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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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legte den Rückwärtsgang ein und fuhr langsamer weiter.
    Kaum kam das Auto vor unserem Häuschen zum Stehen, war ich schon im Freien und rannte zum Schuppen, der neben Jonas’ Bauernhof stand. Dort hatten wir uns immer getroffen, dort hatten wir immer geknutscht. Vor tausend Jahren war das gewesen, damals, als wir noch verliebt waren. Jetzt liebte Jonas die superschöne Lilli … Ich durfte gar nicht daran denken, biss wieder mal die Zähne zusammen, riss die große Holztüre auf, die immer so quietschte, und schrie: »Leonie! Bist du hier? Komm raus, mach schon!«
    Ich horchte.
    Keine Antwort.
    Es war stockfinster. Früher hatten Jonas und ich das schön gefunden, jetzt ärgerte ich mich, dass es kein Licht im Schuppen gab. Mein Vater stand neben mir. Plötzlich rannte er zum Auto zurück und kam mit einer Taschenlampe wieder. »Leonie?«
    Das Licht fiel auf die Stricke, Rechen und Schaufeln an der Wand, auf den alten Schubkarren und das ganze Gerümpel, dann auf die Heuballen … und schließlich auf ein kleines Gesicht.
    Auf Leonies Gesicht.
    Meine Schwester hatte sich ins Heu gewühlt und schlief. Mann oh Mann … Am liebsten hätte ich sie an den Haaren gezogen und ihr meinen ganzen Frust entgegengebrüllt, aber mein Vater hielt mich zurück.
    Vorsichtig schob er das Heu zurück und nahm Leonie in die Arme. Sie seufzte ein bisschen, dann kuschelte sie sich an ihn und schlief weiter.
    So trug er sie in unser Häuschen und dort die Treppe hoch. In unserem Zimmer legte er sie ins Bett neben dem Fenster. Es war mein Bett, aber ich protestierte nicht. Klar, ich war so erleichtert, dass ich nicht mal geschimpft hätte, wenn er sie in die Badewanne gelegt hätte.
    Wir zogen ihr nur die Schuhe aus, dann deckten wir sie zu, löschten das Licht und gingen runter in die Küche. Mein Vater holte die Milch aus dem Kühlschrank und kochte uns einen Kakao. Genau wie früher, als er noch bei uns wohnte und immer behauptete, er sei der Kakao-Kochmeister.
    Wir saßen am Tisch und warteten wie immer, bis der Kakao die richtige Trinktemperatur hatte, und wie immer rührte ich um, weil ich die Haut eklig finde. Der Kakao schmeckte auch so gut wie immer, und als wir ihn getrunken hatten, stellte ich die Frage, die mir seit Leonies Rettung auf der Zunge lag. »Fährst du zu deiner Yvonne zurück?«
    Ich starrte zwar auf meinen leeren Becher, er ist weiß mit vielen roten Herzchen, aber ich sah doch, dass er sich durch die Haare fuhr, dann zum Fenster ging, sich wieder setzte und sein Handy aus der Tasche zog. Dann sagte er: »Heute Nacht bleibe ich bei euch.«
    Dann rief er seine blöde Yvonne an, und weil die nicht zu Hause war, teilte er ihrer Mailbox mit, er würde bei seinen Kindern schlafen.
    Aber Hallo! Die Zeiger unserer Küchenuhr standen auf 23 Uhr. Wo trieb sich die Tussi herum?
    Â»He, Paps, wo ist die Tussi? Ist sie auch abgehauen?«
    Er schwieg.
    Â»Na ja, mach dir keine Sorgen, Pa. Vielleicht hat sie ja nur einen zweiten Lover.« Ich grinste ihn an. »Du kannst dich in Mamas Bett legen. Da ist es schön warm und gemütlich.«
    Weil ich an seine vollgerümpelte und unaufgeräumte Wohnung dachte, stellte ich die Becher und den Milchtopf so ordentlich wie nur was in die Spülmaschine. Als ich in meinem Bett lag, kuschelte ich mich an meine kleine Schwester und freute mich, dass unser Pa bei uns war. Dann schlief ich ein.
    Jetzt, am Samstagmorgen, höre ich ihn im Bad. Er steht unter der Dusche. Dann rauscht die Wasserspülung. Dann höre ich ihn gurgeln – beim Zähneputzen gurgelt er immer.
    Dann, eine kleine Weile später, geht er die Treppe runter. Geschirr klappert, die Brotmaschine surrt. Nun knallt er eine Pfanne auf den Herd, kurz danach riecht es nach Speck und Spiegeleiern.
    Ich verschränke die Hände unterm Kopf und wünsche mir unseren Pa dauerhaft zurück. Das wäre das allerschönste Weihnachtsgeschenk für uns, wenn er von seiner Yvonne genug hätte. So wie Jonas von mir genug hat. Ich seufze, denn eines ist sonnenklar: Unsere Ma ist längst nicht so raffiniert wie Lilli. Eigentlich schade …
    Â»Ist Mama schon zurück?«, höre ich Leonies verschlafene Stimme. »He, Mirja, warum liegst du in meinem Bett? Du hast ein eigenes.«
    Â»Stimmt. Das habe ich. Nur dass du in meinem Bett liegst.«
    Â»Iiich? Wieso das denn?«
    Â»Du bist abgehauen.

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