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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sich umgezogen und trug nun Jeans, einen gelben, kurzärmeligen Pullover und braune Slipper. Er sah müde aus, und seine Haare waren bei Weitem nicht perfekt gestylt. Leichte Falten kräuselten sich auf seiner Stirn.
    “Harten Tag gehabt?”, erkundigte Autumn sich, als er durch die Tür kam. Er hatte eine gelbbraune Pappmappe dabei, vermutlich die Liste der registrierten Fahrzeughalter.
    “A-1 hat eine neue Masche”, berichtete er von seinem größten geschäftlichen Konkurrenten. “Sie versuchen, das alte Gebäude am Pioneer Square gegenüber von unserem Laden anzumieten. Mann, diese Typen sind wirklich wie die Pest.”
    “Was wirst du tun?”
    “Das weiß ich noch nicht. Aber ich werde denen nicht eine einzige Filiale verkaufen.”
    Trotz seines energischen Auftretens war offensichtlich, wie besorgt er war. Sie wusste, dass er hart gearbeitet hatte, um sein Unternehmen aufzubauen. Er wollte es nicht aufgeben, und sie konnte ihn gut verstehen.
    Sie griff nach der Zeichnung auf dem Küchentresen. Im Copyshop hatte sie drei Kopien in Originalgröße gemacht sowie mehrere verkleinerte Abzüge.
    “Was hältst du davon?”
    Bens dunkelbraune Augen erfassten das Bild. Sein flammender Blick hätte das Papier fast verbrannt. “Das ist also der Hurensohn.”
    “So gut ich mich erinnern kann.”
    “Sieht gewöhnlich aus. Ein durchschnittlicher Typ. Schwer vorzustellen, dass das ein Pädophiler ist.”
    “Vielleicht ist er das ja gar nicht. Vielleicht wollte er nur eine Tochter, und Molly entsprach seinen Vorstellungen.”
    Seine Kiefermuskeln spannten sich an. “Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.”
    Sie wandte sich von seiner grimmigen Miene ab. “Wie wär’s mit einem Glas Wein? Du siehst aus, als könntest du eins vertragen.”
    “Allerdings, danke.”
    Sie schenkte ihnen ein Glas Chardonnay ein und stellte eins auf den Frühstückstresen vor Ben. Er legte die Mappe daneben, öffnete sie und nahm mehrere Zettel heraus.
    “Auf dieser Liste stehen sämtliche ‘66 Chevy Chevelle Super Sports, die von 2001 bis heute in Washington State registriert wurden. Ich bin sie durchgegangen und habe die Halter überprüft. Einige sind noch dieselben, andere haben ihre Autos verkauft – ein paar Wagen wurden mehr als einmal weitergereicht.”
    Sie sah sich die Liste an. “Sieht ziemlich entmutigend aus.”
    “Ja, aber wenn wir uns vorerst nur auf die weißen konzentrieren – Hermelinweiß hieß das damals –, sind wir bei elf Fahrzeugen.”
    “Das klingt schon besser. Natürlich wissen wir nicht, mit welchem dieser Autos Molly entführt wurde.”
    “Oder ob der Wagen überhaupt in diesem Staat registriert ist”, ergänzte Ben. “Aber irgendwo müssen wir ja anfangen.”
    “Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, dass der Typ den Wagen immer noch hat und wie der Mann auf dieser Zeichnung aussieht.”
    Ben durchsuchte die Liste nach Namen und Adressen aus dem entsprechenden Zeitraum. “Laut der Zulassungsstelle befinden sich acht der elf aufgeführten weißen Chevelles immer noch im Besitz der Leute, die schon 2001 als Halter gemeldet waren. Ich nehme eine Kopie der Zeichnung mit zu Pete, und dann legen wir morgen früh gleich los.”
    “Washington ist ein ziemlich großer Staat.”
    “Pete nimmt sich die Adressen außerhalb der Stadt vor. Und da ich auch noch ein Unternehmen zu leiten habe, fahre ich bei den näher gelegenen Adressen vorbei.”
    “Ich komme mit.”
    Er war einverstanden. “Du hast diesen Kerl gesehen … oder wenigstens hast du von ihm geträumt, so wie er vor sechs Jahren aussah. Du bist Mollys größte Chance.”
    Er betrachtete das Phantombild und zeichnete mit dem Finger die feinen Linien in den Augenwinkeln des Mannes nach.
    “Vielleicht findet einer von uns dreien ja etwas heraus.”
    Es dauerte zwei Tage, bis Pete Rossi die vier in den Außenbezirken des Staates wohnhaften Besitzer der weißen Chevelles abgeklappert hatte. Dann kehrte er mit leeren Händen zurück.
    Keiner der Halter, die Rossi befragt hatte, passte auf Autumns Phantombild. Und soweit Pete wusste, lebten in keinem der Häuser in den Bergen blonde Frauen.
    Ben und Autumn suchten vier Adressen in der näheren Umgebung auf. Unter den Fahrzeughaltern war eine Frau, allerdings ähnelte sie keiner von denen aus Autumns Traum. Ein anderer war ein pensionierter Oberst, der dritte Pilot und der letzte ein neunzehnjähriger Junge, der das Auto als Geschenk für seinen Abschluss bekommen hatte. Keiner der drei war der

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