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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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eingenickt sein, denn ich schrak zusammen, als mich meine Mutter rüttelte. »Mirja, wo ist Leonie?«
    Â»Bei Sophie. Sie übernachtet auch bei ihr«, sagte ich, rieb mir die Augen und sah, dass sie ihre schicksten Jeans, neue kniehohe Stiefel und eine brandneue daunengefütterte schwarze Jacke mit einem Pelzkragen trug. Beim Friseur war sie auch gewesen. »Fritz wartet im Auto. Ich muss los, Mirja. Pass auf deine Schwester auf, hörst du? Und …« Sie stand schon an der Tür. »Ich rufe heute Abend an. So gegen acht, neun. Um zu hören, wie es dir geht.«
    Sie kam nochmals zurück, drückte mir einen Kuss auf die Stirn, sagte »Macht keinen Blödsinn« – dann hörte ich, wie zuerst die Haus-, dann die Autotür zugemacht wurde, ein Motor heulte auf, wurde leiser und leiser, verklang in der Ferne … Dann hörte ich nur noch die totale Stille. Wirklich, die konnte ich hören.
    Natürlich war ich immer mal wieder allein im Haus gewesen. Aber da hatte ich gewusst, dass es sich nur um Minuten, höchstens Stunden handeln konnte. Jetzt fühlte ich mich nicht nur allein, sondern so einsam, wie sich jemand fühlen muss, der auf einer unbekannten Insel gestrandet ist und weiß, dass er vermutlich eine Ewigkeit dort festsitzen wird.
    Warum musste auch alles an einem einzigen Tag zusammenkommen? Meine Schwester übernachtete zum ersten Mal seit unserem Umzug wieder bei einer Freundin (und ich Depp hatte das auch noch eingefädelt!), meine Mutter machte sich zum ersten Mal nach der Trennung von meinem Pa ein tolles Wochenende mit ihrem neuen Lover, und ich hatte heute mitbekommen, dass sich mein erster Freund eine andere angelacht hatte. Zufälle gibt’s, die sollte es nicht geben dürfen, dachte ich und machte erst mal das Licht im ganzen Haus an. Dann drehte ich das Radio auf volle Lautstärke, schaltete den Fernseher ein, kochte mir einen Topf Kakao, tat ordentlich Zucker dazu, holte eine Tüte Chips aus der Speisekammer und machte es mir gemütlich.
    Genauer: Ich wollte es mir gemütlich machen, aber ehrlich gesagt klappte das hinten und vorn nicht. Der Kakao war zu süß, die Chips zu salzig, das Fernsehprogramm total bescheuert, die Einsamkeit nicht auszuhalten.
    Um 17 Uhr 30 war ich so kribbelig, dass es mich nicht mehr im Sessel hielt. Ich hätte einen Aufsatz schreiben, Bio lernen oder etliche Matheaufgaben lösen können. Ich hätte die Zeit sinnvoll nützen können … wenn nicht das totale Unglück an einem einzigen Tag über mich gekommen wäre.
    Bis 18 Uhr hielt ich es aus, dann rief ich bei Sophies Eltern an. »Ist alles klar mit Leonie?«



»Wieso fragst du?«, erwiderte Sophies Mutter.
    Â»Sie übernachtet doch bei Sophie. Ich wollte nur wissen …«
    Â»Leonie ist nicht bei uns. Keine Sekunde war sie hier; Sophie ist allein von der Schule nach Hause gekommen.« Ich hörte, wie Sophies Mutter »Sophie!« rief, hörte, wie jemand die Treppe runterrannte und sagte: »Leonie? Nein, die hat heute nichts davon gesagt, dass sie bei mir übernachten will.«
    Â»D…da muss ich mich verhört haben«, stotterte ich und drückte die AUS-Taste. Auch das noch …
    Das dachte ich zuerst, dann: Warum hat sie mich belogen? Dann: Muss meine Ma anrufen!, dann: WO IST MEINE KLEINE SCHWESTER ?
    Meine Finger zitterten so sehr, dass es dauerte, bis ich auf dem Handy die Nummer meiner Mutter gefunden hatte und sie auch anrufen konnte. Das Unglück blieb mir treu: Ich hörte zwar den Klingelton, aber meine Ma hatte das Handy wohl stumm geschaltet. Jedenfalls meldete sie sich nicht.
    Mein nächster Gedanke war: DIE POLIZE I!
    Wie war das nochmals mit der Notfallnummer? War das die 100, 110 oder 120? Wo, verdammt noch mal, war unser Telefonbuch? Man sollte es nicht glauben – ich fand es nicht. Nicht in der Diele, nicht im Wohnzimmer, nicht im Küchenschrank, nicht im Klo. Nirgends. Es war unauffindbar.
    Der Volksmund sagt, dass ein Unglück selten allein daherkommt. Ich jedenfalls stand gerade unter einer eiskalten Dauerdusche – das Unglück prasselte nur so auf mich herunter.
    Ich hatte echt keinen Plan, was zu tun war. Also rannte ich zuerst einmal zur Haustür und riss sie auf: Der Schneeregen hielt an, allerdings war es spürbar kälter geworden. Bald waren die Straßen spiegelglatt – und dann?
    Ich sah meine kleine Schwester, das rosa

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