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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Mann, den Autumn in ihrem Traum gesehen hatte.
    “Dann sollten wir uns an die Wagen machen, die verkauft wurden”, sagte sie, als sie in Bens Mercedes stiegen. Wieder waren sie in eine Sackgasse geraten.
    “Das sollten wir wohl.” Er holte die Liste hervor. “Es sind nur drei weitere weiße Chevelles aufgeführt. Alle drei wurden zwischen 2001 und heute verkauft, aber wir haben Namen und Anschriften der vorigen Besitzer, und sie alle leben nicht weit von Seattle entfernt.”
    Der Erste, den sie aufsuchten, war ein alter Mann Ende achtzig, den selbst die sechsjährige Molly hätte überwältigen können. Der zweite war ein kleiner, grauhaariger, bärtiger Highschool-Lehrer für Physik, der dem blonden Mann nicht im Entferntesten ähnlich sah und ihn auf dem Phantombild auch nicht identifizieren konnte. Der letzte Fahrzeughalter auf der Liste lebte nicht mehr unter der angegebenen Anschrift, die sich als heruntergekommenes Mietshaus in Tumwater unweit der alten Miller-Brauerei entpuppte.
    “Am besten, wir sprechen mit dem Mann, der das Auto gekauft hat”, schlug Ben vor. “Er lebt in Olympia, gleich die Straße runter. Vielleicht erkennt er in dem Mann auf der Zeichnung den vorherigen Besitzer.”
    Als sie bei der Adresse – einem schlichten Ranchhaus – ankamen, erspähten sie den Chevelle, der im Carport neben dem Haus stand. Doch das Fahrzeug war gelb mit einem schwarzen Klappdach und nicht weiß, wie es im Papier der Zulassungsstelle stand.
    “Da stimmt wohl etwas nicht auf der Liste”, bemerkte Ben.
    “Aber es ist ein Chevelle, und wenn wir schon mal hier sind …” Sie stiegen aus und gingen den Weg hinauf bis zur Haustür.
    Der Fahrzeuginhaber hieß Riley Perkins, ein Versicherungskaufmann im Ruhestand, der 2002 in den Nordwesten gezogen war und sich im selben Jahr das Auto zugelegt hatte. Er hatte starkes Übergewicht und fast eine Glatze, aber er lächelte freundlich, war stolz auf den Wagen und scheute sich nicht, ihre Fragen zu beantworten.
    “Laut Zulassungsstelle”, begann Ben, “müsste Ihr Auto eigentlich weiß sein.”
    “Das war es auch, als ich es kaufte. Ein Schrotthaufen, das kann ich Ihnen sagen. Aber der Preis war in Ordnung. Ich kaufte es einem Typen ab, der Geld brauchte, um sich ein Motorrad zu kaufen. Er sprach von einer Harley. Meinte, er wolle den Staat verlassen.”
    Ben hielt das Phantombild hoch. “War es dieser Mann?”
    “Nee. Der sah ganz anders aus.” Perkins las die Beschreibung unter der Zeichnung. “Er war blond, okay, aber irgendwie mager und so hässlich wie ein Jägerzaun. Er hatte irgendwie einen irren Blick – als wäre er auf Drogen.”
    Das passte rein gar nicht zu dem Mann, der Molly entführt hatte, und man konnte Ben die Enttäuschung ansehen.
    “Trotzdem danke, Mr. Perkins.” Autumn packte Bens Arm. “Vielen Dank für Ihre Hilfe.”
    “Keine Ursache.”
    Sie ließ Ben nicht los, sondern führte ihn den Weg zurück zu seinem Wagen. “Soll ich uns vielleicht nach Hause fahren? Ein Mädchen bekommt nicht oft die Gelegenheit, einen so schicken Mercedes zu steuern.”
    Ben widersprach nicht, was bewies, wie niedergeschlagen er war. Er lächelte sie kraftlos an. “Bist du sicher, dass du damit klarkommst?”
    “Ich glaube, das kriege ich hin.”
    Schweigend legten sie die Strecke von Olympia nach Seattle zurück. Eigentlich wollte Autumn direkt zu Bens Apartment fahren und dann nach Hause laufen, doch er sah so traurig aus, dass sie stattdessen zu sich fuhr.
    “Heute ist Ihr Glückstag, McKenzie.”
    Er sah sie an und schien sie zum ersten Mal seit knapp einer Stunde wieder wahrzunehmen. “Wieso?”
    “Weil ich dir etwas kochen werde. Ich habe alles für eine Lasagne da – vorausgesetzt, du kommst damit klar, dass ich statt Ricotta körnigen Frischkäse nehme.”
    Er lächelte fast. “Ich glaube, das kriege ich hin”, wiederholte er ihre Worte von vorher.
    Weder er noch sie sprach ein Wort, als sie sein teures Auto auf einem der Gästeparkplätze vor ihrem Wohnblock abstellte und sie beide ausstiegen. Auf dem Weg zur Haustür bemerkte sie, dass Bens Schultern etwas weniger aufgerichtet waren als sonst und sein Gang weniger entschlossen wirkte.
    “Die letzte Adresse, die wir heute aufgesucht haben …”, sagte er, als sie auf den Fahrstuhl zugingen,“ … das Haus lag in den Bergen. Als ich sah, dass das Auto umgespritzt worden war, war ich mir sicher …” Er brach ab und schluckte. In seinem Blick lag so viel Schmerz, dass es Autumn

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