Engelslieder
es gelaufen?”, fragte Pete. “Haben Sie den blonden Mann gefunden?”
“Jed wollte nicht reden, aber er hat den Kerl auf der Zeichnung ohne Zweifel erkannt.”
“Tja, es gibt Neuigkeiten. Jed und Joseph sind nicht die einzigen Beecher-Kinder. Sie haben noch einen älteren Bruder. Er heißt Eli. Er lebt in einem Örtchen namens Shadow Point. Das ist nicht größer als ein Fliegenschiss auf der Landkarte. Es liegt nur wenige Kilometer nördlich von Ash Grove. Während wir miteinander telefonieren, versuche ich, ein Foto von ihm zu bekommen.”
Sein Puls überschlug sich. “Rufen Sie mich an, wenn Sie eins haben.”
“Wird gemacht. Wo sind Sie?”
“Wir fahren noch mal nach Ash Grove.”
“Seien Sie vorsichtig. Diese Jungs sind nicht zimperlich.”
Was Sie nicht sagen, kommentierte Ben im Stillen und dachte an den blutigen Mord im Vreeland-Haus und an die Männer, die in jener Nacht in ihr Motelzimmer eingedrungen waren.
“Keine Sorge, Autumn ist bei mir und passt auf mich auf.” Er klappte das Handy zu und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.
“Und?” Ihre grünen Augen waren voller Hoffung, und sie sah ihn erwartungsvoll an.
“Samuel Beecher hat noch einen Sohn. Er heißt Eli und lebt in der Nähe von Ash Grove. Rossi ist dabei, Informationen über ihn einzuholen.”
Autumn setzte sich aufrechter hin. “Er ist es, Ben. Er muss es sein. Wenn Eli der blonde Mann ist, würde das erklären, warum ich von dem Mord geträumt habe. Der Traum hat uns zu Joseph und Jedediah Beecher geführt. Und jetzt führt Jed Beecher uns zu Eli.”
“Wollen wir hoffen, dass du recht hast.”
Ben nahm die Kurven, so schnell er konnte, ohne von der Straße abzukommen. Autumn holte die Karte hervor und fand schließlich den verblassten Namenszug Shadow Point. “Der Punkt ist so klein, dass ich ihn noch nie zuvor bemerkt habe. Da dürfte nicht allzu viel los sein.”
“Ja, so habe ich Rossi auch verstanden.”
Innerhalb einer Stunde erreichten sie die zwei Holzbauten, die alles waren, was Shadow Point zu bieten hatte – ein Anglerladen und eine Tankstelle mit nur einer Zapfsäule und angeschlossenem Mini-Supermarkt.
Leider hatten sie in der Gegend keinen Handyempfang.
“Rossi kann uns nicht erreichen.” Ben parkte vor der Tankstelle und stellte den Motor ab. “Also werden wir nicht erfahren, ob Eli Beecher unser Mann ist oder wo wir ihn finden.”
Autumn öffnete die Beifahrertür. “Dann machen wir es eben auf die altmodische Art und fragen. Vielleicht haben wir ja Glück.”
Die Türglocke schellte, als Ben Autumn die Tür zu dem winzigen Laden aufhielt. Die schmalen Regale waren spärlich mit Süßigkeiten, Schmerztabletten, Müsli, Milch, Mehl, Zucker und einigen anderen Hauptnahrungsmitteln gefüllt. Ben fiel auf, dass es weder Kaffee noch Zigaretten gab.
Autumn heftete ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht und ging zum Tresen, hinter dem ein schwergewichtiger Mann mit langem grauen Bart und in einer abgewetzten Latzhose stand.
“Hallo. Wir hoffen, dass Sie uns vielleicht helfen können.” Sie lächelte noch immer, und Ben vermutete, dass es sie viel Kraft kostete. “Wir suchen nach einem Freund, Eli Beecher. Unsere Wegbeschreibung zu seinem Haus stimmt nicht. Wahrscheinlich haben wir sie falsch aufgeschrieben. Wissen Sie zufällig, wo wir langfahren müssen?”
Der Mann kratzte sich am Kinn, das von dem ungepflegten grauen Bart bedeckt war, und begann erstaunlicherweise zu lächeln. “Hier oben kann man sich leicht mal verfahren. Eli wohnt oben auf dem Hügel. Fahren Sie die erste Straße links und dann immer geradeaus. Sein Haus liegt auf der rechten Seite, hinter der zweiten Kurve.”
Bens Herz raste. Er konnte dieselbe Aufregung in Autumns Augen lesen, auch wenn sie klug genug war, es vor dem Ladeninhaber nicht zu zeigen.
Mit ruhiger Stimme sagte sie: “Prima. Vielen Dank.”
Ben folgte ihr aus dem Geschäft nach draußen, wobei er versuchte, die Verspannung in Nacken und Schultern und das Adrenalin zu ignorieren, das durch seinen Körper gepumpt wurde.
“Das könnte es sein”, sagte er. Er ging um den Wagen herum, öffnete den Kofferraum, machte seine Leinentasche auf und holte die Pistole heraus.
“Ich gehe kein Risiko ein. Wenn meine Tochter in diesem Haus ist, hole ich sie da raus – so oder so.”
Er rechnete damit, dass Autumn ihm widerspräche, ihm sagte, es sei gefährlich überzureagieren – doch sie schwieg. Dann stiegen beide ein. Er legte die Waffe ins
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