Engelslust
Energiekugeln, als würde es sich lediglich um Schneebälle handeln. Jetzt fragte sich Cain auch nicht mehr, wie Thorne so schnell von einem Ort zum anderen gelangen konnte. Die beiden bildeten eine perfekte Symbiose. Daher gab Cain seine Angriffe bald auf und konzentrierte sich darauf, an das Artefakt zu gelangen. Ihn trennten nur noch wenige Schritte davon.
Vehement versuchte Cain, dem Ereignis aus seiner Vision zu entgehen, als plötzlich ein Bolzen in seinen Oberschenkel einschlug. Es knackte und er spürte einen dumpfen Schlag, stellte jedoch zu seiner Erleichterung fest, dass es den Glückskürbis getroffen hatte, den Mr Fang ihm geschenkt hatte. Den hatte er bereits ganz vergessen gehabt! Vor Erleichterung passte er einen Moment nicht auf – da bohrte sich ein Geschoss in seine Schulter, genau an der Stelle, die von seiner Schutzweste nicht mehr bedeckt wurde.
In dem Augenblick, als ein unvorstellbarer Schmerz Cain durchdrang und er auf die Knie sackte, weil sein ganzer Körper wie betäubt schien, schrie der weibliche Engel: »Cain!«.
Vor seinen Augen drehte sich alles. Als er zu Boden stürzte, konnte er unter ihre Kapuze sehen, so nah war er den beiden bereits gekommen. Es war Amabila, ein ehemaliges Mitglied des Rates der Engel! Der Verräter kam tatsächlich aus den eigenen Reihen. Cains Seele litt unendliche Qualen, sein physischer Schmerz war nichts dagegen.
Ein Engel … Amabila!
»Soll ich dir den Weg freischießen?«, rief Raja von irgendwo hinter ihm. Sie hatte wahrscheinlich noch nichts von seinem Fall mitbekommen. Cain konnte sie wie einen Schatten durch die Höhle huschen sehen. Er hob seine Hand, schaffte es jedoch nicht, einen Blitz zu formen. Was war denn nur los mit ihm? Er konnte sich nicht mal den Bolzen aus der Schulter ziehen, stattdessen fühlte er, wie er immer schwächer wurde. Was war das nur für ein Zauber? Normalerweise haute Cain nichts so schnell um.
»Hey, Sonnenschein, soll ich schießen?«, fragte die Dämonin ein weiteres Mal.
Auch wenn Amabila sie verraten hatte, so war sie immer noch eine von ihnen. Und vielleicht konnte sie nichts dazu? Thorne war ein mächtiger Magier. Er könnte Amabila verhext haben. »Untersteh dich, du könntest sie treffen!«, wollte er Raja zuschreien, stattdessen drangen die Worte schwach aus seinem Mund.
Nur gut, dass seine Dämonin über ein ausgezeichnetes Gehör verfügte. »Sie gehört zum Feind, schon vergessen?«, stichelte sie, doch plötzlich war sie aus seinem Gesichtsfeld verschwunden, nachdem Thorne angefangen hatte, wieder auf sie zu schießen.
Cain versuchte wachsam zu bleiben und gegen seine Schwäche anzukämpfen, doch je mehr er sich anstrengte, desto schneller schien es mit ihm bergab zu gehen. Alles war verloren; er hatte versagt …
Thorne richtete seine Armbrust auf ihn. Den Köcher hatte er von sich geschleudert, er besaß nur noch einen Schuss. Der Bolzen befand sich nur Zentimeter vor Cains Augen.
Amabila hielt den Magier am Arm fest. »Nicht, bitte!« Traurig blickte sie zu Cain herab. Als Thorne seine Waffe sinken ließ, erfüllte plötzlich ein gleißendes Licht, das vom Kelch ausging, die Höhle.
Das Artefakt hatte die gemahlenen Vampirzähne absorbiert. Es sah wieder wie ein Becher aus gewöhnlichem Glas aus, als Thorne ihn aufhob und unter seinem Mantel versteckte.
»Lass uns hier schleunigst verschwinden!«, hörte Cain ihn sagen.
Dann vernebelte sich Cains Verstand, woraufhin er kaum noch etwas von seiner Umgebung wahrnahm. Der Schmerz überdeckte alles …
Leraja stutzte. Der weibliche Engel an Thornes Seite wirkte aufgebracht, denn sie zog unentwegt an dessen Cape. »Aber Herr! Er wird sterben!«
»Nicht, wenn die Dämonin ihn rettet«, sagte er abfällig und zog die kleine Person an seinen Körper. »Aber da sie das nicht tun wird – ja, dann wird er sterben; er ist schon so gut wie tot.«
In ihrem Versteck spitzte Leraja die Ohren. Dieser Thorne hätte ihr sympathisch werden können, wenn sie nicht ein plötzliches Faible für ihren Sonnenschein entwickelt hätte. Er war ein nettes Spielzeug.
»Sie könnte ihn retten?« Hoffnung schwang in der Stimme des Engels mit.
Leraja hörte gut zu, als Thorne kurz erklärte, wie das zu bewerkstelligen war, aber sie hatte keine Ahnung, wovon der Magier sprach …
Vor Kurzem hatte sich Leraja zurückgezogen und ein Portal geöffnet, um sich von hinten an die beiden heranzuschleichen, doch sie kam zu spät: Thorne und der Engel lösten sich bereits vor
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