Engelsleid (German Edition)
wöhnen. Und da er in ein paar Tagen wieder abreisen und sie ihrem eigenen Leben überlassen würde, sprach eigentlich nichts gegen ein wenig Abwechslung.
» Ich ziehe mir nur schnell eine Jacke über . «
13
Ein ungewöhnliches Rendezvous
Bin ich gut genug angezogen ? Lauras Herz klop f te im Stakkato bis zu ihrem Hals hinauf. Nun fang nur nicht an zu spi n nen! Er ist einfach nur ein Mann, wenn auch einer mit guten M a nieren und einer, der sehr gepflegt aussieht. – Eben, deshalb brauche ich etwas, damit ich neben ihm bestehen kann.
Die widersprüchlichen Stimmen in ihrem Kopf wollten keine Ruhe geben. Was soll das überhaupt: S pazieren gehen, Kaffee trinken? – Ist doch nett. Ich habe heute sowieso nichts vor. – Aber dafür musst du keinen Aufwand betreiben. Oder willst du was von ihm? – Ich mache mich für mich selbst hübsch, entschied sie tro t zig. Das fein geblümte Sommerkleid und ein paar nicht zu hohe Riemchensandalen waren genau das, was ihr vorschwebte.
Zuvorkommend hielt Giuseppe ihr die Autotür auf. An diese Höflichkeitsgesten könnte sie sich gewöhnen. Sie beobachtete ihn, wie er um das Auto herum ging und einstieg. Der helle Somme r anzug stand ihm gut. Seine Haut war leicht gebräunt, die Haare sorgfältig gekämmt, die Haut glatt rasiert. Irgendwie war alles an ihm ein wenig zu perfekt. Wo war seine Schwachstelle?
Genau genommen wusste er ziemlich viel über sie, sie selbst aber nur allzu wenig über ihn. Als exzellenter Zuhörer hatte er es verstanden, ihr auf der Hochzeit alle wesentlichen Informationen über ihren Job als Journalistin eines Reisemagazins zu entlocken. Es war an der Zeit, diesen Zustand zu ändern und ihn nun ihre r seits auszufragen. » Was arbeitest du eigentlich? «
Giuseppe lachte leise. » Du wirst entsetzt sein: ziemlich wenig. Ich bin Mitinhaber verschiedener Firmen, deren Leitung jeweils einem Geschäftsführer untersteht. «
» Aha, und was für Firmen sind das? «
Verwundert runzelte er die Stirn . » Hast du nicht Angst, dass ich dich mit Details langweilen könnte? «
» Du hast ja noch nicht einmal damit angefangen « , erwiderte sie bestimmt.
» Wie du willst. Wir stellen vor allem technische Produkte her. Einige Firmen sind nur Zulieferer für bestimmte Teile, die and e ren zuständig für Design und Marketing. Angefangen von Mobi l tel e fonen über Computerzubehör bis hin zu Waschmaschinen und Mikrowellen. «
Das klang überhaupt nicht aufregend, fand Laura. » Hm, und du bist also sozusagen im Aufsichtsrat und lässt arbeiten. «
» Könnte man so sagen. Findest du das verwerflich? «
Bis vor K urzem hätte Laura dies mit einem klaren Ja bean t wortet. Jetzt jedoch fühlte sie sich befangen und zuckte nur mit den Schultern. » Und was machst du mit deiner vielen Freizeit? « , wich sie seiner Frage aus.
» Ich stürze mich in irgendwelche Projekte. Zurzeit kümmere ich mich um die Renovierung der Villa meiner Ahnen, die ich erst kürzlich bezogen habe. «
Erwartungsvoll sah Laura ihn von der Seite an, aber Giuseppe winkte ab. » Ich will dich nicht langweilen. «
» Tust du immer noch nicht. «
» Okay, also die Kirche hatte sich seinerzeit das Erbe der Orsinis unter den Nagel gerissen und Teile der Villa umgebaut. Lange Zeit wurde diese für die Gemeindeverwaltung genutzt und jetzt versuche ich , sie wieder in einen annähernd ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Natürlich trotzdem mit Errunge n schaften der Moderne, wie Elektrizität und zeitgemäß ausgestatt e ten Bädern. «
Das hörte sich ziemlich teuer an.
Der botanische Garten kam in Sichtweite und kurz darauf bog Giuseppe auf den Parkplatz ein.
» Es ist dir doch recht, wenn wir ein wenig spazieren gehen? «
Ihr war schon manches passiert, aber auf diese Idee war noch kein Mann vor ihm gekommen. Restaurant, Disco, Kino – das waren für gewöhnlich die Ziele. Aber ein Spaziergang? War er etwa romantisch? Gib dich keinen Illusionen hin! Männer sind zu kompliziert für eine dauerhaf t e Beziehung und machen prinzipiell irgendwann Ärger, außerdem reist er bald ab!
» Lorenzo hat mir verraten, dass es hier mitten im Park ein sehr schönes Café geben soll. «
» Nach der Völlerei von gestern Abend … «
» … s pricht nichts gegen einen Cappuccino, um wieder mu n ter zu werden « , fiel Giuseppe ihr schmunzelnd ins Wort. » Ich werde dich nicht zu Eis oder Kuchen zwingen. «
Den botanischen Garten hatte Laura nur einmal besucht, und das war lange
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