Engelsleid (German Edition)
Sonne zu locken. Sie nahm ihre Arbeit wirklich ernst, den Lesern des Re i semagazins Freizeit- und Kulturangebote der Region mit fundie r ten Kenntnissen nahe zu bri n gen.
Je länger sie sich in der Kirche aufhielten, desto schwerer fiel es ihm , zu atmen. Es fühlte sich an, als würde seine Lunge z u sammengequetscht und kämpfe beim Luftholen gegen einen Ring aus Beton an. Die Attacke gipfelte in einem Erstickungsanfall. Nach Luft ringend und um sich gestikulierend schleppte er sich nach draußen und sank auf den Stufen des Eingangs in die Knie.
Laura folgte ihm, ein wenig blasser im Gesicht als zuvor. » Hey, was ist denn los? Was hast du? « , fragte sie besorgt und kniete neben ihm nieder.
» Geht schon wieder « , presste er hervor. » Mein Asthma. Der Weihrauch … « Der Rest seiner Erklärung ging im nächsten Hu s tenanfall unter. Laura streichelte ihm beruhigend über den Arm, bis es ihm besser ging und er wieder aufstand. Wenigstens ve r zichtete sie nun darauf, in die Kirche zurückzukehren.
Mühelos hätte er mit Laura den ganzen Tag in Viterbo ve r bringen können, soviel gab es für sie zu erkunden . G egen Mittag staute sich die Hitze jedoch zu einer fast unerträglichen Schwüle an. Gespenstische Leere breitete sich in den Gassen aus. Die G e schä f te schlossen Türen und Rollläden, um sich vor der Wärme zu schü t zen.
Giuseppe versprach Laura, ihr nun eine andere Attraktion der Gegend zu zeigen, damit ihr Artikel vielfältige Angebote aufze i gen würde. Ihre Fahrt ging über kleine Straßen durch Waldstücke hindurch.
» Ist der Anblick nicht wunderschön? « Er hielt den Wagen auf einer Anhöhe, von der aus man freien Blick auf einen großen See hatte. Lauras Miene fror ein, sie schluckte und dann erwiderte sie steif: » Ja, wirklich, sehr schön. «
Ein zynisches Grinsen unterdrückend , erklärte er ihr in aller Ruhe , dass die Städte Bolsena, Montefiascone, Marta, San Lore n zo den kreisrunden See säumten , welcher mit seinem schwarzen, grobkörnigen Sand an den Ufern auf den vulkanischen Ursprung verweise . Die beiden kleinen Inseln im See seien beliebte Au s flugsziele. Er spürte , wie sich Lauras Unbehagen verstärkte. Es war nicht zu übersehen, wie schwer es ihr fiel, seinen Ausführu n gen zu fo l gen. Gut so, die Angst vor der in der Sonne glitzernden Wasseroberfl ä che bestätigte ihm ein weiteres Mal , dass Laura diejenige war, die er gesucht hatte. Vielleicht würde das hier ihren Unternehmung s geist bremsen und dafür sorgen, dass sie sich wieder mehr auf ihn konzen t rierte.
Er steue r te ein mit Uferterrasse idyllisch gelegenes Ristorante in Capod i monte an.
Ein panischer Ausdruck lag in Lauras Augen. Unruhig rutsc h te sie während der Bestellung auf dem Stuhl hin und her. Giuse p pe tat so, als bemerke er es nicht. Großartig, die Nacht der Nächte darf kommen. Ich bin eben zielstrebiger und schlauer als die Dummköpfe, die bisher an der Aufgabe gescheitert sind . Tumael wird mit mir zufrieden sein. Dies wird m ein Erfolg werden. Mit großem Appetit stürzte er sich auf den Teller Antipasti, den Hauptgang bestehend aus Farfalle mit Scampi, und das Tiramisu zum Nac h tisch. Laura aß nicht einmal die Hälfte und gab vor, aufgrund der Hitze keinen Hunger zu haben. Immer wieder schweifte ihr Blick über den See, als erwarte sie, dass dort jeden Augenblick ein U n geheuer wie Nessie auftauchen würde. Sie entspannte sich offe n sichtlich erst, als sie aufbrachen, um eines der Weingüter der Umgebung zu besicht i gen und sich vom See entfernten.
Es war schon spät, als sie heimkehrten. Die Auffahrt zum Schloss war von Fackeln erleuchtet, Pagen in klassischer Livree öffneten ihnen die Autotüren und verbeugten sich, als sie ausstiegen.
» Was ist denn hier los? « , fragte Laura verwundert.
Die Überraschung war ihm gelungen. » Zeitsprung « , erwiderte Giuseppe lächelnd. » Wir feiern einen Ball wie zu Zeiten meines Vorfahren, des Fürsten Vicino Orsini. Komm, wir müssen uns umziehen. Die Gäste werden gleich e r scheinen. «
Zwei Zofen halfen Laura, die aufw e ndige Robe anzuziehen, zu der mehrere Unterröcke und ein paar exquisite Schuhe gehö r ten. Das Kleid war ein Wirklichkeit gewordener Frauentraum, das wusste Guiseppe genau. Außerdem war es schöner als jedes and e re , das auf di e sem Ball getragen wurde, obwohl die Gäste weder Kosten noch Unbequemlichkeiten gescheut hatten. Denn die Bu s tiers der R e naissancekleider waren so eng
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