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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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sorgfältig auszuwählen, dann könnte es gelingen. Dann überzeugen wir unsere Feinde davon, dass wir außer den fünf Gefallenen keinen weiteren Schaden einstecken mussten.« Diese fünf hatten vermutlich inzwischen die Hälfte des Heimwegs zurückgelegt und überquerten gerade die blaugrünen Weiten der launischen See.
    »Ein paar Schwerverletzte sollten wir noch zugeben oder zumindest gestatten, dass entsprechende Nachrichten durchsickern.« Aus Dmitri sprach die eiskalte Intelligenz, die ihn zu einem Meisterstrategen gemacht hatte. »Draußen kursieren schon Bilder von Engeln, die mitten in den rollenden Verkehr stürzten oder anderweitig öffentlich verletzt wurden. Die wären damit erklärt. Und auch die Anwesenheit der Heiler im Turm. Illium soll die richtigen Worte in die richtigen Ohren flüstern, das kann er sehr gut.«
    Raphael schickte mental entsprechende Anweisungen an den Engel mit den blauen Flügeln, während er sich gleichzeitig weiter mit Dmitri unterhielt. Sein Blick ruhte auf Manhattan, dieser Metropole aus Stahl und Glas, die ihm zu Füßen lag. »Außerdem müssen wir so unauffällig wie möglich Truppen aus weiter entfernten Landesteilen hierher bringen.« Wer in der Welt der Unsterblichen als Feind ernst genommen werden wollte, würde den Turm angreifen und nichts sonst. Im Spiel der Erzengel zählte als Eroberung nur der erfolgreiche Sturm auf die Machtbasis des Gegners.
    »Bei der Truppenverlegung wirst du Aodhan helfen müssen«, fuhr Raphael fort. Aodhan war noch neu im Territorium, hatte er doch bislang als Galens rechte Hand in der Zufluchtsstätte gedient. »Illium soll sich auf die Zusammenstellung neuer, schlagkräftiger Schwadronen konzentrieren.« Jetzt, da so viele Engel verletzt waren und ausfielen, herrschte in den Schwadronen ein gefährliches Ungleichgewicht.
    »Soll ich in die Stadt zurückkehren, Sire?«
    »Nein.« Dmitris Frau erholte sich immer noch von ihrer Transformation zur Vampirin. »Momentan dienst du mir mit deiner Abwesenheit am besten.« Dmitri war der Älteste unter Raphaels Sieben, der, den der Erzengel als Freund ansah. Das war allgemein bekannt. »Wenn der Krieg ausbricht, möchte ich dich an meiner Seite sehen, aber so weit ist es noch nicht.«
    Noch nicht ganz.
    Etwa zwanzig Minuten nach ihrem Telefonat mit Sara landete Elena vor einer altmodischen, zweistöckigen Villa, die in einer recht heruntergekommenen Straße lag. Der Anblick des Hauses überraschte sie. Es wirkte mit seinem unkrautüberwucherten Garten und dem dichten Efeu, der eine Hauswand fast zu erdrücken schien, gut und gerne wie ein Spukhaus. Mehr noch: Nicht nur dieses Haus hatte offensichtlich jahrzehntelang jedem Modernisierungsversuch standgehalten, der ganzen Straße schien es ähnlich ergangen zu sein. Selbst die Straßenlaternen waren noch die ganz alten aus Schmiedeeisen, wobei allerdings bei fast allen das Glas zersplittert auf dem Bürgersteig lag. Nirgendwo war auch nur ein Telefondraht oder eine Stromleitung zu sehen.
    Im Grunde nicht allzu überraschend in einer Stadt voller Engel und Vampire, die sich nicht alle gern auf Veränderungen einließen. Sollte dieses Haus jedoch einem Unsterblichen oder doch fast Unsterblichen gehören, dann war es erstaunlich heruntergekommen. Denn gerade die Älteren, die die Dinge gern so bewahrten, wie sie an einem bestimmten Punkt ihrer Vergangenheit gewesen waren, waren gleichzeitig sehr stolz auf die historischen Details und die Schönheit ihrer Häuser und Grundstücke und legten großen Wert darauf, beides zu erhalten.
    Dieses Haus jedoch wirkte, als hätte sich schon seit Jahrzehnten niemand mehr darum gekümmert.
    An vielen Stellen blätterte der ursprünglich wohl weiße Anstrich ab oder war unter dem Schmutz und Staub der Stadt nicht mehr zu erkennen. Viele Fensterscheiben waren zu Bruch gegangen, an den Regenrinnen baumelten dicke, klebrige Spinnweben, und soweit Elena von der Straße aus erkennen konnte, hingen drinnen die Vorhänge an den Fenstern nur noch als Fetzen vor den leeren Fensterhöhlen. Auch das Holz des Hauses hatte sich verzogen – regendicht war hier bestimmt nichts mehr – und auf einen Teil des Daches war ein außergewöhnlich großer Baum gefallen, der eine Seite des Hauses eingedrückt hatte.
    »Wo zum Teufel sind wir hier gelandet?«, fragte sie Ransom, als er auf der anderen Seite der Veranda auftauchte.
    Sehr lebhafte grüne Augen, kupfergoldene Haare, eine spöttisch hochgezogene Braue. »Sprichst du von dieser

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