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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Noch ein Stück Kuchen?«
    Inzwischen waren Stephanie Klaussner und er sich immer näher gekommen. Er als der Ältere hatte ihr das Du angeboten, das sie gerne annahm. Gerne saßen sie zusammen und unterhielten sich bei Kaffee und Kuchen, öfter in ihrem Haus als in seinem. Nicht zuletzt deshalb, weil er den Eindruck nicht los wurde, in ihren eigenen vier Wänden fühle sie sich wohler.
    Ob sie sich weiterhin dieses Haus, das sicher nicht vollständig abbezahlt war, leisten konnte? Vielleicht hatte ihr Mann vorgesorgt und eine Lebensversicherung abgeschlossen, die sie auf einen Schlag von allen finanziellen Sorgen befreite. Zwar hatte sie begonnen, ihm immer vertraulicher von ihrer Ehe und den damit verbundenen Schwierigkeiten zu berichten, so wie auch er ihr von Ellie erzählte und seiner schönen Zeit mit ihr, aber bestimmte Themen klammerte Stephanie aus. Dazu gehörte vor allem ihre finanzielle Situation. Und er wollte nicht indiskret sein. Irgendwann würde schon die Sprache darauf kommen.
    Vielleicht lernte sie mit der Zeit, seine Zuverlässigkeit zu schätzen, vielleicht gab es eine kleine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, man musste den Dingen nur Zeit lassen. Schließlich war es nichts Ungewöhnliches, dass sich jüngere Frauen mit älteren Männern liierten. Mit einer großen Leidenschaft rechnete er nicht bei ihr. Aber kam es letzten Endes nicht darauf an, dass man miteinander harmonierte? Dass es einem gut ging, wenn der andere da war und sich kümmerte. Jedenfalls vermittelte sie ihm das Gefühl, dass sie seine Nähe genoss.
    Die Gespräche, die sie miteinander führten, waren ähnlich wie die mit Ellie. Stephanie war eine gebildete Frau aus gutem Elternhaus, das hatte er inzwischen verstanden. Eine gute Mutter war sie zudem. Mit zärtlicher Liebe hing sie an ihrem kleinen Sohn. Hans bemühte sich um Yannicks Aufmerksamkeit, indem er ihm etwas vorlas oder Mensch-ärger-dich-nicht mit ihm spielte. Das Kind nannte ihn Onkel Hans.
    Er dachte daran, etwas mit Stephanie und dem Kleinen zu unternehmen. Wahrscheinlich würde sie ihren Sohn nicht gern länger allein lassen. Eine kleine Reise wäre schön. Vielleicht nach Italien, nach Neapel. Hieß es nicht immer, Neapel sehen und sterben? Nein, über das Sterben wollte er wahrhaftig nicht nachdenken. In Italien war er ein paar Mal als junger Mann gewesen. Ellie und er waren jedoch selten verreist, weil sie immer meinten, sich um den Garten kümmern zu müssen. Vielleicht sollte er jetzt die Gelegenheit ergreifen, solange ihm noch Zeit blieb. Einen Garten konnte man durchaus eine Woche sich selbst überlassen.

34
    Am Morgen erwachte sie aus einem unruhigen Schlaf. Zum Frühstück trank sie nur eine Tasse Kaffee. Auf dem Weg ins Polizeipräsidium war ihr immer noch ein wenig schwindlig. Vorsichtig setzte sie ihre Schritte. Einen vor den anderen. Der Boden schien, als ob er kleine Wellen habe.
    Sie kniff die Augen zusammen, atmete tief durch und betrat das Büro.
    Hatte sie soeben recht gesehen? Wie ertappt waren Clarissa und Hinterhuber auseinandergestoben. Erstaunt sah sie von einem zum anderen. Sollten etwa Hubi, der brave, redliche Familienvater, der so gern den Musterknaben herauskehrte, und die kleine Clarissa … nein, das passte nicht zusammen. Obwohl, wenn man bedachte, wie er Clarissa immer anschmachtete …
    »Was ist denn hier los?«, fragte sie.
    »Ähm … Wieso?« Hinterhuber räusperte sich. »Ich habe gerade Clarissa etwas erklärt.«
    »Erklärt, so.« Franca kräuselte spöttisch die Lippen. »Darf man auch erfahren, was du ihr erklärt hast – so Körper an Körper?«
    »Spinnst du?« Hinterhuber fuhr auf. Seine Augen hinter den Brillengläsern funkelten ärgerlich.
    »Ich geh dann mal.« Clarissa zog die Tür hinter sich zu. Offenbar verstand die Praktikantin was von Diskretion.
    Franca war sehr gespannt auf seine Erklärung.
    »Himmelherrgottnochmal, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich was mit der Kleinen hab?«
    »Das, was ich gerade gesehen habe, war ziemlich eindeutig.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Franca. Wir haben beisammengestanden, und als du kamst …«
    »Ja?«
    »Da sind wir … da waren wir …«
    »Ich höre.«
    »Verdammt noch mal! Ich bin dir doch keine Rechenschaft schuldig. Hör endlich auf mit diesen haltlosen Anschuldigungen! Ich hab nichts mit Clarissa und ich werde nie was mit ihr anfangen. Ich bin doch nicht blöd und ruiniere mir wegen so was meine Karriere.«
    »Das haben schon ganz andere getan.

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