Engelslied
ihren Mann, bis er ihren Mund freigeben musste, um sich mit beiden Händen links und rechts von ihrem Kopf abstützen zu können. Aber Elena wollte ihre Lippen nicht ohne seinen Mund wissen, wollte die Verbindung nicht abreißen lassen, obwohl sich ihr ganzer Körper in einem fast schon schmerzvollen Orgasmus wand. Sie packte sein Gesicht – und ihr Kuss bestand nur noch aus Zunge und Hitze und wilder, wilder Lust.
Übersensibel gewordenes Muskelgewebe, das köstlich geschwollen war, über das nun sein Glied glitt, als er sich ganz aus ihr zurückzog – nur um sich gleich darauf mit Macht erneut in sie zu drängen, Stöße, die sie bis in den Hals hinein spürte. Und als er in ihr kam, trieb der Erguss, trieb die intime Nässe in ihr sie noch einmal über den Rand, und diesmal war die Lust so groß, sie riss sie schier in Stücke.
»Du trägst immer noch deine Klingen.«
»Ich hätte sie zücken sollen.« Wohlig müde lag Elena unter Raphael gefangen, sein Glied immer noch in ihr, sein Atem warm an ihrem Hals. »Elender Mistkerl.«
»Geblutet habe ich ja. Ich glaube, wir sind quitt.«
Sie schlang ihm die Arme um den Hals, küsste seine Schläfe. »Wenn ich dir Angst eingejagt habe, tut es mir leid.« Eigentlich durfte kein Erzengel eingestehen, Angst gehabt zu haben, das gehörte sich nicht, aber dieser Erzengel hier war Elenas Gemahl. Sie hatte ihm, ohne es zu wollen, wehgetan. Jetzt lag es an ihr, diesen Fehler wiedergutzumachen.
Raphael ordnete seine Flügel neu, ohne sich von ihrem Körper zu lösen. »Ehe du kamst, kannte ich keine Furcht, Elena. Nutze diese Macht weise.«
Das offene Eingeständnis versetzte ihr einen Stich ins Herz. »Na ja …«, sagte sie lächelnd, um ihren Mann zum Lachen zu bringen. »Wenn ich danach so prima von dir behandelt werde …«
Er stützte sich auf die Ellbogen, um sie mit einem Blick festzunageln, in dem eine kräftige Portion männliche Arroganz lag. Und dabei waren seine Haare so nett zerzaust und die Unterlippe, die sie ihm zerbissen hatte, gerade erst frisch verheilt. »Habe ich dich nicht immer befriedigt?«
Gott, war der Mann sexy! Wenn er sie so ansah, mit dieser unglaublich, selbstsicheren Arroganz, dann wollte sie ihm jedes Mal die Kleider vom Leib reißen und ihn in den Wahnsinn treiben. »Wenn man bedenkt, dass ich erst vorgestern das ganze Gewächshaus zusammengeschrien habe …« Noch jetzt kräuselten sich ihre Zehen vor Vergnügen, wenn sie daran dachte, wie er sie von hinten genommen hatte, an der Werkbank, an der sie sich hatte abstützen müssen, um nicht vor Wonne umzukippen. »Ich glaube, du weißt ganz genau, wie sehr du mich befriedigst.« Stöhnend ließ sie es zu, dass er sich aus ihrem Körper zurückzog, obwohl sie ihn nur ungern losließ. »Wobei ja wütender Sex durchaus etwas hat!«
Endlich, endlich zeichnete sich auf seinem Gesicht so etwas wie ein Lächeln ab. Er beugte sich vor, um die Brust zu küssen, auf der seine raue Liebkosung rote Spuren hinterlassen hatte. »Das stimmt.« Er stand auf, richtete sich die Hose, half ihr auf. »Vielleicht sollten wir all unsere Differenzen so beilegen. Es könnte zu meiner Lieblingsmethode werden.«
»Aber nicht, wenn meine Klamotten hinterher immer so aussehen!« Ihr Top war gründlich zerrissen, der Hose war es nicht viel besser ergangen. »Verdammt! Ich hatte mich gerade erst umgezogen.« Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. »In fünfzehn Minuten soll ich mich mit Ransom treffen!« Sie rannte ins Schlafzimmer, entledigte sich rasch ihrer Waffen, riss sich die restlichen Kleider vom Leib, sprintete ins Bad, um sich ein paar sehr heiße, sehr persönliche Flüssigkeiten vom Körper zu waschen, und stand im Nu wieder vor dem Kleiderschrank im Schlafzimmer.
Höchstens drei Minuten später schob ihr Raphael, der sein zerfetztes Hemd mit einem identisch schwarzen vertauscht hatte, die lange, dünne Klinge in das Futteral auf ihrem Rücken. »Die Jagd könnte länger dauern«, bemerkte sie. »Schick nicht gleich zwei, drei Schwadronen los, um nach mir zu suchen.«
»Ach ja?«, konterte Raphael. »Dann hast du eine früher getroffene Verabredung entweder vergessen, oder du versuchst, ihr aus dem Weg zu gehen.« Elena, die sich gerade in Rekordzeit den Zopf neu flocht, blickte ihren Gemahl verständnislos an. Der zog nur spöttisch die Brauen hoch.
Da dämmerte es ihr langsam – die Erinnerung an dickes, teures Papier, an eine höflichst formulierte Einladung, an der sie Stunden gesessen
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