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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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nickte.
    » Komm « , mit einer Kopfbewegung deutete er hinüber zum Tr e sen.
    » Wir sollten deine Leckereien nicht verkommen lassen. «
    » Ich bring nichts runter. Iss du. « Ihr Magen war wie zug e schnürt. Sie begleitete ihn zurück an den Tresen und kip p te den Rest ihres Glases mit einem Zug hinunter. Dominic schen k te ihr stillschweigend nach.
    Wie verh ielt man sich, wenn man um einen Angehörigen tra u ert? Genau genommen hatte sie das bi s lang noch gar nicht getan. Im Nachhinein betrachtet , war Laura ihr eigenes Verhalten unve r ständlich. Sogar auf eine Hochzeit war sie gega n gen, frei nach dem Motto: Das Leben muss weitergehen. Ich spinne wohl. And e rerseits, ohne diese Hochzeit hätte sie Giuseppe nicht kenneng e lernt. Sie horchte in sich hinein, aber die aufregenden G e fühle, die sie für den Italiener entwickelt hatte, waren von den Empfindu n gen der letzten Minuten überlagert. In Erwartung se i nes Besuches hatte sie dieses Essen hergerichtet und keinen G e danken an ihre arme Mu t ter verschwendet, und nun verbrachte sie den Abend mit einem we i teren Mann, der erst vor K urzem in ihr Leben getreten war, weil er den Mörder jagte. Was für eine ve r drehte Welt.
    Für Dominic waren Morde etwas fast Normales. Es war also kein Wunder, dass er trotzdem über einen gesunden Appetit ve r fügte. Es war sein Job, sich mit Leichen und Mördern zu befassen. Laura überkam ein Frösteln. Sie stützte sich mit beiden Ellenb o gen auf der Platte auf, legte ihr Kinn in ihre Hände und beobac h tete Dominic beim Essen, wie er sich mit Appetit über die Häp p chen, über Oliven, Tomaten, Gurken, Schafskäsewürfel und and e res mehr hermachte. Er wirkte auf sie, als wäre er halb verhu n gert. Vielleicht hatte er tatsächlich den ganzen Tag über noch nichts gegessen. Stück für Stück leerten sich die Teller.
    Seine Bewegungen waren geschmeidig, der Ausdruck bester Tischmanieren. Die Art, wie er das Besteck benutzte, sich mit der Serviette seine schön geschwungenen Lippen abtupfte, ehe er nach dem Sektglas griff, und wie er dieses elegant nur mit zwei Fingerspitzen an dem dünnen Stiel hielt, hatte etwas von Noble s se. Laura erschien es, als wäre diese Szene nicht real, sondern Teil eines Films. Dominic entsprach so gar nicht ihren Erwartungen. Kommissare waren in ihrer Vorstellung mindestens zehn Jahre älter, weniger kultiviert, und liefen in einem abgewetzten Jacket t herum.
    » Bist du dir sicher, dass du nichts möchtest, Laura? «
    » Mhm. «
    Er hob ihr sein Glas entgegen und sie stieß mit ihm an. S o gleich schenkte er nach und prostete ihr erneut zu.
    Während Dominic in aller Ruhe weiter aß, fragte er Laura aus. Zunächst fiel es ihr gar nicht auf. Ihr Studium, ihr Job, ihre Freundinnen … Sie war froh, ein Gesprächsthema gefunden zu haben, auch wenn es ihr mit dem steigenden Alkohol schwerer fiel, sich zu konzentrieren, bis sie merkte, dass sie dabei war, von der Hochzeit zu erzählen.
    » Oh, du warst also Trauzeugin! «
    Laura nickte . » Ja, ich wollte nicht absagen, dann hätte ich J a nine den schönsten Tag ihres Lebens ve r dorben . «
    » Das war schon in Ordnung. Laura, du kannst dich nicht ei n igeln, auch wenn dein Verlust tragisch ist. Trotz deiner Trauer geht das Leben weiter. Ich finde es wichtig, den Schmerz zu durchl e ben, aber genauso wichtig ist es, das gewohnte Leben fortzuführen. Meinst du nicht, deine Mutter hätte das auch g e wollt? «
    » Ja, vermutlich hast du recht. «
     
    Die Bettdecke war an diesem Morgen von einer ungewohnten, fast drückenden Schwere. Laura versuchte sich umzudrehen, aber da war Widerstand. Die Decke wollte sich nicht wegschieben lassen. Das Aufwachen fiel ihr schwer, in ihren Schläfen klopfte ein leichter Schmerz und plötzlich setzte ihre Erinnerung ein: S ie hatte mit D o minic zwei Flaschen Sekt geleert . Und was war danach pa s siert?
    Mit einem Mal verstand sie. Die Schwere der Decke ergab e i nen Sinn. Ein Arm lag um sie gelegt, drückte auf ihre Taille. Ganz langsam wand Laura sich darunter hinweg und drehte sich um, und blickte nun in die interessantesten Augen, die ihr je begegnet waren. Im noch blassen Licht der Morgensonne, das zwischen der nur halb zugezogenen Gardine hereinfiel, begegneten sich ihre Blicke. Ehe Laura begriff, fühlte sie seinen Kuss auf ihren Lippen. Sein Mund war von schwerer Süße, keine leidenschaftliche E r oberung, wie sie es zuletzt mit Giuseppe erlebt hatte.
    Herrje, der Conte. Hätte er

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