Engelslust
positionierte sich hinter einem Felsvorsprung und zog sein Smartphone aus der Hosentasche, das er möglichst unauffällig auf den großen Mann in der schwarzen Kutte gerichtet hielt. Dieser sprach eine Beschwörungsformel nach der anderen, weshalb sich Cain beeilen musste. Als der Kuttenmann die Hände hob und für einen Moment nach oben sah, machte Cain ein Foto. Das schickte er sofort an Crispin. Und während Cain noch überlegte, woher er das Gesicht des Mannes mit den hohen Wangenknochen und dem markanten Kinn kannte, schickte ihm Cris bereits die Antwort: Magnus Thorne, ehemaliger Software-Entwickler und Mitarbeiter der Excelsior Corporation.
Cain stockte der Atem. Thorne! Unmöglich! Er hatte das Sicherheits- und Überwachungssystem der Corporation erfunden. Es gab nicht einen Computer oder ein anderes technisches Gerät, an dessen Entwicklung er nicht beteiligt gewesen war.
Der Unglücksfall vor zwei Jahren war noch gut in Cains Gedächtnis geblieben. Thorne hatte sich danach aus dem Programm ausgeklinkt. Alle hatten Verständnis dafür aufgebracht, weil er sich eine Auszeit gönnen wollte, aber dass er gleich den Kelch stahl …
Magnus Thorne entstammte einem uralten Magiergeschlecht, das ein sehr hohes Ansehen beim Rat genoss. Thorne war als absolut vertrauenswürdig e ingestuft worden. Und nun war er ihr Feind – ein mächtiger und gefährlicher noch dazu!
Unvermittelt sprang Cain hinter dem Felsen hervor, einen Energiepfeil in der Hand, und rief: »Geben Sie auf, Thorne!«
Die beiden vermummten Gestalten zuckten zusammen. Abrupt verstummte der Gesang. In einer fließenden Bewegung streifte sich der Magier die Kapuze vom Kopf und griff hinter sich, um zu Cains Überraschung eine moderne Armbrust hervorzuholen, die bereits gespannt war.
Die in Weiß gekleidete Person hielt Thorne am Arm fest, um ihn am Schießen zu hindern, und flüsterte etwas, das Cain nicht verstand.
Thornes Antwort, die er laut genug von sich gab, ließ Cain erschaudern. »Ein Engel weniger, um den es nicht schade ist.«
Cain spürte den Schmerz, den Thornes Worte der kleineren Person zufügten, worauf er wusste, dass es sich dabei tatsächlich um einen Engel handelte, der Statur nach wahrscheinlich einem weiblichen. Raja hatte diesbezüglich nicht gelogen.
Was hatte dieser Mistkerl dem Engel angetan? Die zierliche Gestalt wirkte eingeschüchtert, auch wenn Cain ihre innere Stärke fühlte. Leider war er nicht nah genug an ihr dran, um mehr von ihren Schwingungen auffangen zu können.
»Übergeben Sie mir den Kelch und es wird Ihnen nichts geschehen!«, rief Cain, den Blitz weiterhin auf den Magier gerichtet, blieb jedoch in sicherer Entfernung.
»Nur über meine Leiche«, knurrte Thorne und drückte ab. Der Bolzen der Armbrust hätte Cain mitten ins Herz getroffen, wenn nicht ein bläuliches Geschoss, das wie eine brennende Kugel aussah, Thornes Pfeil in der Luft zerschmettert hätte.
»Ich hab dir grad deinen süßen Arsch gerettet!«, hallte eine amüsiert klingende Stimme durch die Höhle. »Jetzt hab ich was gut bei dir!«
Raja! Cain hatte keine Zeit, nach ihr Ausschau zu halten, denn Thorne feuerte bereits weitere Bolzen auf ihn ab, denen Cain diesmal geschickt auswich. Er fluchte jedoch, da er nicht zurückschießen konnte, denn der Engel stand wie ein Schutzschild vor dem Magier!
Daher hechtete Cain hinter den Felsvorsprung und Raja dabei fast in die Arme. »Hallo Sonnenschein, hab ich was verpasst?«
Schnell rückte er von ihr ab. Na ausgezeichnet, jetzt hatte er es mit zwei Gegnern zu tun! Cain richtete den Energiepfeil auf sie, aber Raja hob ihre Arme. Sie war unbewaffnet. »Frieden, schon vergessen?«
Der Reißverschluss ihrer Lederjacke war fast bis zu ihrem Bauchnabel aufgezogen. Cain schluckte schwer, denn außer einem sehr knappen schwarzen Spitzen-BH trug sie nichts drunter. Da sie immer noch die Arme nach oben hielt, waren die runden Hälften ihrer Brüste leicht gestreckt und Cain erkannte die Ansätze ihrer rosigen Brustwarzen.
»Wie hast du gewusst, wo du hinmusst?«, fragte er rau, wobei er einen Blick über den Felsvorsprung warf. Thorne hatte wieder mit dem Singsang begonnen. Es schien nicht mehr lange zu dauern, bis der Kelch die neue Zutat absorbiert hatte, denn es stieg bereits bläulicher Qualm empor.
Aus den Augenwinkeln nahm Cain wahr, wie Raja ihr Handy in der Innen tasche ihrer Jacke verschwinden ließ. Für Cain war das ein eindeutiges Zeichen. Schnell griff er hinein und streifte dabei
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