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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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eine Reihe Container. »Euer Vampir ist da drin. Ich habe es geschafft, ihn in eine Sackgasse zu drängen.«
    Elena begleitete Illium und Aodhan, während Ash ihnen für den Fall, dass sich noch ein weiterer infizierter Vampir in der Nähe aufhalten sollte, Rückendeckung gab.
    »Fasst ihn nicht an!«, warnte Elena die beiden anderen, als der Vampir in Sichtweite kam, der noch sehr beweglich zu sein schien. »Wir glauben zwar, dass wir uns nicht anstecken können, aber genau wissen wir es nicht.«
    Der Vampir hatte die drei auch gesehen und kam schlurfend auf sie zugelaufen, die Finger zu Klauen verkrampft, die Augen leuchtend rot. Die Pusteln in seinem Gesicht waren aufgeplatzt, die an seinen Armen deutlich entzündet.
    »Halt!«, rief sie.
    Keine Antwort. Der Vampir kam weiterhin zielgerichtet auf sie zu.
    Elena löste die kleine, leichtgewichtige Armbrust von ihrem Schenkel und zielte auf das linke Bein des Vampirs, was ihn nicht einmal zögern ließ. So blieb ihr keine andere Wahl, sie musste auf ihn schießen.
    Ihr Bolzen traf sauber, der Vampir ging zu Boden. Dabei stieß er allerdings einen spitzen, hohen Schrei aus, der sich auf irgendeine Weise falsch
anhörte. Elena wurde angesichts seines Leidens ganz elend zumute, dabei wusste sie doch, dass die Beinwunde innerhalb weniger Stunden heilen würde. »Keir meinte, ein lebendes Opfer könnte uns helfen, die Krankheit besser zu verstehen«, erklärte sie den beiden anderen Engeln.
    »Ich besorge ein Team mit entsprechender Biogefahrengutausrüstung zum Abholen und sage dem Heiler Bescheid.« Aodhans Flügel raschelten leise, als sich der Engel in die Luft schwang.
    Der Vampir schrie weiterhin, als würden ihm heiße Eisen in den Leib getrieben. »Das ist nicht richtig!« Elena kam das alles vor wie Folter, da half es wenig, dass die Leiden des Vampirs womöglich anderen das Leben retten würden. Folter kam für sie nicht infrage, das war eine Grenze, die sie nie überschreiten würde. »Wir müssen seine Leiden beenden, sonst …«
    »Nein!« Illium zückte sein Schwert Blitz, das er in einer Scheide auf dem Rücken bei sich trug. »So schlimm kann es gar nicht sein, du hast gut gezielt. An einer Stelle wie dieser tut es zwar weh, wenn der Bolzen eindringt, aber hinterher spürt man eigentlich nur noch einen dumpf pochenden Schmerz.« Mit großen Schritten ging er auf den Vampir zu und setzte ihm die Schwertspitze auf die Brust, ohne den eingerissenen, blutigen Fingernägeln des Wesens zu nahe zu kommen. »Gib Ruhe!«
    Der Vampir erstarrte.
    Mit hoch erhobener Armbrust wagte sich Elena nahe genug heran, um dem Vampir ins Gesicht sehen zu können. Der sah sie mit blutunterlaufenen Augen an, in denen immer noch ein Schimmer Bewusstsein wach war. Der Vampir verstand, was mit ihm los war, auch wenn er nichts dagegen tun konnte. »Du möchtest sterben«, flüsterte Elena erschüttert.
    »Kann nicht töten.« Eine blassrosa Träne lief dem Vampir über die Wange. »Kann nicht töten.«
    Kann nicht töten?
    »Hast du versucht, dich umzubringen?«, fragte sie, aber jetzt war er zu weit weggetreten, fiebernder Wahnsinn kroch in seinen Blick, und er fing an, sich mit den Nägeln ganze Stücke aus dem eigenen Gesicht zu reißen.
    »Ich kann das nicht mit ansehen!« Elena wollte das Leben des Vampirs nicht beenden, da Keir doch vielleicht in der Lage war, ihm zu helfen, aber er sollte auch nicht länger leiden müssen. Also zückte sie eine ihrer Pistolen, um ihn mit dem Knauf der Waffe bewusstlos zu schlagen.
    »Warte!« Illium übernahm. Er starrte den Vampir an, wobei in seinen Augen echtes Gold zu leuchten schien. Sofort hörte der kranke Mann auf, sich zu winden. Seine Hände öffneten sich und sanken zu Boden, und tiefer Friede legte sich über sein Gesicht, ehe er zufrieden die Augen schloss.
    Erneut sagte sich Elena, dass sie Illium langsam mit anderen Augen ansehen musste. Er war nicht einfach nur stark und mächtig – er wuchs langsam zu einer ganz eigenen Macht heran.
    »Warum siehst du mich so an, Ellie?« Illium steckte sein Schwert zurück in die Scheide, Dunkelheit mischte sich ins Gold seines Blicks. »Du hast ja Angst!«
    »Nicht vor dir. Ich hatte nur gerade die Erkenntnis, du könntest die Sieben eines Tages verlassen.« Niemand, der so mächtig war, wie Illium es ihrer Meinung nach eines Tages sein würde, würde im Dienst eines anderen bleiben wollen. Wenn er in dieser Frage überhaupt eine Wahl hatte. »Ich mag mir mein Leben und meine Stadt nicht

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