Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
weiß, dass du ihm nicht traust, aber das kannst du. Ich tue es. Cams Dunkelheit ist legendär, aber sie ist nur ein kleiner Teil seiner Persönlichkeit.«
    »Doch warum hat er sich dann auf Luzifers Seite gestellt? Warum sollten es andere Engel tun?«
    »Das hat Cam nicht«, sagte Daniel. »Jedenfalls nicht zu Anfang. Es war eine sehr unsichere Zeit. Noch nie dagewesen. Unvorstellbar. Zur Zeit des Sturzes gab es einige Engel, die sofort mit Luzifer paktierten, aber es gab andere wie Cam, die der Thron verstoßen hatte, weil sie sich nicht schnell genug entschieden hatten. Der Rest der Geschichte war eine sich lange hinziehende Wahl der Seiten, mit Engeln, die in den Schoß des Himmels zurückkehrten oder sich der Hölle zuwandten, bis nur noch wenige Gefallene übrig waren, die sich keiner von beiden Seiten anschlossen.«
    »An diesem Punkt sind wir jetzt?«, fragte Luce, obwohl sie wusste, dass Daniel nicht gern darüber sprach, sich noch immer nicht entschieden zu haben.
    »Du hast Cam früher wirklich gemocht«, sagte Daniel und lenkte das Thema von sich selbst ab. »In einigen Leben auf Erden standen wir drei uns sehr nahe. Cam ist erst viel später, nachdem ihm das Herz gebrochen worden ist, auf Luzifers Seite gewechselt.«
    »Was? Wer war sie?«
    »Keiner von uns möchte über sie reden. Du darfst nicht verraten, dass du Bescheid weißt«, antwortete Daniel. »Ich habe ihm die Entscheidung verübelt, aber ich kann nicht behaupten, dass ich sie nicht verstanden hätte. Wenn ich dich jemals wirklich verlieren würde, wüsste ich nicht, was ich tun würde. Meine ganze Welt würde sich verdunkeln.«
    »Das wird nicht passieren«, sagte Luce zu schnell. Sie wusste, dass dieses Leben ihre letzte Chance war. Wenn sie jetzt starb, würde sie nicht zurückkommen.
    Sie hatte tausend Fragen, nach der Frau, die Cam verloren hatte, nach dem seltsamen Beben in Daniels Stimme, als er über Luzifers Anziehungskraft gesprochen hatte, danach, wo sie gewesen war, als er gefallen war. Aber ihre Lider fühlten sich schwer an und ihr Körper war kraftlos vor Erschöpfung.
    »Ruh dich aus«, gurrte Daniel ihr ins Ohr. »Ich werde dich wecken, wenn wir in Venedig landen.«
    Und schon überließ sie sich dem Schlaf. Sie schloss die Augen gegen die phosphoreszierenden Wellen, die sich tief unten brachen, und flog in eine Welt der Träume, in der neun Tage keine Bedeutung hatten. In eine Welt, in der sie auf- und niedersteigen und in der Herrlichkeit der Wolken schweben und frei in die Unendlichkeit fliegen konnte, ohne die geringste Gefahr zu fallen.

Drei
    Das versunkene Heiligtum

    Es kam Luce so vor, als hätte Daniel schon eine halbe Stunde an die verwitterte Holztür geklopft. Das dreistöckige venezianische Stadthaus gehörte einem Kollegen, einem Professor, und Daniel war überzeugt, dass dieser Mann sie aufnehmen würde, weil sie »vor Jahren« – was bei Daniel eine ziemlich lange Zeit bedeuten konnte – gute Freunde gewesen seien.
    »Er muss einen festen Schlaf haben.« Luce gähnte. Entweder das, dachte sie benommen, oder der Professor saß in einem Künstlercafé, das die ganze Nacht über geöffnet hatte, und nippte Wein über einem Buch, in dem es vor unverständlichen Ausdrücken nur so wimmelte.
    Es war drei Uhr morgens – ihre Landung inmitten des silbrigen Netzes der venezianischen Kanäle war von dem Läuten einer Turmuhr irgendwo in der dunklen Ferne der Stadt begleitet gewesen – und Luce war von Müdigkeit überwältigt. Sie lehnte sich unglücklich gegen den kalten Blechbriefkasten – ein Fehler, denn er löste sich prompt von einem der Nägel, die ihn oben hielten. Der Briefkasten schwang nach unten und ließ Luce rückwärts taumeln und fast in den trüben schwarzgrünen Kanal fallen, dessen Wasser wie eine tintenschwarze Zunge über den Rand der moosbewachsenen Treppe schwappte.
    Das Haus schien schichtweise zu verrotten: Die blaue Farbe des Holzes schälte sich in schleimigen Bahnen von den Fensterbänken, die roten Ziegelsteine waren mit dunkelgrünem Schimmel überzogen und der feuchte Beton der Treppe bröckelte unter ihren Füßen. Für einen Moment dachte Luce, sie könnte spüren, wie die Stadt versank.
    »Er muss hier sein«, murmelte Daniel und pochte weiter.
    Als sie auf der Kanalseite des Hauses gelandet waren, die normalerweise nur von Gondeln angesteuert wurde, hatte Daniel Luce ein Bett und ein heißes Getränk versprochen, eine Pause von der Feuchtigkeit und dem frischen Wind, durch den sie

Weitere Kostenlose Bücher