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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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er die Tatsache, dass sie tot war, akzeptiert, und er würde nicht zulassen, dass irgendwer diese lose verheilte Narbe wieder aufriss.
    “Ich habe sie nicht gesehen … so kann man das nicht sagen, aber …”
    “Warum, zum Teufel, sind Sie hergekommen? Was sind Sie, ein Scharlatan? Oder vielleicht einfach nur eine Bekloppte? Wie auch immer, scheren Sie sich weg von hier.” Er ging an ihr vorbei und riss die schwere Mahagonitür auf. “Ms. Sommers möchte gehen”, sagte er zu Jenn. “Begleiten Sie sie bitte in die Lobby. Sorgen Sie dafür, dass sie das Gebäude verlässt und nicht mehr betritt.”
    “Aber ich gebe Kurse in der Kletterhalle”, warf Autumn schnell ein. “Und ich bin Clubmitglied. Ich bin fast jeden Tag hier.”
    “Gut.” Er richtete den Blick auf Jenn, die Autumn Sommers anstarrte wie eine Wölfin, die ihr Junges beschützt. “Sorgen Sie dafür, dass sie Zugang zum Gebäude hat, aber nicht weiter als bis zur ersten Etage.”
    “Ich kümmere mich darum”, erwiderte seine Assistentin. “Kommen Sie bitte, Ms. Sommers.”
    “Es war nicht meine Absicht, Sie zu verärgern. Ich wollte mit Ihnen oder Ihrer Frau sprechen …”
    Ben verlor endgültig die Beherrschung. “Joanne und ich sind seit fast vier Jahren geschieden. Wenn Sie sie anrufen oder meine Familie sonst irgendwie belästigen, werde ich eine einstweilige Verfügung gegen Sie erwirken. Und jetzt scheren Sie sich endlich weg von hier!”
    Die zierliche Frau sagte nichts mehr, warf ihm nur einen mitfühlenden Blick zu und ging dann von Jenn gefolgt zum Fahrstuhl. Ben atmete die angehaltene Luft erst aus, als sich die Fahrstuhltüren schlossen und Autumn Sommers verschwand.
    Er wusste nicht, wie lange er dastand und ins Leere starrte. Lang genug zumindest, dass Jenn die Zeit hatte, von ihrem Ausflug in die Lobby zurückzukommen.
    “Alles in Ordnung, Chef?” Sie hatte ihn schon immer beschützt.
    “Es geht mir gut. Nur … diese Frau ist vollkommen durchgeknallt. Vielleicht wollte sie ja auch Geld von mir oder so was. Ich glaube nicht, dass sie noch mal auftaucht.”
    Zumindest hoffte er das. Nach der kurzen Begegnung mit Autumn Summers – Sommers mit einem
O
, korrigierte er sich in Gedanken – hatte sein Magen zu brennen angefangen. Er würde sich vor dem nächsten Essen etwas gegen Magenübersäuerung einwerfen müssen.
    “Soll ich dafür sorgen, dass sie Hausverbot bekommt?”, erkundigte sich Jenn.
    “Lassen Sie es für den Moment gut sein. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass sie wiederkommt.” Die Frau war weg, doch die Erinnerungen wüteten so wild in seinem Kopf, dass er fürchtete, sie würden Überhand gewinnen. Das durfte er auf keinen Fall zulassen.
    Am besten beschäftigte er sich schleunigst mit etwas anderem … etwas, das nichts mit seiner Familie oder der Vergangenheit zu tun hatte oder seine Gefühle sonst irgendwie ansprach.
    Ben ging zurück ins Büro, setzte sich an den Schreibtisch, öffnete die Akte über die Filiale in Issaquah, nahm den Telefonhörer ab und machte sich an die Arbeit.

5. KAPITEL
    A uf dem kurzen Weg zu ihrer Wohnung zitterte Autumn. Sie hatte gewusst, dass ihr Treffen mit Ben McKenzie nicht leicht sein würde, aber sie hatte nicht erwartet, dass man sie aus seinem Büro werfen und auf die Straße setzen würde!
    Dieser Idiot hatte weder mit ihr reden wollen, noch hatte er ihr die Chance gegeben, alles zu erklären. Sie dachte an den Artikel über Gerald Meeks, einen pädophilen Serienmörder, der im Raum Seattle sein Unwesen getrieben hatte. Er war verhaftet und verurteilt worden.
    Am nächsten Morgen würde sie als Erstes noch einmal in die Bücherei gehen und Meeks’ Namen in die Datenbank eingeben. Vielleicht fände sie einen Verweis auf Molly, irgendetwas, das erklärte, weshalb Ben McKenzie glaubte, Meeks hätte sie umgebracht.
    Wenn sie einen Beweis für Mollys Tod fände, würde sie es dabei belassen. Sie würde jeden Abend eine Schlaftablette nehmen, bis die Träume von dem Mädchen aufhörten. Selbst wenn das ihr restliches Leben dauern sollte.
    Am nächsten Morgen zog sie sich an und marschierte zur Kletterhalle. Sie würde sich erst am Nachmittag durch das Zeitungsarchiv wühlen können. Sie trainierte und gab dann den Kletterkurs. In der letzten Stunde hatten sie darüber gesprochen, wie man sich fit hielt und richtig ernährte. Danach hatte Autumn versucht, ihre Schüler mit der Kletterwand vertraut zu machen.
    Heute erzählte sie etwas zur angemessenen Kleidung und

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