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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tochter ein knappes Jahr in ihrer Geburtsstadt Seattle verbracht hatte, sprach sie hervorragend englisch. Umso schöner war, dass sie das Gelernte pflegte und weiterentwickelte.
    »Also, Mandragora ist ein Zauberkraut, das beispielsweise eingesetzt werden kann, um Verwandlungen und Versteinerungen zu lösen. Kraut und Wurzel sollen für allerlei magische Zwecke verwandt worden sein. – Was das für eine Sorte Frau ist, die sich danach nennt, kann man sich ja dann denken.«
    Franca legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen: »Und was ist das für eine Sorte Frau deiner Meinung nach?«, fragte sie lauernd.
    Der Kollege zierte sich ein wenig. »Na, du weißt schon.«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    »Muss ich dir das wirklich sagen? Du hast schließlich die Frauenbewegung hautnah miterlebt. Da hat man sich doch viel mit solchem Kram beschäftigt.«
    »Kram«, sagte sie. »So. Und Harry Potter ist kein Kram?«
    Clarissa hatte die ganze Zeit äußerst interessiert von einem zum anderen gesehen.
    Hinterhuber machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ingrid hat Harry Potter gelesen. Weil sie auf dem Laufenden bleiben will. Über 400 Millionen Bände wurden bisher verkauft. Die Kids auf der ganzen Welt sind wild darauf. Über solch ein Phänomen muss man ja als Literaturwissenschaftlerin Bescheid wissen.«
    In diesem Moment kam Frankenstein zur Tür rein.
    »Krieg ich einen Kaffee?«, fragte er. »Den Muckefuck in der Kantine kann man nicht trinken.«
    »Sie doch immer.« Lächelnd stand Clarissa auf. »Kaffee oder Espresso? Hier in diesem Büro sind wir in der glücklichen Lage, eine Auswahl anbieten zu können.«
    »Kaffee, bitte«, bat Frankenstein. »Da hab ich länger was von als von so einem Fingerhut.«
    »Du bist aber nicht nur wegen des Kaffees gekommen?«, erkundigte sich Franca.
    Er lächelte vielsagend. »Das Handy des Herrn Apotheker erweist sich als äußerst aufschlussreich.«
    »Ah ja?«
    »Der hat Hunderte von SMS bekommen. Immer von ein und derselben Person.«
    »Wie, und die hat er alle gespeichert?« Clarissa runzelte die Stirn.
    »Natürlich nicht. Er hatte sie alle gelöscht. Aber für uns stellt so was kein Hindernis dar.« Frankenstein brachte es tatsächlich fertig, die Brust zu schwellen. Franca grinste in sich hinein. Merkwürdig, dieses Balzgehabe der Männerwelt, sobald Clarissa in der Nähe war.
    »Wir sind nicht umsonst berühmt dafür, manches Unsichtbare wieder sichtbar zu machen.« Er lachte breit und zeigte dabei sein leuchtend weißes Gebiss. »Allesamt der gleiche Inhalt. Die wüstesten Beschimpfungen. In etwa: Du Schwein, Dreckskerl. Mieses Arschloch. Alles so Sachen. Da hat jemand ziemlich Ausdauer bewiesen.«
    »Hunderte?«, hakte Franca nach.
    »Hunderte«, bestätigte Frankenstein.
    »Und wer war es, die ihn so tituliert hat?« Sie sah ihn spitzbübisch an. »Lass mich raten: Eine Frau.«
    »Kluges Mädchen.«
    Clarissa stellte Frankenstein eine grüne Kaffeetasse mit dem Emblem der Rheinland-Pfälzischen Polizei hin. »Ariane Bender«, platzte sie heraus. »Richtig?«
    Frankenstein starrte Clarissa an, als ob sie von einem anderen Stern käme. Mit einem Mal war sein Balzgehabe völlig verschwunden. Den Kaffee ignorierte er. »Bist du Hellseherin oder was?« Das klang ziemlich bissig.
    Clarissa tauschte Blicke mit Franca. Beide fingen an zu lachen.
    »Ich hab sogar noch mehr rausgefunden«, sagte Clarissa. »Ariane Bender war schon mal in der Psychiatrie gewesen.«
    »Was?« Franca stutzte. Das hatte sie nicht gewusst. Langsam wurde ihr dieses Küken unheimlich.
    »Braucht ihr mich überhaupt noch für irgendwas?« Frankenstein stützte die Hände auf Francas Schreibtisch und beugte sich vor. Seine Augen glitzerten wütend, bevor er sich abrupt umdrehte. »Danke für die tolle Info«, motzte er und rauschte beleidigt hinaus.
    »Und dein Kaffee?«, rief Franca ihm hinterher. Doch er hatte die Tür bereits geräuschvoll hinter sich zugeschlagen.
    »Dann trink ich den jetzt«, meinte Clarissa.
    »Du hättest ihm den Spaß nicht verderben sollen.« Franca grinste ihre Praktikantin an. »Auch wenn er nicht so aussieht: Er hat so ein verletzliches Seelchen.«
    Wieder klingelte das Telefon. Clarissa sah den Telefondienst inzwischen als ihre Sache an. Damit ersparte sie Franca und Hinterhuber eine Menge Arbeit. Man konnte sich durchaus dran gewöhnen, eine Assistentin zu haben. Zumal eine, die mitdachte. Von allen Praktikanten, die Franca bisher erleben durfte, war Clarissa eine

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