Engelslied
zusammengeschmiedet wie zwei Körper es nur sein können – dann berührte sein Mund ihren Hals, ihre Lippen seine Schultern, und seine Hand glitt von ihrer Brust, um die Innenseite ihrer Schenkel zu liebkosen.
Es wurde ein langsamer, zärtlicher Tanz, bei dem sich ihre Körper berührten, ihre Lippen sich küssten, zärtlich im Dunkeln geflüstert wurde. »
Knhebek,
Erzengel«, sagte sie am Ende, als der Genuss in sinnlichen Wellen durch ihr Blut rann und die Haut ihres Liebsten nur noch aus Hitze zu bestehen schien.
»Elena!« Sein Aufschrei ließ sie die Scheidenmuskeln anspannen, als sein Samen, heiß und pulsierend, sich in sie ergoss, sie wieder einmal ganz ursprünglich als die Seine markierte.
Sie wollte seine Lust beobachten, hob den Blick … und vergaß fast zu atmen: Um Raphaels Flügel flackerte ein berauschendes, weißes Feuer.
38
Am nächsten Tag wurde den Bewohnern drei Stunden Zeit gewährt, um das Nötigste zusammenzupacken. Danach schwebten über sämtlichen Hauptausfahrtsstraßen von Manhattan Engel, während unten am Boden ein Heer von Polizisten sich darum kümmerte, dass die Bevölkerung den Stadtteil geordnet räumte. Normalerweise mischte sich der Turm nicht in die Aufgabenbereiche der aus Sterblichen und Vampiren zusammengesetzten Zivilverwaltung ein, aber in diesem Fall hatte Raphael den Oberbefehl über die Organisation der Evakuierung übernommen und von seinen Machtbefugnissen als Erzengel Gebrauch gemacht.
Die Polizei hatte gegen eine Zusammenarbeit mit dem Turm nichts einzuwenden gehabt. Auch zur Evakuierung selbst hatte es keine Auseinandersetzungen gegeben. Einer von Elenas Freunden bei der Polizei hatte zusammengefasst, was die meisten dachten: »Wir haben auf der Einsatzbesprechung heute Morgen deutlich gesagt bekommen, welchen Schaden Lijuan dem Turm zuzufügen bestrebt ist, und viele von uns waren dabei, als diese verdammten wiedergeborenen Scheußlichkeiten über den Pier rannten. Ich persönlich bin froh, wenn meine Familie nicht mehr in Manhattan ist.«
Die nächste Aufgabe der Polizei würde darin bestehen, in den umliegenden Stadtteilen für Ruhe und Ordnung zu sorgen und aufzupassen, dass niemand nach Manhattan zurückkehrte.
Fast alle der von der Evakuierung Betroffenen hatten Angst, aber der Anblick der ernst und entschieden dreinblickenden Engel über den Straßen und der ebenso tödlichen Vampire, die in den bereits geräumten Teilen des Stadtteils Patrouille gingen, sorgte dafür, dass sich niemand danebenbenahm. Schon gar nicht, nachdem Illium sich ein Pärchen geschnappt hatte, das schnell noch mal eben ein leer stehendes Haus plündern wollte. Die beiden landeten im eiskalten Hudson, wo er sie verzweifelt herumpaddeln ließ, bis sie fast erfroren wären. Als er sie herausfischte, waren ihre Lippen blau, und in ihren Augen leuchtete die nackte Panik.
»Der Nächste, der ins Wasser fliegt, wird nicht wieder rausgeholt«, ließ Illium verbreiten.
Wonach es keine weiteren Zwischenfälle gab.
Jeffrey schaffte seine Familie umgehend per Hubschrauber fort, auch Beth. Elena war froh darüber, Beth allerdings klang halb hysterisch, als sie Elena am Nachmittag nach der Evakuierung anrief. »Was, wenn Harrison stirbt?«
Elena log sie nicht an, tat nicht so, als würde auch nur einer der in Manhattan Verbliebenen auf jeden Fall lebend aus dieser Sache herauskommen. Sie versicherte der Schwester lediglich, die Verteidigungseinrichtungen der Stadt seien stark und die Evakuierung eine reine Vorsichtsmaßnahme. Nachdem sich Beth halbwegs beruhigt hatte, kehrte Elena wieder zu der jungen Engelschwadron zurück, der man sie beigeordnet hatte und deren Aufgabe darin bestand, beim Transport der Alten und Schwachen zu helfen.
Da sie nicht stark genug war, Erwachsene oder ältere Kinder aus den Krankenhäusern Manhattans in die der umliegenden Bezirke auszufliegen, transportierte sie fest in Decken verschnürte Babys und Kleinkinder. Den Kleinkindern machte das Spaß, die meisten strahlten den ganzen Flug über, obwohl sie doch krank waren. Furcht konnte Elena in ihren Gesichtern kaum entdecken. »Können wir das noch mal machen?«, erkundigte sich ein besonders begeisterter Vierjähriger nach der Landung. Der Kleine hatte die ganze Zeit mit dem Gesicht nach vorn fliegen wollen, obwohl Elena der Kälte wegen sein Gesicht gern nah an ihrem Körper geborgen hätte. Jetzt leuchteten seine knallroten Wangen um die Wette mit seinen strahlenden Augen.
Sie beugte sich vor, um
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