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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dass man Sie benutzt hat. Haben Sie irgendjemandem aus dem Internet, den Sie nicht näher kennen, in letzter Zeit Ihre Handynummer gegeben?«
    Ariane Bender dachte nach. »Nein. Die gebe ich nur Bekannten und Freunden. Oder warten Sie. Doch, da gab es mal die Anfrage einer Frau, über die ich mich ein wenig gewundert habe. Ich glaube, es ging um eine Info …«
    Francas Herz begann zu klopfen. »Bitte versuchen Sie, sich zu erinnern. Wie hieß die Person, der Sie Ihre Handynummer gegeben haben?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Überlegen Sie ganz genau. Es wäre sehr wichtig.«
    »Hm.« Sie kratzte sich an der Nase. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid.«
    »Vielleicht fällt es Ihnen wieder ein. Dann rufen Sie mich sofort an, okay?«
     
    Sie war auf dem Weg zurück ins Präsidium. Plötzlich machte sie kurz entschlossen kehrt und fuhr in Richtung Pfaffendorf. Die Sache mit Ludmilla ging ihr nicht aus dem Kopf und überschattete ihr Denken. Sie wollte Klarheit und die errang man nur, wenn man offen zueinander war.
    »Hallo, Franca, das ist aber schön, dass du vorbeischaust.« Milla schien unbefangen. »Mich hat grade wieder einer der Herren angerufen«, meinte sie mit schrägem Blick auf das Telefon.
    »Der Stalker?«
    Milla schüttelte den Kopf. »Der hat sich nicht mehr gemeldet. Vielleicht gibt er ja Ruhe. Nein, das war einer von den Deppen, die meinen, mich mit irgendwelchem Zeug vollschwallen zu müssen.« Sie grinste anzüglich.
    »Was für Zeug?«
    »Na ja, ich möchte das ungern wiederholen, ist nicht gerade jugendfrei. Gut, dass ich nicht empfindlich bin. Sonst würde mir das die Schamesröte ins Gesicht treiben.«
    »Und was hast du geantwortet?«, fragte Franca.
    »Ich hab eben was Unanständiges zurückgesagt.« Sie verzog die Lippen und kicherte wie ein kleines Mädchen.
    Franca gab sich unbeeindruckt. Sie wartete darauf, dass Milla auf ihre letzte Begegnung und ihren Ausbruch zu sprechen kam. Doch nichts dergleichen geschah.
    »Ich wollte mir gerade eine Flasche Prosecco aufmachen. Trinkst du ein Gläschen mit?«
    Mit solch einem Empfang hätte Franca nun wirklich nicht gerechnet. Sie nahm eines der langstieligen Gläser entgegen. »Worauf trinken wir denn?«
    »Auf unsere wiedergefundene Freundschaft!«
    Die Gläser klirrten leise. Franca trank einen kleinen Schluck, während sie ihr Gegenüber forschend anschaute. »Milla, ich hab lange über früher nachgedacht.« Sie schluckte. Es fiel ihr sichtlich schwer, über ihre damaligen Fehler zu sprechen. »Ich weiß, dass ich mich dir gegenüber nicht fair benommen habe. Das tut mir leid und dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen.«
    Ludmilla winkte ab. »Ach was, wir waren Kinder.«
    »Du nimmst mir meine Gemeinheiten nicht mehr übel?«, rief Franca erstaunt aus.
    Ludmilla schüttelte den Kopf. »Was nützt es denn, ständig in der Vergangenheit zu wühlen? Das bringt nichts. Es ist das Jetzt, das zählt. Dieser Augenblick. Prost.«
    Franca gab so schnell nicht auf. Bei all der Grübelei war ihr etwas eingefallen, etwas, das schwer wog. Ludmillas vier Jahre älterer Bruder Eric hatte sich mit 17 oder 18 umgebracht. Ihre Mutter hatte Franca damals davon berichtet und auch darüber, wie entsetzt man in der Nachbarschaft gewesen war. Wie viel tiefere Spuren musste das schlimme Erlebnis in Millas Inneren hinterlassen haben.
    »Was war eigentlich damals mit deinem Bruder?«, fragte Franca. »Oder möchtest du nicht darüber sprechen?«, fügte sie schnell hinzu, als sie bemerkte, wie Milla zusammenfuhr.
    Milla sah sie lange an. In ihrem Blick lag etwas Seltsames. »Eric«, sagte sie. Sie sprach den Namen zärtlich aus. »Da gibt’s eigentlich nicht viel zu sagen… Er kam mit dem Leben nicht klar.«
    »Aber wieso?«
    »Franca.« Milla sah sie eindringlich an. »Weißt du wirklich nicht mehr, was bei uns zu Hause los war? Wie mein Vater drauf war? Dass der die ganze Familie tyrannisiert hat? Daran ist Eric kaputtgegangen. Er hatte nicht so ein dickes Fell wie ich.«
    »Aber ihr wart doch eine ganz normale Familie.« Sie hatte Millas Eltern nur selten gesehen. Der Vater war ein aufrechter, schlanker Mann. Ein Vater wie andere Väter. Die Mutter war ziemlich dick und unförmig, hatte aber ein nettes Gesicht. Gelegentlich war sie Franca beim Einkaufen begegnet.
    »Ganz normale Familie? Klar, wenn du das so siehst.« Milla lachte hysterisch auf. Dann setzte sie das Sektglas an die Lippen und trank es in einem Zug leer.
    »Was

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