Engelsleid (German Edition)
Skulpturen in seinem Schlosspark aufzustellen?
Das Gartencafé war seit Lauras letztem Besuch modernisiert worden. Ein riesiger Baldachin schützte z wei D rittel der mit Terrakottafliesen belegten Terrasse vor direkter Sonneneinstra h lung. Obwohl Lauras Kopfschmerzen verschwunden waren, kam ihr ein Tisch im Schatten sehr entgegen. Dann musste sie, um ihr Gegenüber anzuschauen, nicht blinzeln, wenn sie ihre Sonnenbri l le herunternahm.
Seine Absichten blieben ihr ein Rätsel. Manchmal hatte sie das Gefühl, er wolle ihr näherkommen und sie in den Arm nehmen, küssen, und sie berühren . Wenn sie an den gestrigen Abend dac h te, als er ihr kurz sein Bein zwischen die Sche n kel gepresst hatte, so wurde ihr überall heiß. Aber manchmal lag eine Härte in seinen Augen, ein herablassender Zug, als schaue er auf sie herab, was sie völlig irritierte. So auch jetzt, nachdem sie Platz geno m men und ihre Bestellung aufgegeben hatten. Sein Lächeln wirkte für Seku n den aufgesetzt, seine Körperhaltung steif und unnahbar. Bestimmt war nur das grelle Sonnenlicht daran schuld. Sie bli n zelte.
» Wie wäre es, wenn du mich besuchen kommst. Mein Mon s terpark ist ein Kleinod des Manierismus. Obwohl der Park seit über vierzig Jahren der Öffentlichkeit zugänglich ist, ist er noch wei t gehend unbekannt. «
Angesichts des Themas, das Theo ihr zum Recherchieren und Schreiben zugeteilt hatte, wäre dies in Erwägung zu ziehen. Aber bevor sie seinem Angebot zustimmte, benötigte sie mehr Inform a tionen. Und eine Ahnung, welche persönlichen Hintergedanken er dabei hegte.
» Erzähl mir mehr darüber. «
Entspannt lehnte er sich zurück. » Ich bin kein Mann vieler Worte. «
Ach ja? Den Eindruck hatte sie gestern überhaupt nicht g e wonnen, ganz im Gegenteil. Sie machte eine auffordernde Han d bewegung. » Also, ich kann das nicht so erklären. Es ist einfach einmalig. Einen Park mit solchen Figuren gibt es auf der ganzen Welt nicht. Rund vierhundert Jahre lang war er in Vergessenheit geraten, dann wurde er per Zufall wiederentdeckt, vom Wil d wuchs befreit und restauriert. « Er beugte sich vor. » Und vieles ist bis heute ein Rätsel geblieben, zum Beispiel die geheimnisvollen Inschriften, die es an einigen Stellen gibt. Leider gibt es kaum Dokumente, was sie zu bedeuten haben, und diese widersprechen sich. « Seine Hand legte sich auf ihre. » Kommst du und siehst es dir an? Ich garantiere dir, es ist einen Artikel wert. Dein Chefr e dakteur wird begeistert sein. «
Laura hielt seinem herausfordernden Blick stand. » Ich werde es mir überlegen. Ist das der einzige Grund, warum ich so weit fahren soll? «
Las sie Enttäuschung in seinen Augen? Was erwartete er? Dass sie ihm jubelnd um den Hals fiel? Er pries seinen Park der Ung e heuer wie einen Geheimtipp an, aber war dies wirklich e i ner? Ihr Gehirn lief auf Hochtouren und hakte wie automatisiert eine Liste von Punkten ab, die zu berücksichtigen waren.
Gab es bereits B ü cher oder Informationen im Internet, oder gab es in näherer Umg e bung weitere Sehenswürdigkeiten, die eine Reise nach Bomarzo abrundeten? Wie er ihr gestern erzählt hatte, war Bomarzo nur ein kleiner verschlafener Ort, rund achtzig Kil o meter nördlich von Rom, eine Handvoll Häuser und ansonsten nichts. Ba s ta.
» Gibt es noch mehr bei dir da unten zu sehen? « Provokativ versuchte sie , ihn aus der Reserve zu locken. Mit ihrer mitunter recht spitzen Zunge war sie schon des Öfteren angeeckt. Falls ihn ihre Wortwahl traf, so ließ er es sich nicht anmerken.
» Durchaus « , ergriff Giuseppe wieder das Wort. » Es gibt einen großen, landschaftlich sehr schönen See. Romantische, alt g e wachsene Städtchen, mit engen Gassen am Berg gelegen. Falls dir mein persönliches Paradies nicht genügt. «
Laura lachte. » Ein Paradies voller Monster? «
» Ich meinte eigentlich meine Villa. Sie verfügt über wunde r schöne Gästezimmer und ich werde dich verwöhnen, als wärst du eine Contessa « , antwortete er.
Hatte sie es sich doch gedacht, dass er noch etwas anderes im Schilde führte.
» Ich muss dich wiedersehen, Laura. « Sein Händedruck wurde fester.
» Du willst mir doch nicht immer noch weismachen, dass z u H ause niemand auf dich wartet? Keine Frau, keine Kinder? «
Er zog seine Hand zurück und seine Miene nahm einen bele i digten Ausdruck an. » Für wen hältst du mich? Für einen Gigolo? Ich bin ein Ehrenmann! « , sagte er mit Inbrunst und legte die rec h te Hand
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