Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
gefallen könnte.«
»Och, bei Mama ist das ziemlich schnell gegangen.«
Da krachte die Faust unseres Vaters ein zweites Mal auf den Tisch. »Schluss mit dem Thema! Mirja, du lässt die Finger von den Jungs â du bist noch zu jung dafür. Und geknutscht wird nirgends; weder in einem Schuppen noch auf einer Bühne, und schon gar nicht vor Publikum. Verstanden?«
»Wieso?«, piepste Leonie. »Schimpft dann deine Yvonne wieder auf uns und behauptet, wir seien schlecht erzogen?«
Unser Vater schnappte nach Luft. »Ich verbiete dir â¦Â«
Da setzte meine kleine Schwester wieder ihre Prinzessinen-Kulleraugen ein. »Aber deine Yvonne schimpft wirklich über uns, Paps. WeiÃt du das nicht?«
»Wie bitte?«
»Es stimmt, Paps. Die Mutter meiner allerbesten Freundin hat eine Nachbarin, die mit deiner Yvonne befreundet ist. Der jammert sie immer vor, wir seien unmöglich. Das hat die Freundin von Yvonne ihrer Nachbarin, also Sophies Mutter, weitergetratscht, und weil die mich kennt, hat sie zu ihrer Nachbarin gesagt: âºAlso der dummen Yvonne darfst du kein Wörtchen glauben.â¹ Daher weià ich, dass Yvonne uns unmöglich findet, obwohl sie uns so gut wie überhaupt nicht kennt. Wenn du mich fragst, Paps: Das ist gemein.«
Unser Papa schob das Glas mit der Erdbeermarmelade auf dem Tisch hin und her. Ihm hatte es die Sprache verschlagen, und ehrlich gesagt: mir auch. Was hatte die blöde Yvonne denn davon, wenn sie uns schlecht machte? Ich grübelte noch darüber nach, als ich hörte, dass ein Auto vor unserem Haus hielt. Und dann ⦠dann stand unsere Ma in der Küche.
Leonie kreischte los und warf sich in ihre Arme. Ich stotterte: »Aber Hallo! Du ⦠du bist schon zurück?«
Unser Paps sagte nichts; er stand nicht mal auf, um seine Ex zu begrüÃen. Nur einen knallroten Kopf hatte er auf einmal.
Auch unserer Ma hatte es die Sprache verschlagen. Sie blickte sich in der Küche um, sah den schön gedeckten Tisch mit der Pfanne, dem Topf Kakao, den Marmeladegläsern, dem Korb mit Brot. »Was ⦠was tust du hier?«, erkundigte sie sich schlieÃlich. Ihre Stimme klang hoch und fremd. »Hast du gewusst, dass ich nicht zu Hause bin? Bist du heimlich hergekommen?«
»Neiiin!«, riefen Leonie und ich gleichzeitig â dann klappten wir erschrocken den Mund zu. Ich, weil ich Leonies Verschwinden verschweigen musste â schlieÃlich hatte ich meine Ma am Telefon angelogen â und Leonie, weil sie keinen Zoff zwischen den beiden hervorrufen wollte.
»Es hat sich einfach so ergeben«, erklärte ich vage und wedelte mit der Hand. »Freu dich doch, dass es uns gut geht! Wie war eigentlich dein Wochenende?«, setzte ich noch hinzu, da trat mich Leonie ans Schienbein. »Pssst!«
Mit voller Absicht warf sie den Becher mit dem Kakao um. »Ups! Mirja, hilf mir!«, kreischte sie.
Wir rannten zum Becken und suchten den Lappen. »Bist du wahnsinnig?«, zischte Leonie mich an. »Sie ist viel früher als beabsichtigt zurückgekommen. Das bedeutet doch, dass das Wochenende ein Reinfall war!«
Glücklicherweise ging in der ganzen Hektik meine Frage unter. Mit viel Gewische und Getupfe beseitigten wir die Sauerei, dann stand unser Paps auf, wir begleiteten ihn noch bis zu seinem Auto, das unter der dicken Schneedecke nur zu erahnen war, und halfen ihm beim Freischaufeln. Wir winkten ihm nach, doch bevor wir ins Haus zurückgingen, klatschten wir uns triumphierend ab.
»Du«, sagte Leonie, »dass seine Yvonne über uns tratscht, hat ihn echt geärgert. Das ist gut.«
Ich nickte, klopfte Schnee von meinem Anorak und schaute auf den Schuppen, in dem ich mich mit Jonas immer getroffen hatte. Komisch, dachte ich plötzlich, über die Aufregung um Leonie hab ich meinen eigenen Ãrger ganz vergessen. Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
9. Dezember
A m Montagmorgen wäre ich am liebsten nicht zur Schule gegangen. Wenn ich nur daran dachte, wie Lilli und Jonas auf dem Pausenhof zusammenstehen würden, wurde mir schon übel. Und wenn ich mir die schadenfrohen Gesichter von Amanda und Mareike vorstellte, brach mir der kalte Schweià aus. Nicht zu vergessen die Fahrt im Schulbus und die oberpeinlichen Fragen: »He, ist da was? Warum sitzt du nicht neben deinem Jonas, Mirja?«
Voll der absolute Wahnsinn.
Wenn Chris Löwenfeld in der 6.
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