, war er bei den Nachbarn zum Kaffee eingeladen. Darauf freute er sich. Es war lange her, dass er irgendwo zu Besuch gewesen war. Hoffentlich hatte Frau Klaussner die Einladung nicht vergessen.

11
    Der Sonntag war ein heller, freundlicher Frühlingstag. Georgina wollte sich mit ihrem Vater treffen, der sie zu einer Bootstour auf der Mosel eingeladen hatte. So brauchte Franca kein schlechtes Gewissen zu haben, weil sie das gemeinsame Sonntagsessen ausfallen ließ.
    Franca stieg die Stufen hoch zu Ludmillas Haus, das etwas versteckt in einer Seitenstraße oberhalb des Rheinufers lag, nicht weit entfernt von Francas Elternhaus, in dem ihre betagte Mutter lebte. Sie wusste, dass sie hier schon einmal gewesen war, an den Anlass konnte sie sich allerdings nicht mehr erinnern. Vielleicht ein Kindergeburtstag?
    Sie drückte auf den Klingelknopf. Die Haustür war aus dunklem Holz, in deren Mitte eine längliche Scheibe aus geriffeltem Glas eingelassen war.
    »Schön, dass du da bist.« Ludmilla hatte derart schnell die Tür geöffnet, als ob sie dahinter gewartet hätte.
    »Ich hab dir etwas mitgebracht.« Franca überreichte ihrer Gastgeberin einen in Plastikfolie gehüllten Blumenstrauß, den sie auf dem Weg hierher an einem Blumenstand gekauft hatte.
    »Oh, danke. Aber komm erst mal rein.« Zu einer eng anliegenden Jeans trug Milla eine weiße, langärmelige Tunika mit auffälligen Sonnenblumen, die wie ein Schleier um sie herum schwang. Die roten Locken fielen offen auf ihre Schultern. Sie sah genauso strahlend aus wie bei ihrem letzten Treffen.
    Im Haus war es düster und es roch ein wenig muffig. Nach Keller und Gruft. Im Flur hingen zwischen gemalten Blumenbildern getrocknete Rosen- und Lavendelsträuße. Beim Vorbeigehen lugte Franca in eines der Zimmer, dessen Tür offen stand. Ihr fielen eine Glasvitrine mit Goldrandgeschirr und allerlei Nippes auf und die auffällig gemusterte Uralttapete an der Wand.
    Die Küche wirkte etwas freundlicher. Ein bodenhohes Fenster führte zum Garten hin. Zwischen Küchenutensilien hingen Kräuterbüschel zum Trocknen. Das zusammengestückelte Mobiliar, offenbar Relikte von Ludmillas Eltern, strahlte einen altmodischen Charme aus. Besonders die Eckbank mit dem Holztisch davor wirkte gemütlich. Auf dem Herd standen dampfende Töpfe. Es duftete verlockend. Franca bekam Appetit.
    Ludmilla ließ Wasser in eine Vase laufen und stellte die Blumen hinein. »Gehen wir doch auf die Terrasse. Es ist so ein schöner Tag.«
    Angesichts der vielen blühenden Blumen ringsum kam Franca ihr Mitbringsel unangebracht vor.
    Die Terrasse begrenzte eine rebenbewachsene Pergola. Ein geschützter Platz, abgeschirmt von der Welt. Wie das gesamte Anwesen, das Ludmillas Eltern gehört hatte.
    »Darf ich dir erst mal einen Tee anbieten?«, fragte Ludmilla und schenkte eine Tasse ein. Der Tee war hellgrün und unterschied sich deutlich von dem Geschmack der Beutel, die Franca benutzte.
    »Der schmeckt richtig gut. Was ist das?«
    »Eine Mischung. Alles aus meinem Garten.« Milla lächelte und machte eine weit ausholende Geste. »Wenn man die Kräuter am frühen Morgen erntet, sind sie am frischesten. Es macht mir Spaß, damit zu experimentieren. Und es schmeckt immer wieder anders. Das Natürliche ist eben durch nichts zu übertreffen.«
    Bei genauerer Betrachtung machte die Natürlichkeit des Gartens allerdings auch einen etwas ungepflegten Eindruck. Üppiger Wuchs, dem man einfach seinen Lauf ließ.
    »In meinem Garten gibt es ungeahnte Schätze«, fuhr Milla fort. »Doch jetzt essen wir erst mal was.« Sie verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit zwei dampfenden Tellern zurück. »Bandnudeln mit Lachsfilet und verschiedenen Wildkräutern«, verkündete sie und stellte Franca einen Teller hin, der hübsch dekoriert war mit frischem Grün und Gänseblümchen. »Guten Appetit.«
    »Du verwöhnst mich«, sagte Franca und probierte. »Die Gänseblümchen kann man wirklich mitessen?«
    Milla nickte. »Die Nudeln sind selbst gemacht und die Soße ist ein

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