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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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was Franca unter anderen Umständen als Belästigung angesehen hätte, doch sie hielt ihm zugute, dass er geschoben wurde. Für die Drängelei konnte er nichts.
    »Ich heiß zwar Ernst, kann aber ’ne Menge Spaß vertragen.« Er grinste. »Kalauer, ich weiß, aber du guckst so grimmig – und siehste, jetzt lachste wenigstens ein bisschen.« Seine Augen blitzten wie die eines übermütigen jungen Hundes.
    Am Tresen wurde ein Barhocker frei. »Komm schnell, bevor den sich jemand anders krallt«, sagte Ernst und berührte Franca am Arm. Wieder stellte er sich dicht neben sie, diesmal offenbar mit Absicht. Sie konnte seine Wärme spüren.
    »Ich will nicht wissen, was du beruflich machst, ich sag dir auch nicht, was ich mache. Ich frag dich nicht, ob du verheiratet oder geschieden bist. Sag du mir einfach, worüber du Lust hättest, dich mit mir zu unterhalten.«
    Franca war angenehm überrascht. »Okay.« Es entwickelte sich ein nettes, zwangloses Gespräch. Ernst berührte sie ab und an am Arm oder strich ihr wie zufällig über die Hand. Berührungen, die sie durchaus als angenehm empfand. Solche Männer lernte man also auch im ›Affenclub‹ kennen. Ernst war witzig, originell und baggerte sie nicht auf die billige Tour an. Jetzt sah er ihr tief in die Augen. »Gibst du mir deine Telefonnummer, Franca?«, fragte er. »Wir könnten ja mal was Nettes zusammen unternehmen.«
    Plötzlich drängte sich Milla zwischen sie und Ernst. »Ihr beiden scheint euch ja prächtig zu amüsieren«, tönte Milla mit schriller Stimme. Sie griff nach Francas Glas und trank einen kräftigen Schluck daraus.
    »Ja, ich unterhalte mich ganz gut.« Franca war irritiert.
    »Ernst ist ja auch ein Supercooler.« Ludmilla stach ihm mit dem Zeigefinger förmlich in den Magen. »Und er kann Spaß vertragen, nicht wahr?«
    »Milla«, versuchte Ernst, sie zu beschwichtigen. Seine Stimme klang nicht mehr ganz so fröhlich wie vorhin.
    Milla schaute von einem zum anderen. In ihren Augen war ein merkwürdiges Glitzern. Ihre Stimme klang schneidend. »Hat dir meine Freundin schon gesagt, dass sie ein Bulle ist? Das interessiert dich sicher sehr, Ernst, oder?«

25
    »Bist du mit den Computerausdrucken schon durch?«, fragte Franca.
    »So gut wie«, antwortete Hinterhuber.
    »Ich hab ziemlich viele gelesen und einige Anmerkungen gemacht«, meinte Clarissa.
    Sofort bekam Franca ein schlechtes Gewissen. Während Hinterhuber und sogar das Küken Clarissa sich offenbar zu Hause die Nacht um die Ohren geschlagen hatten mit dem Lesen von Mails und Chat-Protokollen, hatte sie sich in einem ominösen Club rumgetrieben und sich darüber hinaus mit ihrer Freundin verkracht. Man sollte auf seine Intuition hören. Den Abend hätte sie sinnvoller verbringen können.
    »Und, ist euch was Besonderes aufgefallen?«
    »Wie man’s nimmt. Die Damenwelt scheint unserem Tomtiger ja regelrecht zu Füßen gelegen zu haben.«
    »Und das, ohne dass er ein Foto von sich ins Netz gestellt hat.«
    Clarissa nickte. »Ganz schöner Schleimer.«
    »Mit einer Dame namens Mandragora hatte er besonders häufig Kontakt. Die letzten Mails von ihr sind allerdings ziemlich ernüchternd. Erst hat sie ihm von der großen Liebe vorgesäuselt und später hat sie ihn nur noch wüst beschimpft.« Hinterhuber verzog das Gesicht. Seine Augen hinter der Goldrandbrille lächelten belustigt.
    »Ach?«, sagte Franca. »Das ist ja interessant.«
»Was, wenn doch Ariane Bender hinter alldem steckt?«, fragte Clarissa.
    Franca wiegte nachdenklich mit dem Kopf. Jedenfalls wäre das nicht der erste Fall von Fremdbeschuldigung, um von sich selbst abzulenken.
    »Was bedeutet denn eigentlich Mandragora?«, erkundigte sich Franca.
    »Das ist lateinisch für Alraune«, antwortete Clarissa.
    »Die Zauberwurzel. Steht auch bei Harry Potter«, fügte Hinterhuber hinzu.
    Dass Clarissa über solche Dinge informiert war, leuchtete Franca ein. Immerhin gehörte sie zur Harry-Potter-Generation. Aber Hinterhuber?
    »Du liest Harry Potter?«
    »Ich bin informiert. Dazu braucht man nicht die kompletten Bücher gelesen zu haben.« Hinterhuber verschränkte seine Hände hinter dem Kopf.
    »Klärt mich doch bitte mal auf«, forderte Franca.
    »Du hast doch eine halbwüchsige Tochter. Liest die nicht die Bücher von Joanne K. Rowling?«
    Natürlich war ihr aufgefallen, dass auf Georginas Nachttisch immer mal wieder eine Harry-Potter-Ausgabe lag. Zumeist in englischer Sprache, worüber Franca sich gefreut hatte. Seit ihre

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