Engelslicht
ägyptisches Ich und der Daniel, nach dem ich mich sehnte und den ich liebte.«
Daniel drehte den Kopf, um sie auf die Schläfe zu küssen. »Es ist dir wahrscheinlich gar nicht klar, aber die Macht, meine Seele zu erkennen, war schon immer in dir.«
»Nein, ich konnte nicht – ich war früher nicht in der Lage …«
»Doch, du hast es nur nicht gewusst. Du dachtest, du seist verrückt. Du hast die Verkünder gesehen und sie Schatten genannt. Du dachtest, sie verfolgten dich dein ganzes Leben lang. Und als du mir das erste Mal in der Sword & Cross begegnet bist, oder vielleicht, als du das erste Mal begriffen hast, dass dir etwas an mir lag, da hast du wahrscheinlich etwas anderes gesehen, das du nicht erklären konntest, etwas, das du zu leugnen versucht hast.«
Luce kniff die Augen zusammen, als sie es sich wieder ins Gedächtnis rief. »Du hast früher immer einen violetten Nebel in der Luft hinterlassen, wenn du vorbeigegangen bist. Aber nach einem Augenblick war er wieder weg.«
Daniel lächelte. »Das wusste ich gar nicht.«
»Wie meinst du das? Du hast gerade gesagt …«
»Ich habe mir vorgestellt, dass du etwas gesehen hast, aber ich wusste nicht, was es war. Was dich von meiner Seele angezogen hat, manifestierte sich auf verschiedene Weise, je nachdem, was du in ihr sehen musstest.« Er lächelte sie an. »So arbeitet deine Seele mit meiner zusammen. Ein violetter Schimmer ist nett. Ich bin froh, dass es das war.«
»Wie sieht meine Seele für dich aus?«
»Ich könnte es nicht in Worte fassen, selbst wenn ich es versuchte, aber ihre Schönheit ist unvergleichlich.«
Das war eine gute Art, diesen Flug über die Welt mit Daniel zu beschreiben. Um sie herum funkelten die Sterne in gewaltigen Galaxien. Der Mond war riesig und mit Kratern übersät. Luce war warm und sicher in den Armen des Engels, den sie liebte, ein Luxus, den sie bei ihrer Reise durch die Verkünder so vermisst hatte. Sie seufzte und schloss die Augen …
Und sah Bill.
Die Vision war aggressiv, drang in ihren Geist ein, obwohl es nicht die abscheuliche, schäumende Bestie war, in die Bill sich verwandelt hatte, als sie ihn zuletzt gesehen hatte. Es war einfach nur Bill, ihr steinerner Gargoyle, der ihre Hand hielt, um sie von dem Mast des gestrandeten Schiffes hinunterzufliegen, als sie auf Tahiti durch den Verkünder getreten waren. Warum diese Erinnerung sie in Daniels Armen überkam, wusste sie nicht. Aber sie konnte immer noch die kleine Steinhand spüren. Sie erinnerte sich daran, wie sehr seine Stärke und Anmut sie erstaunt hatten. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich bei ihm sicher gefühlt hatte.
Jetzt hatte sie eine Gänsehaut und sie drückte sich unbehaglich an Daniel.
»Was ist los?«
»Bill.« Das Wort hatte einen sauren Beigeschmack.
»Luzifer.«
»Ich weiß, dass er Luzifer ist. Ich weiß es. Aber für eine Weile war er etwas anderes für mich. Irgendwie habe ich ihn als Freund betrachtet. Es lässt mich nicht mehr los, wie nah ich ihn an mich habe herankommen lassen. Ich schäme mich.«
»Das brauchst du nicht.« Daniel umarmte sie. »Es gibt einen Grund, warum er der Morgenstern genannt wurde. Luzifer war schön. Einige sagen, er sei der Schönste gewesen.« Luce dachte, dass sie einen Anflug von Eifersucht in Daniels Ton vernahm. »Er war auch der Liebling, nicht nur des Throns, sondern vieler Engel. Denk nur an die Macht, die er über die Sterblichen ausübt. Sie fließt aus derselben Quelle.« Seine Stimme zitterte, dann wurde sie sehr angespannt. »Du solltest dich nicht dafür schämen, dass du dich zu ihm hingezogen gefühlt hast, Luce …« Daniel brach plötzlich ab, obwohl es so klang, als hätte er noch mehr zu sagen.
»Am Ende gab es Spannungen zwischen uns«, gab sie zu, »aber ich hätte nie gedacht, dass er sich in ein solches Ungeheuer verwandeln könnte.«
»Keine Dunkelheit ist so finster wie ein großes, verdorbenes Licht. Schau.« Daniel veränderte den Winkel seiner Flügel und sie flogen in einem weiten Bogen zurück und um eine hoch aufragende Wolke. Eine Seite war von einem goldenen Rosa, von dem letzten Licht der Abendsonne angestrahlt. Als sie die Wolke umrundet hatten, sah Luce, dass die andere Seite dunkel und regenschwanger war. »Hell und dunkel zugleich – die Wolke muss beide Seiten haben, um das zu sein, was sie ist. Genauso ist es bei Luzifer.«
»Und auch bei Cam?«, fragte Luce, während Daniel den Kreis schloss, um den Flug über das Meer fortzusetzen.
»Ich
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