Engelsleid (German Edition)
Sie schon zu Abend gegessen? « , fragte sie aus einer Laune heraus. Wenn Giuseppe sie versetzte, konnte sie genauso gut den Kommissar einladen. Dann verkam wenigstens nichts. Mit einem Male fand sie diese Idee großartig und sie fühlte sich sofort besser.
Ertl winkte ab. » Machen Sie sich bitte keine Umstände. «
» Keine Widerrede « , antwortete sie übermütig. Laura wartete nicht ab, ob es ihm recht wäre. Sie deutete auf die vorbereiteten Speisen auf dem Tresen und machte eine einladende Bewegung. » Bitte, alles schon fertig. «
» Wow, gehe ich recht in der Annahme, Frau Dennerwein … «
» Laura, nennen Sie mich einfach Laura. «
Sein Lächeln berührte sie.
» Gerne. Ich bin Dominic. Also, gehe ich recht in der Annahme, dass Sie, ich meine, dass du eigentlich jemand anderen erwartet hast? «
Laura nickte. » Ja, und dieser jemand hat mich gerade per A n ruf versetzt. « Argumente her oder hin, es konnte die Wahrheit gewesen sein oder eine Lüge. Wenngleich sie Schmetterlinge im Bauch hatte, durfte sie nicht völlig ignorieren, was ihr Verstand sagte. » So, Dominic – was willst du trinken? Tee, Wasser oder ein Glas Sekt? «
Das kurze Weiten seiner Augen verriet ihr, dass er überrascht war , während er seine Lederjacke auszog und lässig über die Le h ne des Sofas warf . » Gibt es einen besonderen Anlass, etwas zu feiern? Hast du heute zufällig Geburtstag? «
» Nein « , lachte sie und holte Gläser. Forsch drückte sie ihm Flasche und Öffner in die Hand . » Da, mach dich mal nüt z lich. « Hoppla, jetzt behandle ich ihn, als würden wir uns schon lange kennen. Er hat so etwas Vertrauenswürdiges an sich …
» Das sieht ja alles sehr lecker aus « , stellte Dominic mit Blick über die Speisen fest, setzte sich auf einen Barhocker, reichte ihr das gefüllte Glas, hob sein es und stieß mit ihr an.
» Salute . « Laura nahm einen langen Schluck. Die Sektbläschen prickelten angenehm in ihrer Kehle. » Lang zu. «
Sie biss herzhaft in ein Stück Baguette, das mit Lachs und e i nem Klecks Sahnemeerrettich belegt war. Allmählich wüsste sie nun gerne den Anlass seines Besuches.
Nachdem Dominic ebenfalls vom Lachs gekostet hatte, wisc h te er sich den Mund ab, nahm noch einen Schluck und sah Laura dann ernst an. » Es ist dir bestimmt bewusst, dass ich nicht herg e kommen bin, um von dem Zufall eines exquisiten Abendessens zu profitieren. «
Erstaunt über seine eloquente Ausdrucksweise hob sie die A u genbrauen. » Nein, natürlich nicht. Obwohl nichts dagegen spricht. Du darfst das gerne wiederholen. « Uuups, bin ich zur z eit spo n tan. Sie versuchte sich mit einem Lächeln, fühlte jedoch in Erwa r tung, dass er weitersprach, wie sie sich innerlich verkrampfte.
Er machte eine Handbewegung, als ob sie erst mal abwarten solle, was er zu sagen habe. » Ich habe leider keine guten Nac h richten für dich. «
Laura atmete tief ein. Ihr Brustkorb stemmte sich dagegen. Sie fühlte sich wie in einem Schraubstock und brachte kein Wort heraus. Ihre Hand zitterte, als sie das Stück Baguette, das sie sich gerade genommen hatte, wieder ablegte, ohne hineingebissen zu haben.
» Es gibt keine verwertbaren Spuren. Die Aussichten, den Mörder deiner Mutter zu finden, sind denkbar schlecht. « Dominic mac h te eine Pause. Als er weitersprach, war seine Stimme sanfter und leiser als zuvor. » Es tut mir sehr leid, Laura. Aber heute wu r de entschieden, die Akte zu schließen. Es wird dem Zufall übe r lassen, ob der Mörder sich eines Tages selbst verrät. Wir werden nicht weiter nach ihm suchen. «
Laura brauchte einige Minuten, um den Inhalt seiner Worte vollständig zu begreifen. Das konnte nicht sein – es durfte nicht – das konnten sie doch nicht tun – Mama … Fassungslos star r te sie ihn an. Dann überwältigten sie ihre Gefühle. Sie wollte schreien, aber das E inzige, was sie herausbrachte, war ein merkwürd i ges Stöhnen, wie sie es von sich selbst noch nie gehört hatte. Tränen liefen ihr über das Gesicht und Dominic reduzierte sich auf eine verschwommene Silhouette.
Dann packte sie die Wut. Impulsiv sprang sie auf, ballte ihre Fäuste, stieß ihren Stuhl zurück, und stampfte mit dem Fuß auf. Endlich machte sie ihrer Verzweiflung Luft. » Nein! Nein! Das dürft ihr nicht, ihr müsst weitersuchen. « Ihre Tränen flossen schneller und ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Laura krümmte sich vor Schmerz und fühlte sich einer Ohnmacht nahe.
Plötzlich
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