Engelsleid (German Edition)
Slips im Schrank vor, sondern ohne Ausnahme Kleider, allesamt sommerleicht, wogegen sie bei diesen Temperaturen nichts einzuwenden fand. Aber darüber hinaus waren sie mehr oder minder durchsichtig. Das war doch wohl nicht sein Ernst? Für ein erotisches Spiel wie am letzten Abend mochten diese Kleider geeignet sein, aber wo war der Inhalt ihres Koffers? E m pört stemmte Laura die Hände in die Hüften. Na , der konnte was erleben! Allerdings – irgendetwas musste sie vorerst anziehen, um das Zimmer auf der Suche nach Giuseppe überhaupt verlassen zu können.
Schließlich wählte sie zwei Kleider aus. Ein w eißes, das sie als Unterkleid verwendete und ein Z weites, das mit seinem blutrot und schwarz gemusterten Stoff unter den anderen hervo r stach. Nachdem sie es übergestreift hatte, stellte sie jedoch fest, dass es nur die rechte Brust bedeckte, die linke jedoch auf frivole Weise zur Schau stellte. Daran änderte auch der Stoff des anderen Kle i des nur wenig. Ein lüsterner Schauer jagte ihren Rücken hi n ab, direkt in ihren Unterleib, als sie sich vorstellte, nur dieses bunte Kleid zu tragen, sonst nichts. Raffiniert war ihr Liebhaber, so viel musste sie anerkennen. Aber alles zur passenden Zeit.
Nein, so konnte sie unmöglich herumlaufen. Was sollte das Personal von ihr denken, oder Einwohner des Ortes, falls ihr j e mand begegnete? Es ginge, wenn sie noch eine Jacke darüber anzöge. Die Bügel hin- und herschiebend fand sie tatsächlich ein schwarzes Bolerojäckchen, das ihren Busen bedeckte.
Zufrieden betrachtete Laura sich im Spiegel, schob die Jacke zur Seite und strich sich mit den Fingerspitzen über ihre Nippel, die mit lüsterner Härte reagierten. D ie Berührung schmerzte, als wären sie überreizt. Zugleich erregte es sie und die Bilder der vergangenen Nacht strömten auf sie ein. Giuseppe war ein ve r dammt aufregender Liebhaber.
Stöhnend wandte Laura sich vom Spiegel ab und lief ins Bad, um ihren Schoß über dem Bidet zu kühlen. Dachte sie denn an nichts anderes mehr, als an Sex mit Giuseppe? In solchen Kle i dern würde er sie nur noch als Lustobjekt betrachten. War das etwa seine Absicht?
Wut stieg in ihr auf und zugleich wurde ihr klar, dass sie nicht ausschließlich des Vergnügens wegen hier war. Sie hatte einen Au f trag zu erledigen. Theo erwartete über die Attraktivitäten dieser Reg i on Fotos und Texte, das durfte sie keinesfalls aus den Augen verlieren.
Hastig kippte Laura ihren Kaffee hinunter, dann machte sie sich barfuß auf die Suche nach ihrem Geliebten. Wie verwirrend es war, auf den Flur hinauszutreten. Unzählige Türen, fast wie in einem Hotel. Dann hörte sie ihn, kaum dass sie die Treppe nach unten betreten hatte.
Es gelang Laura nicht, sich anzuschleichen. Trotzdem Giuse p pe in ein Gespräch mit einem Handwerker vertieft schien, drehte er sich plötzlich um. Seine ernste Miene hellte sich im Bruchteil einer Sekunde auf und wich einem strahlenden Lächeln.
» Bella « , hauchte er und nahm ihr damit einen Teil ihrer Wut.
Als er sie küssen wollte, entzog sie sich ihm. » Wo ist mein Koffer? «
Unschuldsvoll zog er die Schultern hoch. » Gefällt dir nicht, was ich ausgewählt habe? Wie ich sehe, hast du in den Schrank geschaut. «
Laura lachte kurz auf. » Ich werde bestimmt nicht halb nackt durch die Gegend fahren – oder in diesem Aufzug deinen Park unter die Lupe nehmen! « Zumindest nicht bei Tag und solange sich dort noch andere Menschen aufhielten.
» Scusi , einen Augenblick.«
Nach zwei letzten Anweisungen verabschiedete Giuseppe den Handwerker, und zog La u ra sanft mit sich. » Komm, ich zeige dir den Park. «
» Erst ziehe ich mich um! « , beharrte sie.
» Ich mag starke Frauen « , erwiderte Giuseppe mit scharfem Unterton und beugte sich zu ihr herab. » Aber keine Widerspenst i gen. «
Sein Tonfall enthielt eigentümliche Schwingungen, die ihr fast die Kraft für eine Erwiderung nahmen. Jetzt nur keine Schwäche zeigen! » Wo ist mein Koffer! Du weißt genau, dass ich nicht nur zum Spaß hier bin! Und außerdem werde ich in diesem Aufzug nirgendwohin gehen! «
» Okay, okay « , gab er nach, aber sie war sich sicher, das letzte Wort zu diesem Thema war noch nicht gefallen.
Falls Laura bislang verdrängt hatte, es mit einem dominanten Mann zu tun zu haben, so war dies auf einmal sonnenklar: Sie brauchte nur in sein Gesicht zu schauen und darin die Entschlo s senheit ab zu lesen. Ohne Zweifel war er jemand, der die Oberhand behalten und
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