Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
Vom Netzwerk:
aus seiner Hemdtasche. »Ich brauche einen Vampirzahn.«
    Amabila starrte ihn mit großen Augen an.
    »Du holst einen, während ich mit der Zeremonie beginne.«
    »Aber Herr …«
    Ihr Zögern erstaunte ihn. »Hast du etwa Angst vor Toten?«
    Amabila senkte den Kopf. »Es sind … Un tote, Herr.«
    Sein Engelchen fürchtete sich also vor Vampiren. »Die stehen bestimmt nicht mehr auf.« Er hatte jetzt keine Zeit für Diskussionen; er musste sich be eilen. Weitere Zutaten zu beschaffen wurde immer schwieriger, ebenso deren Verarbeitung und die Rituale, die vollzogen werden mussten, bevor die Stoffe in den Kelch kamen. Diesmal hatte Magnus das Artefakt wieder mitnehmen müssen, um an Ort und Stelle die Zeremonie durchzuführen, was ein sehr großes Risiko barg, von anderen entdeckt zu werden. Denn Magnus wusste, dass Magie bestimmte Energieströme aussandte, die gemessen werden konnten. Immerhin hatte er selbst bei der Entwicklung der Detektoren, Radarantennen und Satelliten geholfen, die schon geringste elektromagnetische Veränderungen auf der Erdoberfläche wahrnehmen konnten. Und gerade der Kelch strahlte eine ganz eigene, sehr auffällige Frequenz ab. Deshalb bettete Magnus das Artefakt, wenn er es nicht benutzte, in ein Kästchen mit Kristallen, die seine Energieströme absorbierten. Zusätzlich war das Gehäuse mit dünnen Bleiplatten ausgekleidet. Kein Wunder, dass das Versteck des Kelches weit unter der Erde gelegen hatte …
    Tief durchatmend ging er selbst zum nächstbesten Totenschädel, zog ein Taschentuch aus seiner Hose und umfasste damit einen Zahn, während er mit der anderen Hand den Kopf hielt. Es dauerte eine Weile, bis sich der Reißzahn knackend aus dem Kieferknochen löste. Magnus musste aufpassen, sich nicht daran zu stechen. Das könnte sonst eine unangenehme Wunde geben.
    Der Vampir schien ihn aus leeren Augen anzustarren. Mit dem geöffneten Kiefer sah das Skelett aus, als würde es ihn höhnisch angrinsen.
    Erschaudernd fragte Magnus sich, ob er wirklich das Richtige tat, bevor er zurück zum Kelch eilte, neben dem Amabila kniete und ihn nachdenklich anblickte. Aber sobald er ihr in die Augen schaute, senkte sie die Lider. Irgendwie spürte Magnus eine Veränderung an ihr. Er konnte nur hoffen, dass sich sein Bannzauber nicht gerade in Luft auflöste, denn er hatte jetzt keine Zeit, ihn zu erneuern. Er ging neben dem Artefakt in die Hocke und griff nach dem nächstbesten Stein, um damit den Eckzahn im Taschentuch zu pulverisieren, was nicht einfach war, denn der Zahn war verdammt hart! Magnus brauchte mehrere Schläge, bis die ersten Teile absplitterten …

***

    Die letzten Sonnenstrahlen des Tages ließen die schneebedeckten Gipfel blutrot erglühen. Als Cain den Höhleneingang betrat, spürte er bereits die Macht des Kelches, denn ein vibrierendes Summen schien in jede seiner Poren eindringen zu wollen, woraufhin sich alle Härchen auf seiner Haut aufstellten. Der Dieb war also noch hier! Cain überprüfte den Sitz seiner Schutzweste, die er immer unter seinem T-Shirt trug, wenn Kämpfe zu erwarten waren. Sie bewahrte ihn allerdings nur davor, von gewöhnlichen Geschossen oder Messerhieben verletzt zu werden. Magie hatte sie nichts entgegenzusetzen.
    Vor fünf Minuten hatte Crispin die Frequenz des Artefakts aufgefangen und es schließlich nach weiteren zwei Minuten lokalisieren können: die Karpaten. Je tiefer Cain kam, desto deutlicher nahm er ein flackerndes Licht wahr und eine melodiöse Männerstimme, die in einem lateinischen Singsang unverkennbar ein magisches Ritual zelebrierte. Er schlich sich tiefer in die Höhle hinein und erkannte den Ort sofort, als er die rußenden Fackeln an der Wand sah und darunter den gigantischen Knochenhaufen: Es war die Höhle aus seiner Vision!
    Hastig blickte er sich um. Sein Herz pochte schneller, aber von Raja war nichts zu sehen. Dafür nahm er umso deutlicher die zwei Gestalten wahr, die mitten im Raum um den Kristallkelch standen: die große ganz in Schwarz, die kleinere in Weiß gehüllt. Ob das ihr Engel war? Aber Cain konnte das Gesicht nicht sehen. Auch von dem Mann lugte nur das markante Kinn unter der Kapuze hervor, sodass Cain nicht einmal wusste, mit welchem Wesen sie es zu tun hatten. Er war sehr groß, besaß breite Schultern und die Statur eines Menschen, aber genauso gut konnte es sich um einen Vampir, Werwolf oder anderen Gestaltwandler handeln, wobei Cain den Vampir ausschloss, da auf Kreta die Sonne geschienen hatte.
    Cain

Weitere Kostenlose Bücher