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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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streichelte jemand beruhigend ihren Rücken. Worte strömten auf sie ein, von einer angenehm klingenden Stimme gespr o chen, sanft und einfühlsam. Das Gefühl zu fallen erreichte seinen Höhepunkt, ihre Beine verloren den Halt. Vor ihrem gei s tigen Auge erschien das Bild ihrer Mutter, die ihr eine Hand en t gegen streckte. Ihr Mund bewegte sich, aber die Töne, die ihr Ohr erreichten, passten nicht dazu. Die Stimme war männlich, war m herzig, wohlmeinend sprach sie zu ihr, und das Bild ihrer Mutter verblasste langsam.
    Den Inhalt der Worte verstand Laura nicht, aber der Tonfall war beruhigend. Noch raste ihr Herz. Ihre Hände fanden Halt und kla m merte n sich irgendwo im Stoff fest. Mit geschlossenen A u gen gab sie sich ihrem Schmerz hin, so intensiv schluchzend, dass ihr Körper geschüttelt wurde. Es war vermessen gewesen, zu glauben, sie wäre stark genug, mit der Situation klarzukommen. Ihre Mutter fehlte ihr mehr, als sie sich eingestanden hatte. Die Hochzeit und die Liebelei mit Giuseppe hatten sie abgelenkt. Das war nicht richtig gewesen. Sie hätte sich länger und bewusster von Mutti verabschieden müssen.
    Ah, Laura schnappte nach Luft.
    Vor lauter Tränen schwoll ihre Nase zu und sie schluchzte he m mungslos mit geöffnetem Mund.
    » Lass es raus … « Beruhigend sprach Dominic weiter auf sie ein, leise, ohne zu drängen. Allmählich ließ en das Chaos und die Dunke l heit in Lauras Kopf nach und ihr Bewusstsein kehrte z u rück.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie ihre Augen wieder aufschlug . Sie begriff, dass sie sich beide auf dem Sofa befanden, sie mehr liegend als sitzend, ihr Kopf an seiner Brust, seine Arme fest um sie geschlungen. Lan g sam lösten sich ihre Finger aus dem Stoff seines Sweatshirts, das an dieser Stelle völlig zerknittert war, so fest hatte sie zugepackt. Dunkle Flecken zeugten von ihren Tränen.
    Besorgt schaute Dominic auf sie herab , und erst jetzt fiel ihr auf, wie grün seine Augen waren. Grün wie Moos, mit kleinen ockerfa r benen Spreng s eln, die sich rund um die Pupille häuften. Alles in allem sehr eigenwillig. Bestimmt war dies nur eine Sinnestä u schung. Bis zu diesem Augenblick hätte sie keine Beschreibung seines Au s sehens geben können, wenn sie jemand danach gefragt hätte. Aber diese Augenfarbe würde sie nie wieder verge s sen.
    Laura kniff die Augen zusammen und schaute Dominic noch einmal an. Seine Iris war nach wie vor moosgrün, und jetzt l ä chelte er mit einer Ausstrahlung, die ihr Herz erwärmte. Es war ganz anders als Giuseppes eher zynisches Lächeln. Es lag so viel Besor g nis und Wohlwollen darin, dass sie sich für Sekunden davon wie eingehüllt fühlte, als könne ihr das Leben nichts mehr anhaben.
    Sanft strich Dominic ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Die B e rührung auf ihrer Haut kitzelte ein wenig, zugleich entfachte dies eine nie gekannte Sehnsucht in Laura. Eine Sehnsucht nach Nähe, Ve r trautheit, Verstehen ohne Worte.
    » Geht’s dir besser? «
    Du meine Güte, dieses Gefühl vollkommener Geborgenheit hatte sie noch nie kennengelernt. Aber wie war das möglich, sie kannte diesen Mann doch kaum und schon hatte sie bei ihm Em p findungen, die ganz anders waren , als sie es bisher erlebt hatte.
    » Ich denke schon, dass es wieder geht. «
    Mit seiner Unterstützung richtete sie sich auf und setzte sich mit angezogenen Beinen neben ihn auf das Sofa. Als wäre es selbstverständlich, sich um sie zu kümmern, reichte er ihr ein Taschentuch und ein Glas Wasser.
    » Danke « , hauchte Laura.
    Das Taschentuch genügte gerade mal, ihr tränennasses Gesicht zu trocknen, mit einem zweiten versuchte sie, ihre Nase zu pu t zen. Trotzdem blieb diese zugeschwollen. Bestimmt sah sie jetzt ganz entsetzlich verheult aus.
    » Entschuldige, ich ahnte nicht, dass dich diese Nachricht so sehr durcheinanderbringen würde. Ich meine, natürlich ist mir klar, dass es für dich ein schwerer Schicksalsschlag ist. Aber – du hast auf mich bisher einen ziemlich gefassten Eindruck gemacht. «
    Klar, sie versuchte ja auch immer und überall die Kontrolle zu behalten, über sich, und wenn möglich auch über die Situation.
    Zerknirscht schaute er kurz auf den Boden, ehe er sie wieder a n sah. » Ich verspreche dir, ich werde auch ohne offiziellen Au f trag weiter nach dem Mörder deiner Mutter suchen. Und ich we r de ihn finden. Aber du musst mir Zeit lassen. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich. «
    Laura

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