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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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es nicht so einfach ist. Es geht nicht um tausend hier gegen tausend dort. Manche zählen mehr als andere. Die Outcasts haben kein Gewicht. Du hast Phil darüber klagen hören. Die Waage ist fast zu vernachlässigen – obwohl man das nach der Art und Weise, wie sie ständig ihre Wichtigkeit betont, nicht vermuten würde.« Er hielt inne. »Einer der Erzengel ist tausend geringere Engel wert.«
    »Ist es wahr, dass es einen einzigen wichtigen Engel gibt, der noch eine Seite wählen muss?«
    Eine Pause. »Ja, das ist wahr.«
    Sie hatte ihn bereits einmal angefleht zu wählen, auf dem Dach der Shoreline. Sie waren mitten in einem Streit gewesen und der Zeitpunkt war nicht der richtige gewesen. Aber ihre Verbindung war jetzt stärker. Wenn er wusste, wie sehr sie ihn unterstützte, dass sie zu ihm stehen und ihn lieben würde, was auch geschah, würde es ihm sicher helfen, seine Entscheidung doch noch zu treffen. »Was, wenn du es einfach tun würdest und … dich entschiedest?«
    »Nein …«
    »Aber Daniel, du könntest diese Sache beenden! Du könntest das Gewicht verschieben, und niemand würde mehr sterben müssen, und …«
    »Ich meine, nein, so einfach ist das nicht.« Sie hörte ihn seufzen und wusste, ohne hinzuschauen, welche Schattierung seine Augen haben würden: ein dunkles, wildes, wölfisches Violett. »Es ist nicht mehr so einfach«, wiederholte er.
    »Warum nicht?«
    »Weil diese Gegenwart keine Rolle mehr spielt. Wir befinden uns in einem Zeitfenster, das aufhören könnte zu existieren. Eine Wahl zum jetzigen Zeitpunkt wäre vollkommen bedeutungslos, solange die neuntägige Verzögerung nicht eingeholt ist. Wir würden ihn immer noch aufhalten müssen. Entweder bekommt Luzifer seinen Willen und löscht die vergangenen fünf oder sechs Jahrtausende aus, und wir beginnen alle von vorne …«
    »Oder wir haben Erfolg«, ergänzte Luce automatisch.
    »Wenn das passiert«, sagte Daniel, »werden wir die Ordnung der Ränge überdenken müssen.«
    Einige Meter unter ihnen flog Arriane in langsamen, tranceähnlichen Loopings, wie um sich die Zeit zu vertreiben. Annabelle hingegen steuerte in einen Regenschauer, denen die Engel normalerweise auswichen. Sie kam auf der anderen Seite mit feuchten Flügeln hinaus, und das rosafarbene Haar klebte ihr im Gesicht, ohne dass sie es zu bemerken schien. Roland war irgendwo hinter ihnen, wahrscheinlich tief in Gedanken versunken, während er Dee in den Armen trug. Jeder schien erschöpft und abgelenkt zu sein.
    »Aber wenn wir Erfolg haben, könntest du nicht …«
    »Den Himmel wählen?«, fragte Daniel. »Nein. Ich habe meine Entscheidung schon vor langer Zeit, fast zu Beginn getroffen.«
    »Aber ich dachte …«
    »Ich habe dich gewählt, Lucinda.«
    Luce strich über Daniels Hand, als die teerdunkle See einer Wüstenlandschaft Platz machte. Sie erinnerte Luce an das Gebiet um den Berg Sinai: felsige Abhänge, unterbrochen von dem Grün spärlicher Bäume. Sie verstand nicht, warum Daniel zwischen dem Himmel und der Liebe wählen musste.
    Sie hatte nie etwas anderes als seine Liebe gewollt – aber um welchen Preis? War ihre Liebe das Auslöschen der Welt und all ihrer Geschichten wert? Hätte Daniel diese Bedrohung verhindern können, wenn er schon vor langer Zeit den Himmel gewählt hätte?
    Und wäre er dorthin zurückgekehrt, wo er hingehörte, hätte seine Liebe zu Luce ihn nicht vom Weg abgeführt?
    Als lese er ihre Gedanken, sagte Daniel: »Wir vertrauen auf die Liebe.«
    Roland holte sie ein. Er winkelte die Flügel an und drehte sich zu Daniel und Luce um. Dees rotes Haar wehte ihr um den Kopf und ihre Wangen glühten. Sie bedeutete Daniel, näher zu kommen. Daniel schlug einmal anmutig mit den Flügeln, und sie schossen durch eine Wolke, um an Rolands und Dees Seite zu schweben. Roland stieß einen Pfiff aus, woraufhin Arriane und Annabelle kehrtmachten und sie einen schimmernden Kreis am dunklen Himmel schlossen.
    »In Jerusalem ist es jetzt kurz vor vier Uhr morgens«, erklärte Dee. »Wir können also damit rechnen, dass die Mehrheit der Sterblichen vielleicht noch für eine weitere Stunde schläft oder anderweitig aus dem Weg ist. Wenn Sophia eure Freunde in ihrer Gewalt hat, plant sie wahrscheinlich … nun, wir sollten uns beeilen, meine Lieben.«
    »Sie wissen, wo sie sind?«, fragte Daniel.
    Dee dachte kurz nach. »Bevor ich mich von den Ältesten abgewendet habe, bestand der Plan immer darin, an der Grabeskirche wieder zusammenzukommen. Sie wurde

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