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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erst auf den zweiten Blick erkennt.« Sie ging vorsichtigen Schrittes weiter, deutete auf junge Triebe und nannte ihre Namen. Zu jeder Pflanze wusste sie etwas zu erzählen.
    »Solch einen Zaubergarten hatte ich mir vorgestellt, als ich mich bei der Bundesgartenschau bewarb«, sagte sie mit einer weit ausholenden Geste.
    »Du hast dich bei der BUGA beworben?« Franca war überrascht.
    Milla ruckte mit dem Kopf wie ein Vogel, dann hob sie die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ja, aber das war denen nur eine Absage wert. Sie wollen offenbar nur exotische Pflanzen in Reih und Glied. Nicht so ein Durcheinander und vor allem nichts natürlich Gewachsenes. Aber was soll’s.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »So, und nun trinken wir Kir Royal mit selbst gebrautem Cassis. Ebenfalls eine Gabe der Natur.«
    Franca gefiel Ludmillas kleines, etwas ungeordnetes Paradies. Der Garten mit all seinen natürlichen Schätzen war etwas Besonderes. Sie konnte verstehen, wie wohl sich Ludmilla hier fühlen musste. Und am frühen Abend – abgerundet mit einem letzten Gläschen rot-gold schimmernden Kir Royal – hatte sie das Gefühl, einen wunderschönen Tag erlebt zu haben. Die Stunden waren nur so verflogen. Es waren interessante und intensive Gespräche, auf die sie sich nach anfänglichem Zögern bereitwillig eingelassen hatte. Ihre ehemalige Schulkameradin hatte sie zum Nachdenken gebracht und das war nicht das Schlechteste, was einem Menschen passieren konnte. Mit einem beschwingten Gefühl machte sie sich auf den Heimweg.
     
    Georgina traf fast zeitgleich mit ihr zu Hause ein. »Na, war’s schön?«, fragten beide wie aus einem Mund. Mutter und Tochter sahen sich an und begannen zu lachen.
    »Also ja«, sagte Franca. »Wo wart ihr denn?«
    »Wir sind die Mosel entlanggegondelt. Vom Fährhaus aus bis hoch nach Winningen. Dort haben wir zu Mittag gegessen.«
    »War noch jemand dabei außer Papa und dir?« Es sollte beiläufig klingen, aber Franca war neugierig, weil sie hatte läuten hören, David sei neu verliebt.
    »Maik und Bianca«, sagte Georgina ohne weitere Erklärung. Oben angelangt, wollte sie geradewegs in ihrem Zimmer verschwinden.
    »Wer sind Maik und Bianca?«, erkundigte sich Franca.
    »Von Maik hab ich dir doch erzählt. Das ist derjenige, mit dem ich mich letztens im ›Extrablatt‹ getroffen habe.«
    »Der aus dem Internet?«
    »Ja.«
    »Und den hatte Papa eingeladen?«
    »Ich hab gefragt, ob er mitkommen könnte. Papa hat sich gefreut, dass da jemand war, der Seattle so gut kennt. Und Maiks Vater hat ebenfalls ein Boot, das in Winningen liegt. So hatten die beiden eine Menge Gesprächsstoff. Ich glaube, Papa war ganz angetan von Maik.«
    »Ist dieser Maik jetzt dein Freund?«
    »Ein Freund«, erwiderte sie lapidar. »Ich werde mich jedenfalls noch öfter mit ihm treffen, wenn es das ist, was du wissen willst.« Georginas Hand lag auf der Klinke ihrer Zimmertür.
    »Und wer ist Bianca?«
    »Papas Flamme. Ich dachte, du wüsstest das.« Mit diesen Worten verschwand Georgina endgültig in ihrem Zimmer.
    Franca blieb etwas verwirrt zurück. Es stimmte also. David hatte tatsächlich eine neue Freundin, die er sogar seiner Tochter vorgestellt hatte. Also war es etwas Ernstes. Sie wunderte sich selbst, dass ihr dies einen Stich versetzte und die Freude, die sie soeben über den schönen Tag empfunden hatte, ein wenig dämpfte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Die Erde steht still. Heil sein heißt ganz sein, hast du einmal gesagt, ich bin nicht heil und nicht ganz. Ich bin in tausend Stücke zerbrochen und zersplittert. Wie soll ich je wieder ganz werden?
    Ich hatte geglaubt, du könntest mich vor den drohenden Schatten beschützen und all die schlimmen Träume verjagen, indem du für mich da bist. Für mich allein.
    Ich habe dir vorgelesen von Tristan und Isolde und von Romeo und Julia. Wahre Liebende, die der Tod vereint. Die Tränen kamen mir beim Lesen.
    Dich hat das alles kaltgelassen.
    ›Es ist immer das Gleiche‹, hast du gesagt. ›Erst lieben sie sich, dann sterben sie, dadurch bekommen sie einen Glorienschein.‹ Deine Stimme klang so kühl. ›Wären sie miteinander alt geworden, hätte kein Hahn nach ihnen gekräht.‹
    Ja, das hast du gesagt. Trotz der deutlichen Worte habe ich in diesem Augenblick nicht verstanden, was du damit meintest.
    Hattest du Angst vor der Kraft der Liebe, war es das?
    Wann hab ich dich verloren, sag es mir? Wann?
Die Klinge dringt tief ins

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