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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nicht zu fassen: Die krallte sich doch jeden, egal, ob er mit einem anderen Mädchen befreundet war. Aber so war sie eben; vor ihr war kein Junge sicher.
    Noch wütender war ich aber auf mich. Verdammt, es sah ganz danach aus, als ob sich mein Freund an eine andere ranmachte. Und was tat ich? Ich zog den Schwanz ein und verkrümelte mich.
    Mirja, schimpfte ich mit mir, es wird Zeit, dass du dich total änderst. Du musst mutig werden, du musst kämpfen! Aber – wie soll ich mutig sein, wenn mir nie das richtige Wort einfällt? Oder Stunden zu spät? Und überhaupt – wie kämpft man denn so? Mit Worten, mit Geschrei, mit Fäusten? Mit allem zusammen?
    Als die Pause zu Ende war und wir ins Klassenzimmer drängelten, kam Lilli mit glänzenden Augen und feuerroten Wangen als letzte an. Mareike und Amanda tuschelten mit den anderen Mädchen, die drehten sich zu mir um, schauten mich richtig mitleidig an und Ruth, sie hat dünne Haare und eine extrem spitze Nase, sagte so laut, dass ich es hören musste: »Voll der Wahnsinn, Lilli! Gratuliere; das war’s dann wohl mit Jonas und Mirja.«
    Unser Mathelehrer war noch nicht im Klassenzimmer; ich starrte angestrengt in mein Heft und tat so, als überlege ich mir den Lösungsweg einer wahnsinnig komplizierten Aufgabe. Mir war schlecht. O Gott, war mir übel! Am liebsten wäre ich heimgegangen, aber das ist das Blöde, wenn man auf den Schulbus angewiesen ist: man muss auf ihn warten. Bei Schneeregen im Pausenhof? Das war unmöglich; jeder Lehrer würde mich ins Krankenzimmer schicken. Das wollte ich nun wirklich nicht, also saß ich die Stunden ab und versuchte, meiner Enttäuschung Herr zu werden. Sie runterzuschlucken. Auf bessere Zeiten hoffen.
    Das schaffte ich nicht. Ich wünschte Lilli die Pest an den Hals. Oder wenigstens eine schwere Grippe mit Fetthaaren, Husten und einer feuerroten Nase. Und jeder Menge Pickel – einen juckenden Ganzkörper-Pickelausschlag wünschte ich ihr!
    Und Jonas sollte sich … was ich Jonas an den Hals wünschte, behalte ich lieber für mich. Der Wunsch würde mich in einem sehr schlechten Licht zeigen.
    Ehrlich gesagt war ich so in meine Pech-und-Rache-Fantasien vertieft, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich nach der sechsten Stunde aus dem Klassenzimmer und auf den Hof gekommen war.
    Erst als mich meine kleine Schwester am Ärmel zupfte, kam ich zu mir. »Was hast du gesagt, Leonie?«
    Â»Bist du mir wirklich nicht böse, wenn ich heute bei Sophie übernachte?«



»Überhaupt nicht«, antwortete ich. Es war nicht gelogen; ich wünschte mir nur noch einen hundertjährigen Schlaf. Totales Vergessen eben.
    So kam’s, dass Leonie mit nach Hause fuhr, ihr rosa Prinzessinen-Übernachtungsköfferchen packte und kurz vor zwei mit dem Bus in die Stadt zurück und zu Sophie düste.
    Ich setzte mich auf die Bank vorm grünen Kachelofen, zog die Beine hoch, spürte, wie die Tränen über meine Wangen kullerten und fragte mich, was ich falsch gemacht hatte.
    Was, verdammt noch mal, hatte ich nicht richtig gemacht???
    Okay, vielleicht hatte ich ein bisschen geklammert, aber Jonas hatte sich nie darüber beschwert. Im Gegenteil; er war es gewesen, der immer das nächste Date ausmachte. Immer. Ohne Ausnahme.
    Also konnte es nicht am Klammern liegen.
    Blieb Lilli.
    Lilli, die Klassenqueen. Die Schönste der Schule. Gegen sie kam ich graue Maus nicht an. Niemals. Nicht in tausend Jahren. Was hatte ich schon zu bieten?
    Nichts.
    Nur meine Stimme war schöner als ihre. Aber selbst das würde nach Weihnachten, nach Chris Löwenfelds idiotischem Musical, nicht mehr zählen. Mirja, sagte ich mir schließlich, du hast eine Niederlage erlitten. Dein Lover hat dich wegen einer anderen, Schöneren, verlassen. Genau das ist auch deiner Mutter passiert; auch sie wurde wegen einer anderen, Schöneren von ihrem Mann, unserem Pa, verlassen. Aber was ist? Sie hat einen Neuen.
    Wäre doch gelacht, wenn du nicht auch einen Neuen an Land ziehen könntest. Ich wollte aber keinen Neuen! Ich wollte Jonas!!!
    Es war totenstill in unserem Häuschen. Mein Rücken war kachelofenwarm, mein Herz so kalt wie der Schneeregen vorm Fenster, meine Gedanken so trostlos wie der ganze Tag, an dem es keine Minute lang richtig hell geworden war, und das trübe Licht allmählich in eine noch dunklere Dämmerung überging.
    Ich muss

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